Gaelen Foley - Knight 06
Ende gewinne ich immer, Rebecca, also achte auf mei- ne Worte. Wenn du dir sehr viel Kummer ersparen willst, dann schlage ich vor, du machst es dir zur Aufgabe, das zu tun, was ich sage. Bei mir allein liegt es zu entscheiden, was du an jeder Stunde des Tages tust, wohin du gehst, wen du treffen willst, was du isst, was du anziehst, wie oft du an jedem Tag blinzelst. Gewöhne dich daran“, flüsterte er ihr ins Ohr, dann ließ er sie plötzlich los und stieß sie grob von sich weg.
Verlegen und entsetzt stolperte sie davon, während Michail seine muskulösen Arme vor der Brust verschränkte. „Geh für
den Rest des Tages auf dein Zimmer. Wenn ich bereit bin, deine Entschuldigung zu hören, werde ich nach dir schicken. Jetzt bin ich nicht in Stimmung.“
„Entschuldigung?“, stieß sie hervor.
„Du hast mich geschlagen und meine Männer beleidigt. Wenn ich dich heute Abend rufen lasse, wirst du mir erklären, warum das falsch war. Verstanden? Jetzt geh.“ Er wandte sich ab und entließ sie mit einem Wink seiner juwelengeschmückten Hand.
Sie zitterte am ganzen Körper und vermochte an nichts mehr zu denken. Nur ein Gedanke war klar und deutlich in ihrem Kopf: „Verlassen Sie dieses Haus“, sagte sie leise.
„Du bist noch hier?“, fragte er ungläubig und wandte sich um. „Dumm von dir. Und doch bin ich beeindruckt.“
Ihr Zorn gewann die Oberhand. „Verlassen Sie mein Haus!“, schrie sie und achtete darauf, dass die Möbel zwischen ihnen standen. „Und nehmen Sie Ihre schmutzigen Barbaren mit!“ Als er mit wehendem Mantel auf sie zukam, ergriff sie die Flucht. Sie lief an Lady Agnes’ Porträt vorbei und hastete mit hämmerndem Herzen die Treppe hinauf.
Michail blieb am Fuß der Treppe stehen. „Jetzt bin ich der Herr dieses Hauses!“, brüllte er ihr nach. „Entweder lernst du, mir zu gehorchen, oder du gehst!“
Das ist leicht zu entscheiden. Als sie ihr sicheres Schlafge- mach erreicht hatte, schlug Becky die Tür hinter sich zu. Einen Moment lang stand sie bebend da und lauschte, ob er ihr etwa gefolgt war. Als sie nichts hörte, ließ sie sich gegen die Tür fal- len, benommen und schockiert über das, was gerade geschehen war. Sie konnte weiterhin nicht begreifen, dass ihr gesetzlicher Vormund sie geschlagen hatte.
Und er hatte noch Schlimmeres vor.
Ihre Hände waren kalt, ihr Magen schmerzte, als sie erkannte, dass sie hier nicht weiter sein konnte. Ihr eigenes Zuhause – und doch blieb ihr keine andere Wahl, als es zu verlassen. Er hatte sein Verlangen deutlich genug erklärt. Es war jetzt sein Haus. Lieber wollte sie hinausgeworfen werden, als dass man sie de- mütigte und ihr Gewalt antat.
In diesem Moment hörte sie ein Geräusch an der Tür hin- ter sich und erschrak fast zu Tode. Dem Geräusch folgte Mic- hails Stimme. „Um Mitternacht werde ich wiederkommen, um deine Entschuldigung zu hören. Dann wird deine Ausbildung
beginnen. Du solltest darauf hoffen, mir zu gefallen, meine Lie- be, oder ich werde dich an den schlimmsten Mann verheiraten, der mir begegnet.“
Gelächter.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt, der Fluch, den sie ihm zu- schleudern wollte, blieb ihr im Hals stecken. Sie starrte die Tür an. Als sie mit pochendem Herz lauschte, entfernten sich seine Schritte. Er war fort.
Vorsichtig rüttelte sie an der Tür, dann stellte sie fest, dass er sie eingeschlossen hatte. Jetzt war sie wirklich seine Gefan- gene ...
Alec hoffte, dass sein Zorn sich nicht zu deutlich auf seinem Gesicht widerspiegelte, als Becky nachdenklich innehielt und seine Verletzung zu Ende reinigte. Ausbildung, dachte er, und in seinen Schläfen pochte es. Ausbildung?
Er für seinen Teil konnte es kaum erwarten, diesem Schurken eine Lektion zu erteilen, die er niemals vergessen würde.
Sie zuckte die Achseln, verbarg den Ausdruck ihrer Augen hinter ihren Wimpern. „Also begann ich zu packen.“
Kein Wunder, dass es ihr so schwerfällt, mir zu vertrauen, dachte Alec. An ihrer Stelle würde er auch niemandem trauen.
„Wie fühlt sich das an?“, fragte sie leise und betrachtete ihr Werk.
Statt einer Antwort murmelte er etwas. Ihre Geschichte be- reitete ihm mehr Sorgen, aber er war froh zu sehen, dass die Blutung aufgehört hatte. „Mach bitte weiter.“
Sie riss noch einen Streifen von ihrem Unterrock ab. „Nach Michails Drohungen wusste ich, dass ich mich rasch in Sicher- heit bringen musste, aber ich fürchtete, dass mein Cousin mög- licherweise gegen Nachbarn vorgehen würde,
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