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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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irgendwelche Informationen nicht durchgekommen. Vielleicht hat ja deine neue Freundin mehr damit zu tun, als du glauben willst. Frag sie mal, ob sie ...«
    »Es genügt«, sagte Mikko. Er war Mikko-der-Rätselhafte, Mikko-der-andere. Er war der einzige Mikko, den es gab. In seinen Augen verfinsterte sich ein engelhaftes Blau und verwandelte sich in den Farbton des Todes. Es war wie die Verdunkelung eines Himmelskörpers, fand Jana Hakon, als ob sich der Schatten eines riesigen, übermächtigen Dunkelsterns über eine Welt legt. Verfinsterung heißt Eclipse, teilte K’jonasoidt mit. Pures Wissen konnte in manchen Situationen herzzerreißend sinnlos sein.
    In den Augen Aris flammte hoffnungslose Verzweiflung auf, eine Eclipse der besonders verhängnisvollen Art. Jana Hakon kam zu spät, als sie Mikko in den Arm zu fallen versuchte. Sie konnte nicht verhindern, dass er tatsächlich abdrückte.
    Eine kleine Sonne erstrahlte in der leeren Halle, heller als all die Lampen, die überall brannten; nur für einen Augenblick und nur für jenen Bruchteil einer Sekunde, der nötig war, um eine beträchtliche Menge Energie aus Mikkos Werfer in den Körper Aris zu transportieren. Der Organismus des schwarzen Mannes mochte mit strahlungsabweisenden Pigmenten vollgestopft sein; gegen diese Art von Strahlung war er hilflos. Seine Haut mochte stabil sein wie ein Panzer: Einem solchen Angriff hatte Ari nichts entgegenzusetzen. Er schrie nicht, als er starb, und er machte keinerlei Anstalten, sich zu wehren. Für beides war keine Zeit. Mikkos Schuss traf ihn mitten in den Leib. Ari wurde wie eine Puppe an die Wand hinter ihm geschleudert, und die Hitze der Entladung schweißte seine Überreste an ihr fest wie eine erschlagene Fliege.
    Mikko warf einen langen Blick auf das, was seine Waffe angerichtet hatte: Da war der seltsam unbestimmte Umriss des Lebewesens, das einmal Ari gewesen war, und die leuchtend metallene Spur quer darüber, der Überrest der rätselhaften Waffe. Als ob jemand den zerschmetterten Körper mit einem breiten silbernen Balken durchgestrichen hätte. Und rund um die verschwommene Silhouette Aris klebten allerlei Bruchstücke und Fetzen von ihm an der Wand. Ein Halo aus Blut und Fleisch. Niemand wagte auch nur den kleinen Finger zu rühren.
    Die Stille im alten Fliegerklub war vollkommen, das Innere eines Bernsteins, ein in der Zeit festgefrorener Augenblick des Grauens. So ähnlich hatte man sich wohl einen misslungenen Ycorgan-Trip vorzustellen. Die einzigen Geräusche waren sehr leise und drehten Jana beinahe den Magen um. Es war das Platschen, das kleine Mengen nicht verdunsteter Körperflüssigkeit verursachten, die von dem schaurigen Gemälde herabtropften. Und es war das leiser und immer leiser werdende Zischen, das dort ertönte, wo Blut das heiße Metall abkühlte. Die letzten Geräusche, die jenes Lebewesen verursachte, das einmal Ari gewesen war.
    Sechs Menschen tot, und wofür? Und warum? Jana konnte kaum glauben, dass dies mit ihr zu tun hatte, und dennoch war es so. Wäre sie nicht aus dem Institut geflohen, hätte es niemals ein Zusammentreffen gegeben. Sie hätte all diese Leute niemals kennengelernt. Ari würde weiterleben. Robby Merkin würde nach wie vor seine schwachen Witze reißen. Jonathan Sorrel hätte beide Schultern behalten. Tichina Arnolds Körper wäre nicht durchlöchert worden. Kein Laser hätte die Innereien von Daniel Gerrard geschmort. Und Tonio Gaudio hätte sich nicht zu Tode geröchelt. Bonnie Wayss wäre in ihr Katz-und-Maus-Spiel mit dem Flottenkommando verwickelt. Markus Hataka würde in aller Ruhe vor sich hin musizieren, irgendwo auf dem Weg zu einem Nachfolger seiner so erfolgreichen Musik. Vielleicht wäre sogar Kaddok ein bisschen glücklicher, und vielleicht hätte das Habitat von Die Neue Wohlfahrt nicht brennen müssen. Keine sternheißen Wolken in geschützten, netten Wohnwelten. Jana wusste inzwischen selbst nicht mehr, was sie von alldem halten sollte. Sie hatte keine Ahnung, inwiefern die mehrstimmigen Gedanken in ihrem Kopf all diese Ereignisse verschuldet hatten. Ob sie all dem nie begegnet wäre, wenn sie so fest und geschlossen geblieben wäre, wie es die Schwestern des Konzils gewollt hatten. K‘jonasoidt hätte sicherlich eine Antwort gehabt, so wie sie immer eine hatte. Jana verspürte in diesem Augenblick nicht die geringste Lust, sich die wohlfundierte Meinung K‘jonasoidts anzuhören.
    Sie warf einen Blick zu Mikko hinüber, der dastand wie ein

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