Galaxis Science Fiction Bd. 09
Arbeit, denn wir mußten dabei die während des Hyperraumfluges auftretenden Nebeneffekte der Milne- und Lorentz-Transformationen berücksichtigen und noch eine Menge anderer Zeitphänomene, die ihnen allerdings nicht das geringste sagen würden.
Wenn dieses Signal zu dem vorberechneten Zeitpunkt eintrifft, dann werden wir – abgesehen von dem Tumult, den es unter den theoretischen Physikern anrichten wird, die wir zu diesem Test einladen werden – endlich unser langgesuchtes Null-Zeit-Radio haben und den ganzen von uns verwalteten Weltraum in eine einzige Zeitzone einschließen können. Wir haben dann einen nicht mehr einzuholenden Vorsprung vor jedem Gesetzesbrecher, der zu dem dann veralteten Ultraradio und zu Briefen seine Zuflucht nehmen muß.«
»Nicht«, sagte Dr. Wald trocken, »wenn die Angelegenheit schon durchgesickert ist.«
»Es muß sich noch herausstellen, wieviel durchgesickert ist«, sagte Weinbaum. »Das Prinzip ist geheim, Thor, und der Name des Geräts allein würde auch einem Wissenschaftler nicht viel sagen können. Ich nehme an, daß Danas unbekannter Gewährsmann keine technischen Einzelheiten verraten hat.«
»Nein«, sagte Dana.
»Schwindeln Sie mich nicht an, Dana. Ich weiß, daß Sie mir einen Teil des Inhalts bis jetzt vorenthalten haben.«
Das Mädchen zuckte leicht zusammen. »Also gut. Ja, das habe ich. Aber es ist nichts Technisches. In der Voraussage stehen auch noch die Namen und Nummern der Schiffe, die Sie zum Schutz der Brindisi losschicken werden. In der Voraussage steht übrigens, sie würden genügen. Diesen Teil möchte ich für mich behalten, um zu sehen, ob es genauso eintrifft, wie der erste Teil. Wenn das der Fall ist, dann habe ich einen neuen Mitarbeiter gefunden.«
»Wenn das der Fall ist, dann haben Sie einen Anwärter aufs Kittchen gefunden«, sagte Weinbaum. »Wir werden sehen, wieviel Voraussagen J. Shelby Stevens aus dem Keller von Fort Yaphank machen kann.«
Abrupt beendete er dann das Gespräch und komplimentierte Dana aus seinem Büro hinaus.
WEINBAUM betrat Stevens Zelle, schloß die Tür hinter sich ab und reichte den Schlüssel dem Wachtposten durch das Gitter hindurch. Dann ließ er sich auf dem nächsten Hocker nieder.
Stevens lächelte das schwache gütige Lächeln eines alten Mannes und legte das Buch, in dem er gelesen hatte, beiseite. Das Buch – Weinbaum wußte das, da es durch sein Büro gegangen war – war nur ein Band harmloser Gedichte, verfaßt von einem gewissen Nims, einem Dichter der Neuen Dynastie.
»Nun, sind unsere Voraussagen korrekt eingetroffen?« sagte Stevens. Seine Stimme war hoch und wohltönend, fast wie bei einem Knabensopran.
Weinbaum nickte. »Sie wollen uns also immer noch nicht verraten, wie Sie das gemacht haben?«
»Aber ich habe es Ihnen ja schon gesagt«, protestierte Stevens. »Unser Nachrichtensystem ist das beste im ganzen Universum, Captain. Es ist sogar Ihrer eigenen so ausgezeichneten Organisation überlegen, wie sich gezeigt hat.« »Ihre Ergebnisse sind besser, das will ich Ihnen zugestehen«, sagte Weinbaum düster. »Hätte Dana Lje Ihren Brief in den Papierkorb geworfen, dann hätten wir die Brindisi verloren und unseren Dirac-Kommunikator obendrein. Übrigens, hatten Sie auch die genaue Anzahl der Schiffe vorausgesagt, die wir zur Rettung der Brindisi ausschicken würden?«
Stevens nickte freundlich. Sein sauber gestutzter weißer Bart wippte auf und ab, während er lachte.
»Das habe ich befürchtet.« Weinbaum lehnte sich vor. »Besitzen Sie auch den Kommunikator, Stevens?«
»Natürlich, Captain. Wie sonst könnten mir meine Korrespondenten mit der Schnelligkeit und Genauigkeit Bericht erstatten, die Sie beobachten konnten?«
»Warum fangen dann unsere Empfänger die Sendungen Ihrer Agenten nicht auf? Dr. Wald sagte mir, daß es eine Eigentümlichkeit des Dirac-Prinzips ist, daß alle Dirac-Sendungen von allen Geräten gleichzeitig aufgefangen würden. Und momentan gibt es so wenig Geräte und werden so wenig Sendungen ausgestrahlt, daß wir alle fremden, nicht von unseren eigenen Leuten kommenden Sendungen unweigerlich entdecken müssen.« »Diese Frage kann ich Ihnen leider nicht beantworten, wenn Sie mir die Unhöflichkeit verzeihen wollen«, sagte Stevens mit leicht schwankender Stimme. »Ich bin ein alter Mann, Captain, und diese Firma ist meine einzige Einkommensquelle. Wenn ich Ihnen verraten würde, wie wir operieren, dann besäßen wir keinen Vorteil mehr vor Ihrem eigenen
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