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Galaxis Science Fiction Bd. 06

Galaxis Science Fiction Bd. 06

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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zu umfassen, ihn zurückzuhalten.
    Einen Augenblick lang erfüllte sie ein panischer Schreck, daß er vielleicht über die Mitteilungsebene hinaus tiefer in ihren Geist eindringen könnte, daß er Abscheu verspüren könnte über das, was er dort finden würde, und daß er sie niemals wiedersehen, ja vielleicht sogar dem Psychiater melden würde. Doch dann beruhigte sie sich. Roi war normal, nicht krank wie sie. Es würde ihm nicht im Traum, einfallen, in die Privatgedanken eines Freundes einzudringen – was auch immer der Anlaß wäre.
    Sie dachte bei sich – als er sie jetzt verließ –, daß er eigentlich sehr gut aussähe. Seine Greifglieder waren stark und gerade, seine Manipuliervibrissae zahlreich und feingegliedert und seine Sehflecken größer und das in ihnen opalisierende Licht schöner als bei allen anderen, die sie je gesehen hatte.
    LAURA lehnte sich behaglich in ihren Sitz zurück. Wie weich und bequem er doch war. Wie angenehm und beruhigend sah überhaupt so ein Flugzeug von innen aus – so ganz anders als der harte silberne unmenschliche Glanz seiner Außenhaut.
    Der Babykorb stand auf dem Sitz neben ihr. Von ihrem Platz aus konnte sie nur die Decke und die kleine gefältelte Mütze sehen. Sie beugte sich noch einmal vor. Walter schlief gerade. Sein Gesicht hatte die glatte runde Weichheit der Kindheit, und seine Lider waren zwei fransenbesetzte Halbmonde, die er jetzt fest über seine Augen gezogen hatte.
    Eine kleine hellbraune Haarlocke ringelte sich über seine Stirn, und mit zarten Händen schob Laura sie unter das Mützchen zurück.
    Bald würde er wieder aufwachen und nach seiner Flasche verlangen. Sie hoffte inständig, daß er noch zu jung war, um sich dabei durch die ungewohnte Umgebung verwirren zu lassen. Die Stewardeß war sehr hilfsbereit. Sie hatte sich vorhin erboten, Walters Flaschen in dem kleinen Kühlschrank aufzubewahren. Man stelle sich vor – ein Kühlschrank an Bord eines Flugzeugs!
    Die Leute auf den beiden Sitzen auf der andern Seite des Ganges hatten sie schon einige Male auf die besondere Weise angesehen, die erkennen ließ, daß sie mit ihr liebend gern eine Unterhaltung anfangen würden, wenn ihnen nur dafür ein Vorwand einfallen würde. Dieser Augenblick kam, als sie Walter aus seinem Körbchen herausnahm und das kleine rosa Fleischklümpchen aus seinem Kokon aus weißer Baumwolle auszuwickeln begann.
    Ein Baby ist überall und jeder Zeit ein legitimer Grund, um eine Unterhaltung zwischen Fremden eröffnen zu können.
    Die Dame auf der andern Seite des Ganges sagte – und man hätte ihre Worte voraussagen können: »Was für ein süßes Baby. Wie alt ist es denn, meine Liebe?«
    Durch die Stecknadeln in ihren Lippen – sie hatte eine Decke über ihre Knie gebreitet und hantierte mit Walters Windeln – antwortete Laura: »Nächste Woche wird er vier Monate.«
    Walters Augen standen jetzt offen, und er lächelte mit einem nassen zahnlosen Grinsen albern zu der Dame hinüber. Er liebte es, frische Windeln zu bekommen.
    »Schau, wie er lächelt, George«, sagte die Dame.
    Ihr Ehemann lächelte zurück und wackelte mit zwei dicken Fingern.
    »Buuh!« sagte er.
    Walter gickerte.
    »Wie heißt er denn, meine Liebe?« fragte die Dame.
    »Walter Michael«, sagte Laura und fügte dann hinzu: »Nach seinem Vater.«
    Das Eis war jetzt endgültig gebrochen. Laura erfuhr, daß ihre beiden Nachbarn George und Eleanor Ellis hießen, daß sie sich auf einer Urlaubsreise befanden, daß sie drei Kinder hatten – zwei Mädchen und einen Jungen, die allerdings schon erwachsen waren. Die Mädchen waren verheiratet, und die eine hatte bereits selber zwei Kinder.
    Laura hörte mit einem eifrigen hingegebenen Ausdruck auf ihrem dünnen schmalen Gesicht zu. Walter – senior in diesem Fall – hatte schon mehrmals gesagt, daß es gerade diese Eigenschaft war, gut zuhören zu können, die zuerst sein Interesse für sie erweckt hatte.
    WALTER junior wurde unruhig. Laura befreite seine Arme aus der Decke, damit er einen Teil seiner Unruhe in Bewegung abreagieren könnte.
    »Würden Sie bitte eine Flasche anwärmen«, bat sie die Stewardeß.
    Auf freundliche, aber genaue Fragen hin mußte sie dann eingehend erklären, wie oft täglich Walter im Augenblick gefüttert wurde, wie seine Mahlzeiten zusammengesetzt waren und ob er wund wäre.
    »Ich hoffe nur, daß ihm sein kleiner Magen heute keine Schwierigkeiten macht«, sagte Laura. »Ich meine das Fliegen, wissen Sie.«
    »Ach, Gott«,

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