GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
genommen hat er mir verboten, Jeremia zu sehen. Ich verstehe nur nicht warum. Sonst habe ich mich immer um die Gefangenen gekümmert. Ob er irgendetwas bemerkt hat?"
Jason dachte nach, aber kam zu dem Entschluss, dass Netan nichts wissen konnte. „Wenn er etwas vermutete, dann hätte er dich bestimmt bestraft und hätte mich nicht gebeten, nach Jah-red Nahal zu schauen. Nein, es muss einen anderen Grund geben."
„Aber welcher soll das sein? Ich kenne Jeremia nicht, und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es für Netan sehr wichtig war, dass ich ihm auf keinen Fall begegne. Verstehst du das?"
„Ich habe keine Ahnung, aber es kommt mir seltsam vor. Wir müssen herausfinden, warum er das will. Syria, wenn alles gut geht, dann wird morgen Isma eintreffen. Wir stehen kurz davor. Ich werde dir mitteilen, wann sie kommen, und du musst versuchen, sie irgendwie heimlich in die Festung hereinzulassen. Bekommst du das hin?"
„Ja, ich denke schon. Ich werde euch in der Früh das Frühstück bringen. Versuche bis dahin zu erfahren, wann sie hier sein werden. Wir schaffen das irgendwie. Wir müssen es schaffen", bestätigte sie voller Überzeugung. Ihre Augen spiegelten Tatendrang und Entschlossenheit wider.
Die beiden Verliebten wussten jetzt, dass sie zusammen gehörten, und sie würden diesen gefährlichen Weg gemeinsam gehen.
„Ich gehe jetzt", seufzte Jason etwas enttäuscht, weil er seiner Vernunft nachgegeben hatte.
Beide erhoben sich und Syria begleitete ihn zur Tür.
Bevor er die Türklinke runterdrückte, drehte er sich noch einmal zu ihr um, nahm ihr Gesicht in seine Hände und gab ihr einen liebevollen, zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Du bist nicht mehr allein in diesem Gefängnis, und auch wenn du jetzt einsam in deinem Bett ruhst, liege ich in meinen Träumen direkt neben dir. Gute Nacht."
„Schlaf gut, Jason."
Er öffnete leise die Tür und ging hinaus. Auf Zehenspitzen schlich er durch den Gang bis er sein Zimmer erreichte. Als er die Tür hinter sich schloss, atmete er erleichtert aus. Seine Schwestern schliefen noch. Die Wolldecke war verrutscht und lag auf dem Boden. Er ging zu ihnen und deckte sie wieder zu.
Nun brauchte er ein wenig Schlaf. Der heutige Tag würde über sein restliches Leben entscheiden.
Alles musste gut gehen. Bis zum Schluss würde er kämpfen.
Er setzte sich auf den Stuhl und legte die Beine auf die Fensterbank. Erschöpft schloss er seine Augen und schlief mit den sehnsüchtigen Gedanken an Syria ein.
23. Kapitel
Der Morgen ereilte uns schneller, als wir erwarteten. Wir hatten nicht geruht und waren wir sehr müde, aber wir ritten weiter und zwar in dem Tempo wie es unsere Pferde erlaubten. Bald würden wir das Portal erreichen, das Gerrit und seine Männer auch passieren mussten. Ich hoffte nur, dass sie noch nicht durch waren.
Wir trabten einem Pfad entlang, der sich durchs Tal schlängelte. Seitlich des Weges wuchsen schattenhaft Bäume, an denen Bärte aus Flechten hingen. Dahinter ragten steile Berghänge in den Himmel empor. Trotz der geschützten Lage peitschte mir ein frostiger Wind ins Gesicht und benetzte meine Augen mit Tränen. Meine Hände und Füße waren ganz taub vor Kälte. Die Luft roch schon nach Schnee.
Aaron, Brasne und Calena erging es bestimmt genauso, aber keiner beschwerte sich. Wir wussten, was auf dem Spiel stand und unsere Entschlossenheit trieb uns voran.
Wir waren in Cavalan. Auch wenn ich in dem Halbdunkeln nicht viel vom Land sehen konnte, gefiel mir dieses landschaftlich sehr reizvolle Territorium auf Anhieb. Natürlich lag es auch daran, dass Jeremia hier zu Hause war. Aber nicht nur das. Zu meiner Verwunderung ähnelte die bergige und stark bewaldete Landschaft sehr meinem Heimatland Kalander. Besonders die hohen Berge, deren Spitzen schon mit Schnee bedeckt waren, und die Wasserquellen, die zwischen den Bergen ihren Weg zu den tiefen, mit Nebelschwaden durchzogenen Tälern fanden, faszinierten mich besonders. Im Frühling, wenn die ersten Blumen blühten, musste es wie im Himmel sein, stellte ich mir vor. Ich betete zu unseren Göttern, dass ich dies erleben würde - mit Jeremia. Ich versuchte, den ganzen Ritt nicht unentwegt an Jeremia zu denken. Trotzdem stellte ich mir vor, wie ich die Capitaner besiegen würde, die Jeremia gefangen hielten. Wut und Hass trieben mich genauso voran wie die Möglichkeit auf einen glücklichen Ausgang und eine gemeinsame Zukunft mit meinem Lanimer.
Wir passierten endlich die düstere Brücke
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