Galaxis Science Fiction Bd. 06
sagte Mrs. Ellis. »Er ist bestimmt noch viel zu jung, um sich darüber aufzuregen. Außerdem sind diese großen Flugzeuge einfach wundervoll. Wenn ich nicht aus dem Fenster sehen könnte, dann würde ich kaum glauben, daß wir uns in der Luft befinden. Geht es dir nicht auch so, George?«
Aber Mr. Ellis, der niemals viele Umschweife zu machen pflegte, sagte gerade heraus: »Ich bin eigentlich überrascht, daß sie ein Baby in diesem zarten Alter schon in ein Flugzeug mitnehmen.«
Mrs. Ellis drehte sich nach ihm um und schaute ihn stirnrunzelnd an.
Laura legte Walter über ihre Schulter und klopfte sanft seinen Rücken. Der Anfang eines leisen Weinens hörte wieder auf, als seine kleinen plumpen Finger sich in dem glatten blonden Haar seiner Mutter fanden und mit dem im Nacken lose gewundenen Knoten zu spielen begannen.
Laura sagte: »Ich will ihn seinem Vater vorstellen. Walter hat seinen Sohn noch nie gesehen.«
Mr. Ellis schaute etwas verblüfft drein und wollte etwas entgegnen, aber seine Frau kam ihm zuvor. »Ihr Gatte ist beim Militär, wie ich annehme?«
»Ja.«
Mr. Ellis öffnete seinen Mund zu einem unhörbaren »Oh« und gab sich zufrieden.
Laura fuhr fort: »Er ist in Davao stationiert und wird mich in Nichols Field abholen.«
Bevor die Stewardeß mit der Flasche zurückkam, hatten die Ellis herausgebracht, daß Lauras Mann ein Fourirfeldwebel war, daß er schon vier Jahre bei der Armee war, daß sie zwei Jahre verheiratet waren und daß er in Kürze entlassen werden sollte und sie dann ihre Flitterwochen auf den Philippinen nachholen würden, bevor sie nach San Franzisko zurückkehrten.
Dann endlich kam die Flasche. Sie bettete Walter in die Beuge ihres linken Armes und steckte ihm den Gummisauger in den Mund. Kleine Blasen begannen in der Milch hochzusteigen, während seine Hände gegen das warme Glas der Flasche patschten und seine blauen Augen zu ihr hochstarrten.
Laura drückte Walter sanft an sich und dachte dabei, daß es trotz all der Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten doch etwas Wundervolles war, so ein kleines Baby ganz für sich allein zu hüben.
THEORIE, dachte Gan, immer nur Theorie. Das Volk der Oberfläche – vor einer Million Jahren oder noch mehr – konnte das Universum sehen, konnte es direkt wahrnehmen. Jetzt befanden sich tausend Kilometer Felsen über ihren Köpfen, und die Rasse konnte nur mit Hilfe der zitternden Nadeln ihrer Instrumente auf die Bedingungen da oben schließen.
Und es war auch nur Theorie, daß Gehirnzellen zusätzlich zu ihrem gewöhnlichen elektrischen Potential noch eine andere Art von Energie besaßen – eine Energie, die nicht elektromagnetischer Natur war und deshalb auch nicht an die relativ zu den kosmischen Entfernungen dahinschleichende Geschwindigkeit des Lichtes gebunden war. Es war eine Energieart, die irgendwie mit den höheren Funktionen des Gehirns zusammenhing und deshalb auch nur bei intelligenten denkenden Wesen zu finden war.
Es war eine dieser zitternden Instrumentennadeln gewesen, die ein solches Energiefeld entdeckt hatte, dessen Ausläufer bis in ihre Höhle hinabgesickert waren. Andere Nadeln bestimmten dann den Ursprungsort dieses Feldes in der und der Richtung und in einer Entfernung von ungefähr zehn Lichtjahren. Wenigstens ein anderer Stern mußte sich also in der Zwischenzeit ihrem System bis auf diese Entfernung genähert haben, seit das Volk der Oberfläche den damals nächsten Stern in einer Entfernung von fast fünfhundert Lichtjahren festgestellt hatte. Oder stimmte die Theorie doch nicht?
»Hast du Angst?« Gans Frage brach ohne vorherige Warnung in Rois Mitteilungsebene hinein und stieß hart mit seinen anderen durcheinandersummenden Gedanken zusammen.
Roi sagte: »Es ist eine große Verantwortung.«
Gan dachte für sich: Er spricht von Verantwortung. Seit Generationen haben die Techniker an dem Resonator und an der Empfangsstation gearbeitet, und erst jetzt unter seiner – Gans – Leitung war der letzte Schritt zur Vollendung zurückgelegt worden. Was wußten andere, was wußte Roi von Verantwortung!
Er sagte: »Du hast recht. Wir sprechen zwar unentwegt vom Tod unserer Rasse, aber im Grunde nehmen wir doch immer an, er wird noch nicht kommen, jedenfalls nicht zu unserer Zeit. Aber er wird kommen, verstehst du! Er wird kommen! Was wir heute vorhaben, wird zwei Drittel unseres gesamten Energievorrats aufzehren. Es wird nicht genug für einen zweiten Versuch übrigbleiben, ja der Rest wird nicht einmal
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