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Gaelen Foley - Knight 04

Gaelen Foley - Knight 04

Titel: Gaelen Foley - Knight 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prinz der Nacht
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stürzen.
    „Vielleicht haben sie es ja nur gereinigt, Vater“, hörte Bil- ly seinen älteren Bruder Percy sagen. Percy, Vaters Erbe und ein überragender Student in Oxford, war neben Mutter der Einzige, der in diesem Haus noch nie geschlagen worden war. Das war auch gut so, denn er war ein dünner, empfind- licher Junge, der bei jedem kalten Lüftchen eine Erkältung bekam. Eine Runde gegen seinen Vater hätte ihn wahr- scheinlich umgebracht. Billys Konstitution dagegen war anders beschaffen, der konnte einen Schlag seines Vaters vertragen.
    Als Billy auf das Arbeitszimmer zulief, begann er zu schwitzen, und seine Hände wurden kalt. Noch ehe er ein- trat und seinen Vater betrunken und unordentlich auf den Diener zugehen und ihn gegen die Wand stoßen sah, wusste er, dass es diesmal nach seinem Geständnis besonders schlimm werden würde.
    Am besten bringe ich es hinter mich, dachte er, ohne zu merken, dass Reg und Justin ihm gefolgt waren und alles mitbekommen würden, was geschah.
    Billy straffte die Schultern, trat in das Arbeitszimmer und zog das Fernrohr aus der Tasche. „Sir“, begann er und hielt es hoch. „Ich habe Ihr Fernrohr. Niemand hat es gestohlen. Hier ist es.“ Er hielt es seinem Vater hin, der sich mit rotem Gesicht und schwer atmend umwandte. „Ich habe es mir ausgeliehen.“
    Truro kniff die rot geränderten Augen zusammen und ließ den Diener los. Rasch lief der junge Mann außer Reichwei- te. „So, so“, sagte Truro leise, „ausgeliehen, ja?“
    Billy stand reglos da. Truros grüne Augen funkelten ge- fährlich. Mit den langen dunklen Haaren und seinem Drei- tagebart sah sein Vater wie ein Pirat aus.
    „Vater“, stieß Percy warnend hervor, während der Mar- quis langsam auf seinen jüngeren Sohn zuging.
    Billy hielt dem Blick seines Vaters mit der Verzweiflung dessen stand, der weiß, dass er sowieso nichts ändern kann.
    „Bitte, Vater“, bettelte Percy eindringlich. „Bitte, lass ihn in Ruhe ...“
    Der erste Schlag ließ Billy gegen das Regal taumeln, wo er sich die Lippe an einem Brett aufschnitt und ein Haufen Bü- cher auf ihn herabregnete. Sein Vater trat über die staubi-

gen, ungelesenen Bände hinweg, packte Billy am Arm und hob ihn gerade so hoch, dass er einen guten Winkel für Schlag zwei und drei hatte. Aus den Augenwinkeln sah Bil- ly, wie Blut auf das aufgeschlagene Exemplar „Der Tod des Arthur“ tropfte, aber er konnte den Tritten und Schlägen seines Vaters nicht ausweichen. Truro hob sogar ein schwe- res Lexikon auf und schlug es Billy über den Kopf.
    „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du meine Sachen nicht anfassen sollst? Du kleiner Dieb! Hast wohl gedacht, du könntest es zurücklegen, ohne dass ich es merke, was? Du hältst dich wohl für sehr klug?“
    Billy hörte sich alles leugnen und entschuldigte sich hun- dertmal, aber es nützte nichts. Er schrie vor Schmerz laut auf, als sein Vater ihn bei den Haaren packte und seinen Kopf zurückriss.
    In dem Moment wurde ihm klar, dass sein Vater ihn dies- mal umbringen würde.
    „Vater!“ schrie Percy und rannte zu ihnen, aber sein Vater stieß ihn mit einer Armbewegung von sich, so dass Percy zu Boden fiel.
    „Fass niemals meine Dinge an! Es ist diese Schule, die dir Flausen in den Kopf setzt, nicht wahr, William? Nun, viel- leicht solltest du lieber hier bleiben, damit ich dir Manieren beibringe.“
    Billy hob den Kopf und schaute seinen Vater bittend an. Ein Auge schwoll bereits zu, Blut lief ihm aus Mundwinkel und Nase, aber der Marquis schlug seinen Kopf auf den Schreibtisch und trat ihn in den Magen. Billy spürte, wie er langsam das Bewusstsein verlor. In seinen Ohren begann es zu klingeln, und er konnte kaum hören, dass jemand wein- te.
    „Stopp!“ rief eine schrille Stimme.
    Wundersamerweise half der Befehl, aber als Billy benom- men den Kopf hob, sah er Reg und Justin weiß und voller Angst auf der Schwelle stehen – damit war seine Erniedri- gung vollkommen. Sein Stolz war getroffen – sein schreck- liches Geheimnis gelüftet. In einem Moment war sein Leben ruiniert. Seine Freunde würden den anderen Jungen be- stimmt erzählen, was sie beobachtet hatten; jeder würde dann wissen, dass er nutzlos und unerwünscht war. Sein Hafen, den er in Eton gefunden hatte, löste sich in Nebel auf

wie das verlorene Königreich von Lyonesse, das laut einer Sage vor Jahrhunderten vor der Küste Cornwalls im Meer versunken war. Sein Vater richtete sich auf und betrachtete die Eindringlinge mit einem

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