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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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wie ein Wolf zu haben, aber bald fühlte er sich satt. Ob sein Magen geschrumpft war in der Zeit, als ihn der Apparat durchs Blut ernährt hatte? Wie lange hatte das überhaupt gedauert?
    Er sagte sich, es müsse eins nach dem andern geschehen, und stellte sich unter die Dusche. Dort fand er seine Arme dünn geworden und seinen Bauchansatz gar nicht mehr. Seitlich am Unterleib war eine kahle Stelle in die krausen Haare geschoren, zwei rosa Narben glänzten.
    Später setzte er sich ans Logbuch und sah Aufzeichnungen durch. Er begann zwei Stunden vor seiner Ohnmacht. Das war fünf Wochen her. – Den Schreck über die Zeitangabe verdrängte er.
    Da war es: Gestaltloses goldenes Glühen, das sich seinem Boot näherte und den halben Himmel bedeckte. Tasso erblickte sich selbst, wie er bremste, um das seltsame Objekt filmen und vermessen zu können. Er kannte auf der Ajax Leute, die sich über so was freuen würden. Interessante neue Phänomene. Tasso sah sich nervös werden, als Messwerte verrückt spielten. Erblickte seine aschfahle Miene, als sich aus dem Licht ein unbekanntes Objekt schälte. Das Ding hatte Ähnlichkeit mit einer Wabe. Eine titanische, golden leuchtende Scheibe; aus den vielen gleichartigen Zellen eines unfassbaren Leibes strömten hellstrahlende Linien, die sich im All bewegten wie Tentakel, nach ihm griffen. Es war schön, ein majestätisches Spiel glimmender Fangarme. Tasso erinnerte sich an Entsetzen und Faszination. Jeder dieser ätherischen Tentakel war groß genug, Pingpong mit Raumschiffen zu spielen. Dieses unglaubliche Artefakt war bedeutend größer als alle Weltenkreuzer, die man jemals gebaut hatte. Seine Seiten waren nicht glatt, sondern wirkten wie von heißem Kerzenwachs überflossen. Ein Vulkan im Kosmos? Die Tropfen an dem gigantischen Kerzenstummel waren so groß wie die Berge auf manchen Planeten. Tasso mochte sich nicht ausmalen, wie die Flammen dieser Kerze aussehen mochten. Der Gedanke, das Artefakt könnte der raumfahrenden Menschheit feindlich gesonnen sein, jagte dem Piloten kalte Schauder den Rücken hinab. Selbst Atibon Legba wäre einem solchen Gegner nicht gewachsen.
    Tasso schaute zu, wie sein fünf Wochen jüngeres Ich fassungslos das Unmögliche anstarrte. Es gab keine solchen Impulse, die wie mit Schlägen weicher Fäuste sein Boot in das Gleißen hineintreiben konnten, in die sich ringelnden Bahnen aus Licht. Trotzdem war es geschehen. Er hatte gekämpft, ja, hatte die Leistung der Triebwerke bis zur Grenze gesteigert. Er hatte alle Kräfte des Fluggeräts eingesetzt. Und um Hilfe gefunkt. Damit die Ajax wusste, was passierte. Der Raumkreuzer war viel zu weit weg, um zu helfen; er sollte wissen, was mit seinem auf Erkundung ausgesandten Boot geschah.
    Es war Unglaubliches geschehen. Tasso hatte in der äußersten Not – die letzten Sterne verblassten unter dem Licht des Gebildes – einen Raumsprung eingeleitet. Die Energie, die sein Boot in den Kosmos spie, verschwand. Es bildete sich kein Übergang, er gelangte nirgendwohin. Stattdessen heftige Stöße, die der Schutzmechanismus des Bootes nicht auffangen konnte. Tasso sah, wie er, einer Erbse in der Schachtel gleich, von Wand zu Wand geschleudert wurde, still und reglos liegenblieb und vom mechanischen Arm des Robots in die Nische des automatischen Arztes gekehrt wurde. Von diesem Augenblick an gab es nichts Interessantes mehr. Nur medizinische Berichte. Keine Aufzeichnungen über das rätselhafte Objekt. Keine Aufzeichnungen von draußen. Tasso zuckte mit den Schultern. Was wäre zu sehen gewesen? Unbewegte ferne Sterne. Vielleicht das leuchtende Monstrum von hinten? Egal.
    Das Signal an die Ajax war regelmäßig hinausgegangen; das war seltsam. Unglaublich, dass sich niemand hatte sehen lassen. Die haben ein Rettungsschiff ausgeschickt nach meinem Notruf, dachte Tasso, ganz sicher.
    Ein unheimliches Gefühl überkam ihn. Er drehte sich um. Nein, hinter ihm stand niemand. Was für ein Quatsch. Er ging zum Pilotenplatz und legte Hand an den Schalter, der die Scheiben durchsichtig machen würden. Die Schwärze wich. Kein einziger Stern. Eine Landschaft aus sandigem Boden, ein paar Büschen, Nebel und leichtem Wind.
    Es dauerte, ehe sich Tasso von dem Schock erholt hatte. Statt des Sternenpanoramas eine simple Landschaft zu sehen, wäre ja noch angegangen. Obwohl – kein Boot landete automatisch, ohne das im Logbuch festzuhalten. Aber das Boot war nicht gelandet. Es befand sich im Flugzustand, wenn man den

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