Gaelen Foley - Knight 06
nicht, wer er war oder warum sie ihn festhielten. Und weißt du, was das Schlimmste ist? Ich habe das Medaillon, das er mir gab, irgendwo im Moor verlo-
ren. Wer immer er war, jetzt wird seine Familie nichts haben, um sich an ihn zu erinnern. Ich tat, was ich konnte, um es zu finden, aber die Männer kamen so schnell näher – ich musste weg. Ver- mutlich liegt es noch immer dort. Ich fühle mich grässlich.“
„Du hast nichts unversucht gelassen. Du darfst dir keine Vor- würfe machen, Becky.“ Er küsste ihr Haar. „Alles wird wieder gut. Du wirst dein Zuhause zurückerhalten, und wenn es sein muss, werden wir jeden in deinem Dorf zu Hilfe holen und das Moor absuchen, bis wir das Medaillon gefunden haben. Ich ver- spreche dir, dass dein Cousin nicht ungeschoren davonkommen wird.“
Sie kämpfte mit den Tränen und umarmte ihn fest. „Ich fürch- te mich, Alec.“ Dabei barg sie ihr Gesicht an seinem Hals.
„Ich weiß, Liebes. Aber du bist nicht mehr allein, verstehst du das? Was immer geschieht, wir werden es zusammen durch- stehen. Und ich sage dir noch etwas.“ Er umfasste ihre Wange, beugte sich zu ihr und küsste ihre Stirn. „Ich werde dich nicht aus den Augen lassen, bis alles geklärt ist.“
„Nein?“
„Nein.“ Bedächtig schüttelte er den Kopf und versuchte, ihr ein Lächeln zu entlocken. „Ich erkläre mich zu Ihrem königli- chen Leibwächter, Mylady. Ich hoffe, dies erfreut Sie.“
Es funktionierte. Sie lächelte und errötete dabei, sodass sie den Blick senkte. Beim Erzählen der Geschichte hatte sie den Albtraum noch einmal durchlebt, und so war sie nun froh, statt des pflichtschuldigen Heiratsantrags seinen Schutz annehmen zu können.
„Gut.“ Mit energischem Nicken wandte Alec sich ab, stand auf und dachte darüber nach, was zu tun war. Er begann, rast- los in der Kapelle auf und ab zu gehen. „Wir müssen jetzt genau überlegen, wie wir am besten vorgehen.“
Während sie ihn beobachtete, stellte Becky fest, dass es nie- manden gab, den sie lieber als Verbündeten gehabt hätte. „Mi- chail ist jetzt in London, wie du selbst feststellen konntest. Aber ich bin sicher, dass einige seiner Kosaken noch immer im Dorf oder sogar in Talbot Old Hall untergebracht sind für den Fall, dass ich versuche, zurückzukommen.“
„Nun, du wirst erst wieder dort hingehen, wenn es keine Ge- fahr mehr für dich gibt.“ Alec hob die Schultern, um die An- spannung daraus zu vertreiben. „Zuerst: Bist du sicher, dass das
Anwesen nicht zum Fideikommiss gehört?“
„Ganz sicher“, erwiderte sie und nickte, als das Knarren der großen Kirchentüren ihnen in Erinnerung rief, dass die Gläu- bigen für den Mittagsgottesdienst eintrafen. „Es ist möglich, es zu erstehen – wenn mein Cousin dazu gebracht werden kann, es zu veräußern.“
„Oder man müsste ihn so überlisten, dass er es verliert, hm?“, murmelte er.
„Was meinst du damit?“
Alec hatte schon einige Schritte vorausgedacht, während er noch immer auf und ab ging. Die Arme vor der Brust ver- schränkt, tippte er mit einem Finger auf seine Lippen. „Auch wenn es uns gelingt, ihn zuerst anzuklagen, und wir es schaffen könnten, dass er als Schwerverbrecher verurteilt wird, geht sein Besitz an die Krone über – und dann wird es noch schwieriger für dich, dein Zuhause zurückzuerlangen. Entweder wird die königliche Familie Talbot Old Hall für ihre eigenen Zwecke nut- zen, oder es wird versteigert, wobei man dich gewiss überbieten wird. Schließlich ist ein altes Herrenhaus, so nahe an der Heide gelegen, für jede Jagdgesellschaft reizvoll, außerdem ist es his- torisch bedeutsam. Am besten ist es, keine Aufmerksamkeit da- rauf zu lenken, das treibt nur den Preis in die Höhe.“
„Daran hatte ich noch nicht gedacht.“ Sie runzelte die Stirn. „Was sollen wir also tun?“
„Mir scheint, wir sollten versuchen, so schnell wie möglich Talbot Old Hall zurückzubekommen, erst danach sollten wir deinen Cousin vor Gericht bringen. Je rascher wir ihm das Haus wegnehmen, desto eher werden seine Truppen das Dorf verlas- sen. Und das wiederum sollte nicht allzu schwer sein, zumal es so scheint, als wäre er nicht allzu versessen auf das Anwesen. Wir sollten uns überlegen, wo wir dich in der Zwischenzeit ver- stecken und wie wir den besten Preis für den Edelstein bekom- men. Darf ich ihn sehen?“, fragte er respektvoll.
Sie nickte und zog den Stein aus ihrem Mieder, diesmal mit mehr Vertrauen.
„Es gefällt mir
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