Galaxis Science Fiction Bd. 05
Handelsbeziehungen mit der Erde bleiben. Aus diesem Grunde unterhält die Kolonie ein Laboratorium, in dem aus dem leicht radioaktiven Marsboden Radioisotope und andere radioaktive Materialien gewonnen werden, die nach der Erde exportiert werden.
Die noch so junge und zukunftsfreudige Kolonie sieht sich jedoch plötzlich einer tödlichen Gefahr gegenüber, als sie von Hamilton Bell, dem Kommissar für Interplanetare Angelegenheiten auf dem Mars, aufgesucht wird, der Sun Lake beschuldigt, aus dem Werk Hugo Brenners, eines steinreichen Drogenfabrikanten, 100 Kilo des wertvollen Rauschgiftes Marcaine gestohlen zu haben. Bell verlangt, daß die Kolonisten entweder bis zum Versandtag – das ist in drei Wochen, wenn die vierteljährliche Rakete von der Erde kommt – den Dieb oder das Marcaine finden, andernfalls wird er auf die Dauer von sechs Monaten einen Militärkordon um die Kolonie legen, um eine offizielle Suche vorzunehmen. Eine Abriegelung auf sechs Monate würde aber bedeuten, daß die Kolonie zwei Versandtage verpaßt – eine Katastrophe für Sun Lake, denn wie alle anderen Marskolonien ist auch ihr Export-Import auf vierteljährliche Raketen abgestellt,
Dr. Tony Hellman, der Arzt der Kolonie, testet alle Siedler mit Hilfe eines Elektroenzephalographen, ob sie mit dem Marcaine in Berührung gekommen sind; aber das Ergebnis ist negativ. Der Kolonistenrat, dem neben Tony noch Nick Cantrella, Mimi Jonathan und Joe Gracey angehören, beschließt, die Suche auf die Wohnungen der Siedler, das Labor und die schon fertig verpackten Versandkisten mit Radioisotopen auszudehnen, jedoch die Durchsuchung der Siedlung und des Labors bringt ebenfalls keine Resultate.
Tony muß unterdessen auch seinen ärztlichen Pflichten genügen. Jim und Polly Kandro, einem Kolonistenehepaar, wurde kurz vorher ein Baby geboren, den sie Sun Lake-Kolonie Kandro nennen. Sunny hat Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme, und Polly macht sich große Sorgen über ihr Kind. Noch größere macht sich allerdings Tony über die Mutter, als ihre Überängstlichkeit ihr einredet, daß einer der »Marszwerge«, die angeblich im Verborgenen lebenden Marsbewohner, ihr Baby stehlen will.
Aber statt der drei Wochen bis zum Versandtag bleibt der Kolonie nur eine, als die Rakete früher als erwartet ankommt. Tony läßt seine Patienten in der Obhut von Anna Willendorf, seiner Assistentin, zurück, und fliegt mit dem Flugzeug der Kolonie nach Marsport, um die Neuzugänge für Sun Lake in Empfang zu nehmen. Die Pilotin des Flugzeugs ist Bea Juarez, eine rassige junge Frau.
In Marsport kommt es zu einem Zwischenfall zwischen Tony und Hugo Brenner, der Tony für seine Fabrik als Arzt gewinnen will. Tony lehnt jedoch ab. Chabrier, ein Schnapsfabrikant, der Tony von früher kennt, macht ihn mit in Marsport kursierenden Gerüchten vertraut, nach denen die Marcaine-Anklage ein abgekartetes Spiel zwischen Bell und Brenner sein soll, das Brenner, nachdem Sun Lake ruiniert worden ist, die Konkursmasse der Kolonie einschließlich des wertvollen Labors in die Hände spielen soll.
Bevor sich Tony von dieser Neuigkeit so recht erholen konnte, wartet eine neue Überraschung auf ihn. Unter den Passagieren der Rakete befindet sich Douglas Graham, ein berühmter Journalist, der ein Buch über den Mars schreiben will, und als erste Kolonie ausgerechnet Sun Lake besuchen möchte. Tony wird von den Vertretern der einflußreichen industriellen Kolonien um seinen Gast beneidet, aber Graham lehnt alle anderen Einladungen schroff ab. Auf dem Weg zum Flugzeug hat Graham ein Wortgefecht mit Bell, den er von früher her kennt. Graham hat eine Bestechungsaffäre aufgedeckt, in die Bell verwickelt war, und Bell verdankt es deshalb eigentlich Graham, daß man ihn auf den Mars abgeschoben hat. Tony, der Zeuge des Zwischenfalls geworden ist, schöpft Mut, denn vielleicht kann Graham auch etwas für die Kolonie tun. Tony kann diese Aufmunterung gebrauchen, denn zu Hause wartet harte Arbeit auf ihn. Die Versandkisten müssen durchsucht werden – die letzte Möglichkeit, das Marcaine in der Kolonie zu finden.
DIE Haupthalle des Labors war voller Menschen, die entweder in kleinen Gruppen beisammenstanden oder von einer zur andern liefen. Alle redeten ernst, ja gedrückt miteinander. Als die Tür hinter Tony und dem Journalisten ins Schloß gefallen war, verstummte jedoch der Aufruhr, und ungefähr siebzig Augenpaare wandten sich neugierig den Neuankömmlingen entgegen.
»Ein
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