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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Kriegerdenkmal. Seine Hand hielt die Waffe dorthin gerichtet, wo vor einer Minute der lebende, atmende Ari gestanden hatte. Mikko betrachtete mit einem merkwürdigen Ausdruck von Verblüffung und Befriedigung, was er angerichtet hatte. Ein wenig sah er aus wie jemand, der sich nach langer Zeit von einem nicht enden wollenden Alptraum befreit hatte, und vielleicht war es ja so. Die Verfinsterung in seinen Augen allerdings würde wohl nicht so leicht verschwinden.
    »Flugobjekt in Nordnordost«, sagte die quäkende Stimme irgendeines Automaten. Wahrscheinlich eines der selbsttätigen Helferlein, die Ari im Transporter hinterlassen hatte und die den Himmel nach verdächtigen Bewegungen absuchten. Eine Stimme aus der Vergangenheit, die Vorsorge eines Toten. Hundertachtzig Sekunden war der Fliegerklub vom Transporter entfernt, erinnerte sich Jana. Das war die Zeit gewesen, den Weg bis zum Klub zurückzulegen. In diesen hundertachtzig Sekunden Rückweg sollte Veruca Salt besser versuchen, gründlich verlorenzugehen. Eine Rückkehr auf die Sebafell kam für Jana nicht in Frage. Sie musste hier unten bleiben, wo es eine Möglichkeit gab, Bonnie und Markus zu finden und vielleicht zu erfahren, was aus Kaddok geworden war.
    Es gab da nur ein Problem: Mikko. Mikko würde kaum starten und diesen Planeten verlassen, ohne Veruca Salt an seiner Seite zu wissen. Macho hin, Macho her: Aris Tod war ein zu schwerer Verlust, um zusätzlich noch die Frau zu verlieren.
    »Flugobjekt in Südwest«, sagte das nächste Helferlein. Die ersten Leute in der Truppe wurden unruhig. Dies war eine für Linienflüge gesperrte Gegend, und was hier herumflog, hatte eine Absicht.
    »Zwei Flugobjekte in schneller Annäherung«, sprach die maschinelle Stimme des Transporters, »beide ohne bekannte Kennung.«
    »Wir sollten hier verschwinden«, sagte Veruca Salt, »und zwar schnellstens.«
    Jana war überrascht davon, dass sie das sagte. Manchmal hatte sie in letzter Zeit das Gefühl, dass sich der eine oder andere Aspekt ihres Ichs selbstständig machte, sozusagen Ausflüge in das unbekannte Land jenseits der gewohnten Ordnung unternahm. Dies war wieder so ein Moment. Sie sah sich selbst mit leiser Verblüffung dabei zu, wie sie die Vorbereitungen zu ihrem eigenen Verschwinden aus dem Leben Mikkos traf. Es war so wie an dem Tag, an dem sie aus dem Institut geflohen war und sich selbst dabei zusah, wie ihr Körper einen komplizierten Tanz über die Dächer der geparkten Autos vollführte. Nur war das damals ein Loslassen gewesen, ein Geschehenlassen. Dies hier dagegen gab ihr das Gefühl, von einer Person beiseitegeschoben zu werden. Von einer Person, die sie dennoch selbst war; sehr irritierend.
    Da der Plan vernünftig und intelligent war, ließ sie es geschehen. Die Idee war einfach – sie wollte ein heilloses Durcheinander auf der Flucht in Richtung Transporter inszenieren, und mit der Waffe, die sie Mikko gerade aus der Hand nahm, konnte sie eine hübsche kleine Explosion arrangieren. Ausreichend Energie war verfügbar, die Technik des Gerätes war in den Datenbanken K‘jonasoidts zur Hand. Die Entladung des Speichers würde gewalttätig und heftig genug sein, um alle glauben zu lassen, Veruca Salt sei im Feuer dieses Lichts umgekommen. Ein Treffer oder ein Unfall, die Deutung des Zwischenfalls wäre ohne Gewicht. Und Jana würde zu tun haben, um Veruca Salt wirklich verschwinden zu lassen; Mikkos Bettgespielin in ihrem eigenen Kopf ebenso verschwinden zu lassen.
    Daran allerdings verschwendete sie jetzt keinen Gedanken, sie konzentrierte sich auf Veruca Salts Plan, den selbst K‘jonasoidt nach kurzem Nachdenken für brauchbar hielt, zumal er die Möglichkeit bot, die überlegenen körperlichen Fähigkeiten von T‘Arastoydt nutzbringend einzusetzen.
    Sie benutzte den Augenblick, in dem die Überwachung eine dritte anfliegende Maschine meldete, um ausreichend Unruhe zu erzeugen. Veruca Salt verwandelte sich in eine Furie, fuchtelte mit dem Werfer herum und schrie alles und jeden an. Die Blüte des Sebafell -Unterdecks war verunsichert; da waren fünf ihrer Kameraden von den eigenen Leuten umgenietet worden, und der Chef hatte seinen Stellvertreter und besten Freund gegen die nächste Wand gepustet. Schwer verdaulich, so etwas. Die meisten starrten wie hypnotisiert auf das, was von Ari übrig war. Sah man nicht alle Tage. Andere, denen die Fleischfetzen und Körperbruchstücke zu widerlich waren, sahen mit kaum weniger Faszination auf Mikko,

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