Galaxis Science Fiction Bd. 08
sagte er.
Der Biologe nickte.
»Ja, ich bin zufrieden. Abgesehen davon, daß es eigentlich gar keine Mäuse geben sollte. Bioforschung –«
»Lassen wir das doch«, unterbrach Hafner. »Jeder macht mal einen Fehler, auch Bioforschung.«
Er lehnte sich zurück und schaute den Biologen prüfend an. »Ich habe da eine Arbeit, die unbedingt erledigt werden muß, aber ich bin im Augenblick etwas knapp an Arbeitskräften. Wenn Sie also nichts dagegen haben…«
Der Kommandeur war immer knapp an Leuten, und das würde auch so bleiben, bis der Planet übervölkert sein würde. Und er würde auch immer jemand zu finden versuchen, der eine Arbeit tun sollte, die eigentlich seine eigenen Männer auszuführen hätten. Dano Marin war Hafner nicht direkt unterstellt. Biokontrolle hatte ihn zu der Expedition abkommandiert, aber das war nur leihweise geschehen. Trotzdem war es ratsam, Hafners Wünschen entgegenzukommen. Marin seufzte.
»Es ist nicht so schlimm, wie Sie vielleicht denken«, sagte Hafner, der den Seufzer richtig ausgelegt hatte. Er lächelte. Wir haben den Bohrer zusammenmontiert. Ich möchte, daß Sie ihn bedienen und auf Ölsuche gehen. In Kürze werden sich hier immer mehr Räder drehen, und dazu brauchen wir Öl. Später können wir daran denken, uns eine synthetische Anlage aufzubauen, aber bis dahin müssen wir auf die natürlichen Hilfsquellen des Planeten zurückgreifen. Wenn wir jetzt schon ein ergiebiges Feld finden sollten, dann gereicht uns das nur zum Vorteil. Also, übernehmen Sie die Sache?«
Marin war erleichtert und zeigte das auch. Diese Aufgabe würde seine eigenen Nachforschungen wunderbar ergänzen können.
»Sie nehmen also an, daß die geologische Struktur von Glade der der Erde ähnelt. Ist das nicht ein bißchen viel vorausgesetzt?«
Hafner machte eine wegwerfende Handbewegung. »Warum nicht? Glade ist in allen Dingen ein Zwilling der Erde, nur noch viel netter. Wir müssen es jedenfalls versuchen.«
Warum nicht? dachte Marin. Weil man nicht immer nur nach der äußeren Erscheinung gehen kann. Glade schien eine zweite Erde zu sein, das stimmte. Aber war er das auch. Hier bot sich eine gute Gelegenheit, etwas mehr über seine Vergangenheit in Erfahrung zu bringen.
Hafner erhob sich und verabschiedete Marin. »Einer unserer Techniker wird Sie einweisen. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie soweit sind.«
EIGENTLICH war der Bohrer gar kein Bohrer, denn er ließ bei seiner Arbeit den Boden völlig unangetastet. Es war ein Apparat, mit dessen Hilfe man die Beschaffenheit des Bodens in praktisch jeder Tiefe näher untersuchen konnte – eine Arbeit also, zu der man früher richtige Bohrer hergenommen hatte. Äußerlich sah er wie ein Raupenschlepper aus, der eine Kabine trug. Diese war geräumig genug, um einem Mann als Wohnquartier zu dienen.
Der eigentliche Bohrer bestand aus einem großen Ultraschall-Generator und einer Vorrichtung, die den erzeugten Strahl in die Tiefe des Planeten lenkte. Das war die Sendeanlage. Das Empfangsgerät besaß eine große sonische Linse, die die reflektierten Schallwellen wieder aufnahm, sie in elektrische Impulse umwandelte, die dann als Bild auf einem Bildschirm erschienen.
Bei einer Tiefe von fünfzehn Kilometern war das Bild etwas verschwommen, wenn auch immer noch deutlich genug, um den Aufbau der Erdschichten erkennen zu lassen. Je höher man ging, desto besser wurde auch die Wiedergabe. Bei fünf Kilometern konnte der Bohrer die Reflektion einer vergrabenen Münze aufnehmen und in ein Bild umwandeln, auf dem man noch das Datum unterscheiden konnte.
Für einen Geologen war der Bohrer das, was ein Mikroskop für einen Biologen ist, ein Vergleich, den Marin als Biologe besonders zu würdigen verstand.
Er begann seine Reise an der Spitze der großen Halbinsel, auf der sie ihre Kolonie errichtet hatten, und hielt in weit ausholendem Zickzack-Kurs auf die verbindende Landenge zu. Ganz methodisch versuchte er, das Gebiet zu erfassen. Nachts schlief er in seinem Fahrzeug. Am Morgen des dritten Tages stellte er die ersten Spuren eines Ölvorkommens fest, und am Nachmittag hatte er das Hauptfeld ausgemacht.
Er hätte nun eigentlich umkehren können, aber jetzt, nachdem er seine Aufgabe gelöst hatte, wollte er noch ein paar Untersuchungen rein persönlicher Art machen. Er fing bei seinen Versuchen ganz oben an und ließ den Strahl dann immer weiter nach unten wandern.
Was er fand, war genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich hätte finden sollen.
Weitere Kostenlose Bücher