Galaxis Science Fiction Bd. 01
Raumfahrers, dem Tod zu begegnen. Er würde sich zusammenreißen.
Nach einer halben Stunde beschwerlichen und mühevollen Umhersuchens fand er im Heck des Schiffes eine versiegelte Metallkiste. Die Fremden hatten sie offensichtlich vergessen. Er zerrte den Deckel ab. In der Kiste befanden sich mehrere Flaschen, sorgfältig befestigt und gegen Stöße durch Polster abgesichert. Kalen hob eine heraus und untersuchte sie sorgfältig.
Die Flasche trug ein großes weißes Zeichen. Eigentlich konnte er nicht erwarten, dieses Zeichen zu kennen. Trotzdem – es erinnerte ihn vage an etwas, was er schon einmal gesehen hatte. Angestrengt durchforschte er sein Gedächtnis.
Dann fiel es ihm ein. Es war das Abbild eines Schädels. Es gab in der Mabogianischen Union eine Rasse, die den Fremden glich, und in einem Museum hatte er Nachbildungen ihrer Schädel gesehen.
Aber warum das Bild eines Schädels auf der Flasche? Für Kalen bedeutete ein Schädel etwas Verehrungswürdiges.
Das mußten wohl auch die Hersteller beabsichtigt haben. Er öffnete die Flasche und schnupperte leicht daran.
Der Geruch war äußerst interessant. Er erinnerte an – ein Hautreinigungsmittel.
Ohne Zögern schüttete er sich den Inhalt der Flasche über den Körper. Kaum wagte er zu hoffen. Wenn er seine Haut kurieren konnte –
Ja, die Flüssigkeit in der Flasche war ein mildes Hautreinigungsmittel. Und wohlriechend obendrein.
Er schüttete eine zweite Flasche über seinen Hornpanzer und fühlte angenehm erschauernd, wie die Flüssigkeit langsam einsickerte. Sein Körper, ausgehungert nach dieser Wohltat, verlangte eifrig nach mehr. Er leerte noch eine Flasche. Seine Haut lockerte sich und wurde allmählich geschmeidiger. Geraume Zeit lag Kalen einfach da und ließ seine Haut sich vollsaugen. Er fühlte, wie eine Welle von Energie ihn überlief, ein neuer Wille zum Leben.
Er würde leben!
Nach dem Bad untersuchte er die Kontrollen des Schiffes, in der leisen Hoffnung, vielleicht dieses alte Ding zurück nach Mabog steuern zu können. Sofort zeigten sich Schwierigkeiten. Aus irgendeinem unverständlichen Grunde befanden sich die Instrumente nicht in einem einzigen verschließbaren Raum. Er fragte sich, warum nicht. Diese seltsamen Geschöpfe konnten doch nicht gut ihr ganzes Schiff fluten? Nein, unmöglich. Das Schiff war ja nicht einmal groß genug, um die Tanks für das nötige Öl aufzunehmen.
Er war verwirrt. Aber eigentlich war alles in diesem Schiff verwirrend und unbegreiflich. Doch diese Schwierigkeiten konnte er überwinden. Als er aber die Antriebsaggregate untersuchte, sah er, daß die wichtigsten Kabel entfernt worden waren. Die Maschinen waren nutzlos. Es blieb ihm also nur ein Ausweg. Er mußte sein eigenes Schiff wiederhaben. Aber wie das bewerkstelligen?
Ruhelos schritt er auf und ab. Die Ethik seiner Rasse verbot das Töten intelligenter Lebewesen, und darüber gab es keine Wenn und Aber. Unter keinen Umständen – nicht einmal, um das eigene Leben zu retten – durfte man töten. Ein weise Regel, und sie zu befolgen, hatte Mabog bisher nur genutzt. Indem sein Volk sich ihr strikt unterworfen hatte, konnte es in den letzten dreitausend Jahren jeden Krieg vermeiden und hatte so seine hohe Zivilisation erreicht. Und das wäre unmöglich gewesen, wenn sich Ausnahmen hätten einschleichen dürfen.
Wenn und Aber konnten das gesündeste Prinzip unterhöhlen. Er konnte einfach nicht in die alte, primitive Art zurückfallen. Aber sollte er hier untätig den Tod erwarten?
Zufällig blickte er zu Boden und war überrascht, zu sehen, daß eine Lache des Reinigungsmittels ein Loch in den Boden gefressen hatte. Wie schwach und dünn doch dieses Schiff gebaut war – sogar ein mildes Reinigungsmittel konnte es beschädigen. Wie schwach mußten erst die Fremden selbst sein?
Eine Thetnitbombe würde genügen.
Er ging zur Schleuse. Eine Wache war nicht zu sehen. Er nahm an, daß sie vielleicht zu beschäftigt waren. Es würde ein leichtes sein, sich durch das hohe Gras hinüberzuschleichen…
Und keiner auf Mabog brauchte je davon zu erfahren.
Kalen ertappte sich zu seiner Überraschung dabei, schon fast die Hälfte der Strecke zwischen den beiden Schiffen zurückgelegt zu haben. Seltsam, wie sein Körper Dinge tat, von denen sein Verstand anscheinend nichts wußte. Er nahm die Bombe heraus und kroch noch ein paar Meter vorwärts. Denn – genau genommen – was konnte dieser Mord schon bedeuten?
»BIST du immer noch nicht fertig?«
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