Galaxis Science Fiction Bd. 08
Erdenjahres – war zwar der Boden ausgelaugt, aber das war nicht weiter schlimm. Auf einem jungfräulichen Planeten stand in den ersten Jahren mehr als genug Land zur Verfügung.
Die Rattenflut mästete sich an dem Getreide, das schon gelb auf dem Halm stand, und die Terriers wurden auf sie losgelassen. Verbissen jagten die Hunde durch die Felder. Ein plötzlicher Sprung, ein Zuschnappen der mächtigen Kiefer – sie beutelten die Ratten kurz hin und her und schleuderten sie dann mit gebrochener Wirbelsäule beiseite. Dann suchten sie sich ein neues Opfer.
Mordgierig streiften die Hunde durch die Felder, bis es dunkel wurde und sie nichts mehr sehen konnten. Bei Einbruch der Nacht kamen sie dann blutbeschmiert und erschöpft wieder zu Marin zurück. Der Biologe pumpte sie mit Antibiotika voll, und bandagierte ihre Wunden, spritzte ihnen flüssige Nahrung in die Adern und gab ihnen dann ein Schlafmittel. Am nächsten Morgen weckte er sie mit einem Stimulans und sandte sie wieder in die Schlacht.
Die Ratten brauchten zwei Tage, bis sie gelernt hatten, daß sie am Tage ihre Freßgier nicht ungestraft stillen konnten. Dann kamen sie – allerdings nicht mehr so zahlreich – in der Nacht. Sie knabberten das Getreide und verwüsteten auch die Gemüsepflanzungen.
Am nächsten Tage bauten die Kolonisten Scheinwerfer auf. Die Hunde leisteten ihnen Gesellschaft und entmutigten die wenigen Ratten, die immer noch vorwitzig genug waren, ihre Raubzüge zu unternehmen, während die Sonne am Himmel stand.
Am Spätnachmittag rief Marin die Hunde zu sich und ließ sie ein paar Stunden ruhen. Als die Nacht hereinbrach, führte er sie wieder auf die Felder. Der Geruch der Ratten belebte sie, und sie waren so eifrig wie je zuvor, wenn auch nicht ganz so schnell.
Die Ratten kamen von den umliegenden Wiesen – nicht einzeln, zu zweit oder zu dritt, wie sie es vorher getan hatten. Diesmal kamen sie zusammen. Ein quieksender, raschelnder Strom wälzte sich auf die Felder zu. Es war inzwischen dunkel geworden, und Marin konnte sie nicht sehen, aber sehr gut hören. Dann wurden die über die Felder verteilten Scheinwerfer eingeschaltet.
Unter dem grellen Licht stoppten die Ratten ihren Vormarsch ab. Sie liefen unschlüssig durcheinander, und Marin ließ die vor Aufregung zitternden Hunde los. Sie hatten ein leichtes Spiel.
Als der Tag anbrach, hatte die Rattenplage aufgehört zu existieren.
In den nächsten Wochen ernteten die Kolonisten ihre Felder ab und bereiteten unverzüglich alles für eine neue Aussaat vor.
MARIN saß in seinem Labor und dachte nach. Alle Krisen, die die Kolonie bis jetzt zu bestehen gehabt hatte, drehten sich um die Nahrungsmittelversorgung. Für sich allein genommen war jeder einzelne Vorfall nicht allzu schwerwiegend, aber zusammen genommen konnten sie einen endgültigen Fehlschlag bedeuten. Von welcher Seite er auch immer die Sache anging, sie hatten einfach nicht die nötige Ausrüstung, um einen solchen voller Überraschungen steckenden Planeten wie Glade zu zähmen.
An dem ganzen Unglück schien Bioforschung schuld zu sein. Sie hatten die Gegenwart all dieser Landplagen, die ihre Lebensmittelversorgung sabotierten, nicht gemeldet. Auf der anderen Seite wußte Marin jedoch, daß diese Leute ihr Geschäft von Grund auf beherrschten. Wenn sie gesagt hatten, daß es auf Glade keine Ratten und Mäuse gäbe, dann hat es auch keine gegeben – damals, als der Planet von ihnen untersucht worden war.
Wann waren sie also aufgetaucht – und woher?
Marin saß da und starrte gedankenverloren auf die Wand, als könne er dort die Antwort ablesen. Eine Hypothese nach der anderen, ließ er vor seinem geistigen Auge vorbeiparadieren und eine nach der anderen ließ er als offensichtlich unhaltbar fallen.
Sein Blick wanderte endlich von der Wand auf den Käfig, in dem der Allesfresser saß – Glades eichhörnchengroßer Waldbewohner. Es war das am zahlreichsten vertretene Tier auf Glade und für die Kolonisten ein gewohnter Anblick.
Trotzdem war es ein bemerkenswertes Tier – mehr, als er es anfangs vermutet hatte. Seiner äußeren Erscheinung nach war es überhaupt nicht auffällig, aber vielleicht war es das wichtigste Tier, das der Mensch bis jetzt auf allen von ihm besiedelten Welten aufgestöbert hatte. Je länger er sich mit ihm abgab, desto mehr verdichtete sich dieser Verdacht.
Schweigend und unbeweglich saß er da und beobachtete das Tier, bis die Dunkelheit hereinbrach und der Allesfresser seine
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