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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
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Schwärze der Nacht war es nicht einfach, die Tür zu finden, doch als sie es geschafft hatte, ging sie ohne zu zögern hinein. Ihr Herz schlug schneller.
    Innen war es noch finsterer als im Wald, vermutlich war seit hundert Jahren niemand mehr hier gewesen, abgesehen von ih- ren kindlichen Erkundungsgängen vor über zehn Jahren. Sie legte ihren Beutel auf den Boden und bückte sich, um die Zünd- holzschachtel aus diesem herauszunehmen. Im Dunkeln tastete sie nach einem Hölzchen und zündete damit die Kerze an, nach- dem es brannte.
    Sie hielt eine Hand vor die tanzende Flamme, um sie vor dem

leichten Luftzug zu schützen, den sie im Gesicht spürte, hob das Licht hoch und betrachtete ihre Umgebung. Der vordere Raum war fast leer, es gab nur einen Kamin und eine steile, halb verrottete Treppe, die zum Dachboden führte. Aber als sie den Blick weiter schweifen ließ, wurde sie zuversichtlicher, denn sie bemerkte den Fries, der das Innere des Torhauses zierte: weiße Lilien auf purpurfarbenem Grund. Bestimmt war der Rubin ir- gendwo hier versteckt.
    Sie folgte dem Fries, auf der Suche nach weiteren Hinweisen, wo der Edelstein versteckt sein könnte. Als sie den Blick über die hohen Wände schweifen ließ, bemerkte sie das Hoheitszei- chen, das zwischen zwei hohen Fenstern angebracht war und die Form einer Lilie besaß. Das Hoheitszeichen, nur so groß wie ein Speiseteller, trug das Wappen der Familie Talbot. Etwas zog Becky dorthin.
    Sie ging zur großen Truhe, die direkt darunter stand, und stieg auf diese, nachdem sie die Kerze darauf abgestellt hatte. Dann stellte sie sich auf ihre Zehenspitzen und streckte beide Hände nach oben, um herauszufinden, ob sie das Hoheitszeichen von der Wand nehmen konnte.
    Es war mühsam, und etwas von dem Stuck rieselte ihr in die Augen. Sie blinzelte es weg und zog so fest, bis das Zeichen sich löste. Sie lehnte es an die Wand neben ihren Füßen, dann blickte sie hinauf zu dem Kreis, den sie bloßgelegt hatte.
    Nichts.
    Sie tastete alles mit der Hand ab, aber da gab es kein gehei- mes Versteck, keinen winzigen Spalt, wo man einen Edelstein hätte verbergen können. Verflixt. Entschlossen, die Suche fort- zusetzen, stieg sie von der Truhe, wobei sie mit der Schuhspitze gegen das Hoheitszeichen stieß. Es rollte davon. Als sie die Ker- ze wieder aufnahm, sah sie dem Zeichen nach, und etwas fiel ihr auf, als es sich drehte und ein paar Fuß weit entfernt liegen blieb.
    Stirnrunzelnd hob Becky es auf und wendete es langsam um. Ein unterdrückter Schrei entfuhr ihr. An der Rückseite des Ho- heitszeichens war mittels eines kleinen Hakens, der ins Holz ge- trieben war, und mithilfe von zwei Schnüren eine Ledertasche befestigt.
    Mit zitternden Fingern löste sie die Schnüre und öffnete die Tasche. Dann schüttelte sie den Inhalt in ihre Hand.

Ein dicker, blutroter Rubin fiel direkt in ihre Finger.
    Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Es gab ihn wirklich! Sie hatte ihn tatsächlich gefunden! Die „Rose of Indra“! Irgendwie übertraf der Stein ihre wildesten Vorstellungen. Sie stieß einen kleinen Jubelschrei aus und drehte sich vor Freude einmal um sich selbst. Doch dann hörte sie ein Geräusch.
    Ein leises Stöhnen, wie von einem Tier.
    Sie hielt den Atem an. Lauschte. Es kam aus der angrenzen- den Kammer. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie begriff, dass jemand – oder etwas – da drinnen war. Vielleicht ein verletz- tes Tier, denn sie spürte, dass da ein Lebewesen Schmerzen litt. Vielleicht hatte eine der Stallkatzen mit einem Tier gekämpft und war dorthin geflohen, um ihre Wunden zu lecken.
    Aber das scharrende Geräusch, das folgte, konnte nicht von einer kleinen Katze stammen. O Himmel, dachte sie. Vielleicht hatte ein Vagabund hier Unterschlupf gesucht, um dem Arbeits- haus zu entkommen, denn in England herrschten harte Zeiten. Falls das so war, so gab es für ihn nichts zu fürchten. Sie konnte ihm etwas zu essen anbieten.
    Becky nahm all ihren Mut zusammen, ging zu der Tür, die die beiden kleinen Räume verband, und hob ihre Kerze.
    „Hallo?“, rief sie leise, doch kaum hatte sie die Tür geöffnet, roch sie Urin und Blut. In einer Ecke bewegte sich etwas, und angstvoll blickte sie dorthin. „Wer – wer ist da?“
    „Aidez-moi“, hörte sie eine leise, raue Stimme. „Helfen Sie mir.“
    „Zeigen Sie sich!“
    Ihre Knie drohten nachzugeben, als sich in der dunklen Ecke mit einer qualvollen Bewegung eine menschliche Gestalt erhob und vorsichtig ins Licht

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