Galaxis Science Fiction Bd. 01
dem Deutschen zu.
»Aber wir müssen sie doch haben!« rief Stausmann zurück.
Zögernd machte Art ein paar Schritte auf Karneiev und Latour zu, die weiter unten am Ende des Ganges standen. »Was nützt sie uns, wenn wir uns jetzt eine tödliche Dosis holen.«
Dann drehte er sich um und rannte den zwei anderen nach, die inzwischen hinter einer Biegung des Ganges verschwunden waren.
Anscheinend überzeugt, rannte ihm Stausmann mit halsbrecherischem Tempo nach, aber er stolperte und fiel und verlor dadurch noch ein paar weitere wertvolle Sekunden.
HINTER der nächsten Biegung des Ganges lehnten der Franzose und der Russe schweratmend an der Wand. »Hier ist alles klar«, keuchte Latour, und Art gesellte sich zu ihnen, um auf Stausmann zu warten.
Karneiev starrte auf seine Uhr, als endlich der Deutsche ebenfalls auftauchte.
Ungefähr fünf Meter hinter ihnen glitt polternd eine Betonwand herab und versperrte den Weg zu dem radioaktiven Teil des Ganges.
Arts Atem kam stoßweise. »Hast du auf die Zeit geachtet?« fragte er Karneiev.
Der Russe nickte. »Ich schätze, Latour hat eine Dosis von etwa einhundertzwanzig abbekommen, ich ungefähr genauso viel.«
»Das geht ja noch. Vielleicht müßt ihr euch in ein paar Stunden ein paarmal übergeben«, sagte Art nachdenklich.
»Du hast ungefähr zweihundert Captain.«
Art grinste gezwungen. »Und was ist mit Stausmann?«
Karneiev blickte den Captain zögernd an, während dieser wiederum Stausmann anstarrte.
»Ich habe selbst auf die Zeit geachtet«, sagte der Deutsche, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich habe…«
Die Lautsprecher an der Decke grollten. »… über fünfhundert. Eine tödliche Dosis – vielleicht nicht sofort tödlich. Zuerst kommt der Brechreiz und Durst und Fieber und Delirium – das ziemlich bald. Und dann werden Sie sterben.«
Stausmann ballte die Faust gegen das nächste Fernsehauge an der Decke. »Aber nicht, bevor ich dich nicht gefunden habe, du – SATAN!« drohte er. »Nicht, bevor…« »Beruhige dich«, wollte ihn Art besänftigen. »Je mehr du dich jetzt verausgabst, desto schlimmer wird es nachher.«
»Das ist mir egal!« rief der Deutsche und biß die Zähne zusammen. »Ich fürchte mich nicht vor dem Sterben. Eigentlich hätte es mich schon vor drei Jahren während des Trainings erwischen sollen. Sie mußten das Loch in meinem Schädel mit einer Silberplatte flicken.«
Er riß sich aus Arts Griff los, der ihn beruhigend umschlungen hatte, und wollte den Gang vorwärtsstürzen.
Aber Latour und Karneiev hielten ihn fest.
»Laßt mich los!« schrie er. »Ich werde ihn schon in seinem Versteck aufstöbern! Ich werde ihn…«
»Geduld, mon ami«, flüsterte ihm der Franzose zu. Es war das erste Mal, daß er zu dem Deutschen mon ami sagte.
»Allein richtest du gar nichts aus.« Karneiev schüttelte finster den Kopf. »Vielleicht zusammen finden wir SATAN, bevor…«
Stausmann schien ruhiger zu werden. Vorsichtig lockerten sie ihren Griff.
»Fühlst du dich jetzt besser?« fragte Art.
Der Deutsche nickte und lächelte schwach.
Nach einem Augenblick des Schweigens sagte Karneiev leise: »Tod dem SATAN!«
Er starrte auf die Wand des Ganges, auf eine Stelle über dem ausgestreckten Arm eines Skeletts. Die Knochenfinger hielten noch immer den Felsbrocken fest, mit dem das Opfer Expedition 47 in den harten Beton gekratzt hatte.
Weiter vorn stand noch eine – weitere Botschaft: Tod dem Diktator Sakoran! Das mußte von einem Mitglied einer der ersten Expeditionen geschrieben worden sein – noch aus der Zeit, wo Sakoran noch nicht den aus den Anfangsbuchstaben seines selbstgegebenen Titels geformten Namen bekommen hatte: Supremer Autokrat der Assoziierten Nationen – SATAN.
»DIE Sonne, sie geht draußen gerade auf, n’est pas?« fragte Latour sehnsüchtig.
Es waren, inzwischen schon fast zwei Stunden vergangen, seit sie durch die Hölle des radioaktiven Korridors gerannt waren. Sie waren alle müde und zerschlagen und hatten Rast gemacht, damit besonders Stausmann sich etwas erholen konnte.
Art schaute auf die Uhr und nickte.
»Dann geht also in drei Stunden das – wie sagt man – Feuerwerk los, non?«
Art schloß die Augen und wischte sich zitternd mit der Hand über das Gesicht. Die Auswirkungen der Gamma-Strahlung machten sich allmählich bemerkbar. Er fühlte, wie ein unwiderstehlicher Brechreiz in ihm emporstieg, und schluckte verzweifelt. »Der eigentliche Raketenangriff wird in drei Stunden und fünfzehn
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