Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Stimm-Implantat außerstande, Bonnies Gedanken in verständliche Worte zu fassen. Markus spürte, wie sich in seinen Erinnerungen einzelne Bemerkungen Janas mit denen Taras zusammenfügten. Das Ergebnis war weit davon entfernt, eine Antwort auf alle offenen Fragen zu liefern.
»Galdäa hat an ein paar Fäden gezogen«, sagte er wie zu sich selbst, »ein paar Anstöße gegeben. Und nun schaut man zu, was dabei herauskommt.«
»Es ist im Grunde genommen richtig, es so zu sehen«, sagte Tara. »Es war ein interessantes Experiment, Jana Hakon aus dem Photek-Institut entkommen zu lassen. War kompliziert, das zu bewerkstelligen. Ein Dominostein. Einer von vielen.«
»Ich dachte, es wäre eine Befreiung gewesen«, sagte Markus verletzt. Es ging ihm gegen den Strich, Janas Flucht als bloßes Experiment zu betrachten.
»Unter anderem, ja«, sagte Tara. »Diese Aktion hat uns eine Menge von Informationen geliefert. Wertvolle Informationen. Ich sollte Ihnen klarmachen, dass Galdäa weder das Flottenkommando noch – Mutter behüte – die Menschheit als Gegner im galdäischen Krieg betrachtet. Über diese naive Sicht der Dinge sind wir seit langem hinaus. Es ist nicht einfach.«
Markus und Bonnie tauschten einen verständnislosen Blick.
»Der Feind ist rätselhafter und raffinierter«, fuhr Tara fort. »Das Photek-Institut ist nur eine seiner Erscheinungsformen. Es gibt andere, und einige von ihnen haben erheblichen Einfluss, zum Beispiel im Flottenkommando. Hinter all diesen Masken steckt derselbe Gegner, und Galdäa hat schon vor einiger Zeit begonnen, ihn zu erkennen. Er hat mit den Schöpfern zu tun. Er berührt unseren innersten Konflikt.«
Maja Maja schaute von ihren Anzeigen auf und räusperte sich laut. »Präsent sind Anhaltspunkte im Hinblick darauf, dass eingesessene Arbeitskräfte in unangenehmer Manier unseres Sicheinfindens innegeworden sind«, sagte sie.
Markus musste sich erst an Maja Majas Redeweise erinnern, ehe er sich selbst dolmetschen konnte, dass irgendjemand bemerkt hatte, was im galdäischen Konsulat vor sich ging. Fragte sich, wer das war und welche Einsatzkräfte derjenige zur Verfügung hatte. Kaum anzunehmen, dass eine Uni eigens Militär unterhielt, um leerstehende Bürohäuser zu bewachen. Vielleicht galt diese Annahme für das galdäische Konsulat nicht; vielleicht waren ganz andere Kräfte am Werk.
»Hinter allen Masken steckt derselbe Gegner«, sagte Bonnie Wayss, mit Gegnern kannte sie sich aus. »Welcher Gegner?«
»Anfangs dachten wir, das Opfer von Irrtümern geworden zu sein«, sagte Tara, »inzwischen glauben wir nicht mehr daran. So viele Irrtümer, so viele Pannen, so viele unwahrscheinliche Zwischenfälle. So merkwürdig wie die Existenz Galdäas selbst.«
Markus und Bonnie warfen einander einen weiteren verständnislosen Blick zu; diese Galdani war offensichtlich nicht bei der Sache. Dass Maja Maja alarmierende Handzeichen in die Luft wedelte, trug nicht zu Bonnies Seelenruhe bei. Sie wollte Tara in ihre Rede fahren; ein warnender Blick des Musikers hielt sie ab.
»Uns ist klar«, sagte Tara, »dass die Menschheit – eure Menschheit – längst daran glaubt, allein im Kosmos zu sein. All die seltsamen vernunftbegabten Lebensformen sind im Ursprung irdisch, ganz gleich, ob Karnesen, Oniskier, Engambosch, Cedar, Dortue, Utragenorius, Offorder und wie sie alle heißen. Die Hzn und das epsilonische Raumschiff lassen wir mal außen vor, die zählen nicht. Nur Galdäa ist anders. Und bis vor kurzem war uns das eine hinreichende Erklärung für den Krieg.«
»Bis vor kurzem?«, fragte Bonnie entgeistert. Die Präsenz der Galdani fegte all ihre Nüchternheit und Abgeklärtheit weg.
»Wir dachten, man habe uns angegriffen, weil wir Nichtmenschen sind«, sagte Tara. »Und heute wissen wir, dass es nicht so ist.«
»Außerordentlich, bemerkenswert, ferner bildschön«, singsangte Maja Maja, »allerdings sind Personen gekommen, die dieser und jener Baulichkeit näher rücken. Sie rücken unerwünscht eilig heran.«
»Galdan und Galdani sind Homo Sapiens? Nicht Galdanthropus, wie die Eierköpfe sie damals genannt haben?«, fragte Bonnie, ohne sich um die Unterbrechung zu kümmern. Sie achtete nicht auf das Gezwitscher ihrer Assistentin. Da Maja Maja von Engambosch stammte, verdross das Benehmen der Chefin sie nicht allzusehr. Markus dagegen wurde unruhig. War es so wichtig, die Abstammung von Galdan und Galdani zu klären? Sollte man nicht dem blau pulsierenden Bass gehorchen, auf
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