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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Kolonien durch Übermittlungsfehler vom Informationsstrom ausgeschlossen wurden. Gute Absicht, ja.
    Michael bekam allmählich einen Abscheu vor guten Absichten. Der Aufbau all der Werke und Industrieanlagen auf Galdäa, sehr löblich. Beeinflussung der Kräfteverhältnisse, sehr friedliebend. Lieferungen zum Abbau von Konfliktstoff, wie positiv. Korrektur von Fehlentwicklung, in bester Absicht. Bedauern über kleine Fehler, menschlich. Und so fort. Und während die Strategen des Flottenkommandos daran bastelten, auf Galdäa gut Wetter zu machen, rüstete sich ein ganzer Planet in schwindelerregendem Tempo auf.
    Ob das Medikament nachließ oder ob ihm das ständige Starren auf die Bildwand auf den Magen geschlagen war – Michael wusste es nicht. Es trieb ihn hoch und ins Bad des alten Mannes, dort übergab er sich und spürte gleichzeitig mit der Erleichterung das wohlbekannte stechende Ziehen zurückkehren. Viel zu früh. Die Wirkung hätte länger anhalten müssen. Er taumelte zurück an den Rechner. Der war lahmgelegt von immer neuen Datenkolonnen, die ameisengleich über die Bildwand trampelten, richtungslos, erbarmungslos, und offenbar so gut wie endlos.
    Sanderstorm, Student, fahl, fertiggemacht von der simplen Aufgabe, eine Abschlussarbeit zusammenzuschreiben, lehnte sich an die Wand und starrte blicklos in die künstliche Sonne dieses Sektors von Atibon Legba, die nicht ganz so wütend herabbrannte wie die Luxussonne von Dan Brögger. Das Gespenst Tassos umwehte ihn und bestand darauf, nicht tot zu sein.
    »Ist Ihnen nicht gut, junger Mann? Sie schauen mir so blässlich aus. Wenn hier einer abkratzt, bin ich es, merken Sie sich das!«
    Tyrrell tat sein Bestes, um Michael aufzumuntern, auf seine Art. Er versorgte ihn, so gut er vermochte, und vergaß sogar, den Studenten zu fragen, was in den Datenbanken zu finden gewesen sei. Michael konnte verhindern, dass der Alte einen Arzt rief. Als Gegenleistung musste er mit Tyrrells Auffassung von Medizin zurechtkommen, die der sich in grauer Vorzeit in einem Hauruck-Schnellkursus für Raumfahrer angeeignet hatte.
    »Wenn einem schlecht wird, ist grundsätzlich der Kreislauf schuld. Immer der Kreislauf – dafür habe ich dieses Präparat hier. Nein, schlucken Sie‘s, das verwende ich seit sechzig Jahren, und es hat niemandem geschadet!«
    Genützt ebensowenig, dachte Michael und schluckte. Er dachte aus unerfindlichen Gründen wieder an seinen Bruder, an Tasso, der niemals irgendwelche Medikamente nehmen wollte. Tasso war weg, verschwunden irgendwo im dunklen Nichts.
    »Man kann‘s auch übertreiben«, sagte Tyrrell. »Ich kenne welche, denen hat es ... hm ... geschadet – aber die sind tot.«
    Michael sah den Alten entgeistert an.
    »Nicht, was Sie denken – die haben sich wochenlang bloß von dem Zeug ernährt, besser gesagt, auf den Beinen gehalten. Sie hatten nämlich nichts anderes. Und das stellte sich als ungesund heraus, sehr ungesund. Man sollte eben bisschen weiter denken!«
    Ja, dachte Michael, ja. Das sollte man.

19.
Tasso Sanderstorm • Brunnen
    Der automatische Arzt entfernte die Kanülen und Schläuche, klebte Pflaster auf Einstichstellen und sprühte kühlende Flüssigkeit auf gerötete Haut, wo Sensoren sich festgesaugt hatten. Die Spinnenglieder der Temperatur- und sonstigen Fühler zogen sich zurück. Die Glocke, die Tassos Schädel umschlossen hatte, wurde gehoben. Die weichen Bügel gaben nach, Beine und Arme waren wieder beweglich. Die Haube des medizinischen Bettes spaltete sich und surrte hinab.
    Tasso lag nackt und frei auf der Liege und fror. Zitterig setzte er sich auf. Es war finster im Schiff. Alle Sichtscheiben und Bildwände dunkel.
    Gut. Das später. Zuerst aufstehen. Oh ... Wieder setzen. Alles dreht sich. Nicht zu hastig. Bist reichlich schwach geworden, mein Lieber!
    Vorsichtig tappte Tasso hin und her, holte sich einen Pyjama und schaltete die Küche ein. Er durfte nicht bestellen, was er wollte. Der automatische Arzt hatte für Wochen eine Aufbaudiät vorprogrammiert. Nichts also mit Eisbein. Haferschleim war angesagt, geraspelter Apfel und Fruchtsaft. Dazu kullerten ein paar Vitaminpillen auf den Teller. Tasso nahm die Pillen und öffnete die Klappe des Abfallschachtes. Ein kurzer Summton vom Kom. Eine einzige Zeile stand da:
    »Vitaminpräparate können subkutan appliziert werden.«
    Von Spritzen hatte Tasso die Nase voll. Also schluckte er brav die bunten Dinger und machte sich übers Essen her. Er hatte gemeint, Hunger

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