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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
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nistete, einen zerbrochenen Stuhl, und in ei- ner Ecke lehnte aufrecht ein zusammengerollter Teppich. Zwar waren alle wirklich wertvollen Dinge schon vor vielen Jahren ins Haus ihres Großvaters nach Berkshire gebracht worden, doch der Dachboden enthielt noch einige Stücke, die von den Weltreisen verschiedener Diplomaten der Familie Talbot wäh- rend der letzten Jahrhunderte zeugten. Verblichene Gemälde, exotische Vasen, ein verstaubtes Modell des Kolosseums.
    Ihr suchender Blick verharrte auf dem massiven Schrank an der Wand. Den habe ich gesucht. Das schwere Barockmöbel überragte sie, die gewölbte Front enthielt mindestens zweihun-

dert kleine Schubladen. Die Frage war nur, in welche Lade sie die Orden ihres Vaters gelegt hatte. In dieser würden auch die Liebesbriefe ihrer Mutter sein, mit einem verblassten Band zu- sammengehalten.
    Sie stellte ihre Laterne ab und begann, die winzigen Schub- laden nach diesen ihr wichtigen Dingen zu durchsuchen. Jede erhielt eigenartige Schätze: sonderbare Schlüssel, alte Einla- dungen zu einem Jagdfrühstück, ein kleines Buch mit illust- rierten Bibelgeschichten für Kinder, eine kleine Flöte aus Holz, ein dünnes Armband, das aus dem geflochtenen Haar von ir- gendjemandem angefertigt war, eine kleine silberne Vogelfigur. Eine Lade, die sie öffnete, enthielt eine bemerkenswerte Kolonie fremdartiger Insekten. Rasch schob sie sie zu und fand kurz da- rauf das, weswegen sie gekommen war.
    Nur aus Neugier öffnete sie noch eine weitere Schublade, die sie noch nicht untersucht hatte. Eigentlich musste sie sich beei- len, denn das Öl in ihrer Lampe wurde knapp. Sie zog die Lade weiter auf, schaute hinein und entdeckte eine alt aussehende hölzerne Schachtel, klein genug, um in ihre Handfläche zu pas- sen. Sie nahm sie heraus, blies eine Staubwolke weg und stellte fest, dass in dem Deckel ein Name eingraviert war: Agnes Ma- riah Talbot.
    Lady Agnes, deren Porträt am Fuße der großen Treppe hing! Das Gespenst, das sie als Kind gesehen hatte! Ihr Herz schlug schneller, und mit einer Gänsehaut auf den Armen öffnete Be- cky die kleine Schachtel ihrer Tudor-Vorfahrin.
    Innen war die Schachtel mit cremefarbenem Samt ausge- schlagen. Offensichtlich war sie entworfen worden, um etwas Kostbares aufzubewahren, doch jetzt enthielt es nur ein verbli- chenes, zum Quadrat zusammengefaltetes Stück Papier. Behut- sam entfaltete sie die zweihundert Jahre alte Notiz.
    Ein Siegel mit blassen Farben oben auf der Seite kennzeich- nete es als eine Art offizielles Dokument. Dann folgte etwas Auf- geschriebenes, die einzelnen Buchstaben verliefen sehr eng und spitz, die Formulierungen stammten aus der Zeit von Shakes- peare. All dies behinderte ihre Bemühungen, das Schriftstück zu entziffern. Aber dann konnte sie sich zusammenreimen, dass das Papier die Herkunft des großen Rubins erklärte, den Lady Agnes auf dem Bildnis von ihr trug. Wie es schien, war er ein Ge- schenk von einem Prinzen aus Ceylon an einen der Diplomaten

aus der Familie Talbot, der vor zweihundert Jahren eine gefähr- liche Reise nach Ostindien unternommen hatte, um den Handel mit Gewürzen voranzutreiben. Irritiert stellte Becky fest, dass die unternehmungslustige Lady Agnes selbst diese Reise unter- nommen hatte und den Prinzen mit ihrem Charme betört hatte, aus dessen Rubinminen das Juwel stammte. Seither wurde die „Rose of Indra“ durch die weibliche Linie der Familie weiter- vererbt.
    Was bedeutete, dass das Schmuckstück jetzt ihr gehörte. Einen Moment lang dachte sie voller Erstaunen darüber nach, dann empfand sie große Bitterkeit darüber, dass ein solcher Schatz verloren sein sollte. Ein anderes Erbe besaß sie nicht. Wenn sie allerdings diesen Rubin finden könnte, so wäre er ge- wiss genug wert, um Michail so viel Geld zu bieten, dass er ihr Talbot Old Hall überlassen würde.
    Als sie das Dokument durchsah, entdeckte sie ein Postskrip- tum, das offensichtlich von anderer Hand ans Ende der Seite gekritzelt worden war und dem sie einen Hinweis darauf ent- nehmen konnte, was aus der „Rose of Indra“ geworden war. Die Rechtschreibung war moderner, und die Worte schienen eilig ge- schrieben worden zu sein: Die Roundheads kommen und wer- den uns belagern. Die Rose ist zwischen den Lilien versteckt. Also, überlegte Becky, war es wohl einem klugen Vorfahren gelungen, den Stein vor Cromwells Truppen während des Bür- gerkriegs zu verstecken. Ohne Zweifel wäre er sonst beschlag- nahmt worden, zusammen

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