Gaelen Foley - Knight 06
sich an seine Drohung, ihr Gewalt anzutun. Die Tür ging auf, und da stand er, groß, mit harten Augen und ge- nauso Furcht einflößend, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Sie schluckte schwer. Michail betrat den Raum und musterte sie, als wäre sie ein Stück Handelsware. Als er ihr Kinn umfasste und ihr Gesicht hob, zuckte Becky zusammen.
Er betrachtete sie prüfend, bemerkte die Wunde an ihrer Wan- ge und richtete seinen eisigen Blick auf Eva. „Was hast du mit ihr gemacht?“
Becky überlief es kalt, als sie den gefährlichen Unterton in seiner Stimme bemerkte. Zu ihrem Unglück hatte die Baroness noch nicht gelernt, selbst die kleinsten Anzeichen für seinen Unmut zu erkennen.
Sie antwortete in unbekümmertem Ton, noch immer stolz, weil sie Becky für ihn gefunden hatte. „Nun, sie war etwas auf- sässig, daher dachte ich, ich bereite sie ein wenig für dich vor.“ Michails rascher Hieb schleuderte sie zur Seite. „Wie kannst du es wagen, jemanden von meinem Blut zu schlagen!“, fuhr er sie an, als sie gegen die brüchige Mauer sank.
„Aber – Michail!“ Evas Gesicht wurde geisterhaft bleich, und aus großen dunklen Augen starrte sie ihn an. Der Abdruck sei- ner Hand zeichnete sich rot auf ihrer Wange ab, und ihr Blick war ungläubig.
„Hinaus mit dir“, stieß er hervor. „Geh und hol mir Alec Knight!“
Er ist noch am Leben!
„Bring ihn her – allein. Sag ihm, dass wir sie haben, und wenn er sie lebend Wiedersehen will, dann wird er sich sofort ergeben. Ich mag es nicht, wenn man mich demütigt.“
„Oh, Lady Campion, nein“, rief Becky, obwohl sie wusste, dass ihr das nur noch mehr Schläge bescheren würde. „Er wird Alec töten! Ich weiß, dass er Sie bedroht hat, aber Sie wissen auch, dass er es nicht so gemeint hat. Niemals würde Alec einer Frau wehtun. Wenn Ihnen jemals etwas an ihm gelegen hat ...“
„Ruhe!“, brüllte Michail Becky an. „Und du, geh!“, befahl er
der Baroness.
Stolpernd erhob sich Lady Campion und bewegte sich ein we- nig verwirrt auf die Tür zu. Immerhin versuchte sie aufzube- gehren. „Michail, ich habe dir das Mädchen gebracht“, erklärte sie. „Verlang nicht zu viel. Genügt es nicht, dass deine brutalen Männer schon Nick Rushford und Daniel Fortescue niederge- metzelt haben?“
„Ich bin es, der sagt, wann genug ist.“ Er richtete sich auf und ging auf sie zu. Sie wich zurück und duckte sich. „Eva, du wirst das zu Ende bringen. Schließlich warst du es auch, die es begon- nen hat, oder? Du steckst bis zum Hals mit drin. Wenn du nicht wegen Entführung hängen willst, dann schlage ich vor, dass du tust, was ich dir sage. Bring ihn her. Allein.“
Sie ergriff die Flucht.
Kurz darauf ritt die Baroness am Fenster vorbei. Kaum dass sie unterwegs war, schloss Michail die Tür und drehte sich dann zu Becky herum, die auf der langen hölzernen Bank saß.
Mit gesenktem Kopf ging er auf sie zu, seine grauen Augen funkelten vor Vergnügen. „Jetzt also, kleine Cousine. Du und ich, wir müssen noch eine unvollendete Angelegenheit klären.“ Er packte ihr Haar und riss ihren Kopf zurück, dabei strich er mit dem Daumen über ihre aufgesprungenen Lippen. „So hübsch“, flüsterte er.
Becky fühlte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Sein eiserner Griff machte jeden Widerstand zwecklos, als er sie zu- rückdrängte, langsam und unausweichlich, bis sie rücklings auf der Bank lag und vor Furcht zitterte.
„Ich sagte dir, ich würde dir eine Lektion erteilen, die du niemals vergessen wirst. Du hast schon lange damit rechnen müssen.“
Sie begann, sich zu wehren, versuchte, sich seinen groben An- näherungen zu widersetzen, doch als er nach unten griff, um seine Hose zu öffnen, packte sie das blanke Entsetzen. „Nein! Michail, nicht! Bitte!“, stieß sie hervor. „Warte – ich flehe dich an.“
Warnend packte er sie an der Kehle. „Halt den Mund und mach verdammt noch mal die Beine breit. Für ihn hast du es doch auch getan, oder?“
„Das versuche ich dir ja zu sagen.“ Sie suchte nach einer Möglichkeit, ihn abzuschrecken. „Lord Alec – er hat mich mit
der Franzosenkrankheit angesteckt.“
Er hielt inne und musterte sie verächtlich.
„Du kennst seinen Ruf als Schürzenjäger.“ Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, und hoffte, dass er ihr glaubte. Michail verzog die Lippen zu einem Lächeln. Er ließ seine Ho- se geschlossen, doch Beckys Erleichterung war nur von kurzer Dauer, denn er drückte sie weiterhin
Weitere Kostenlose Bücher