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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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trafen auf Gelenke, Füße traten in unvorbereitetes Fleisch. Plötzlich stand Lucas allein da, und er starrte fassungslos auf den Boden. Dort lag einer seiner Leibwächter hingemäht und kämpfte um den nächsten Atemzug, während eine Furie mit beängstigenden Bewegungen seinen Partner derart fertigmachte, dass dem Kleinen ein Krankenhausaufenthalt sicher war. Henning Lucas griff, ohne nachzudenken, zu seinem Komgerät, um die Dienststelle zu informieren. Eine schmale und harte Hand packte zu wie ein Schraubstock. Es tat weh. An einen Hilferuf war nicht zu denken. Dieses Problem war ernsthafter Natur.
    »Das wollen wir doch bleiben lassen«, sagte eine gelassene weibliche Stimme. Henning Lucas kannte diese Dame, aber es wollte ihm nicht einfallen, woher. Er starrte sie an, als wäre sie vom Himmel gefallen. Der Solarplexus des zweiten Leibwächters hatte dem Mann inzwischen wieder zu atmen erlaubt, und die Dame trat ihm in die Rippen, als er sich bewegte. Beinahe wirkte er dankbar, als er wieder in Ohnmacht fallen durfte. Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt atmete durch und schraubte ihre Erregung um ein paar Stufen zurück.
    Die beiden Wachhunde waren bewusstlos und würden es eine Weile bleiben. Blut rann aus geplatzten Augenbrauen. Unbrauchbare Leibwächter. Weil ihre zerschlagenen Körper in der geschwungenen Einfahrt des Lucasschen Anwesens lagen, würde sie niemand schnell entdecken. Diese Frau hat die Nacht über Zeit, sich mit mir zu befassen, dachte Henning Lucas, während er zusah, wie sie Fuß- und Handgelenke stramm fesselte. Er erinnerte sich an sein Komgerät.
    Etwas stach ihn, und er blickte erstaunt hinunter. Was seine Finger hielten, war der zerquetschte Überrest von hundertfünfzig Gramm hochkomplizierter Elektronik. Total hinüber. Lucas hatte einen aufmüpfigen Gedanken und wollte das zertrümmerte Gerät auf die Straße werfen, mitten auf den Weg. Vielleicht würde es jemandem auffallen. Die unheimliche Frau beherrschte neben der Gabe der brutalen und unmenschlich schnellen Bewegung auch die des Gedankenlesens. Sie führte einen harten Hieb gegen Lucas‘ Hand, und die Überreste des Apparates flogen als bunter glitzernder Schauer zwischen die Pflanzen und verschwanden.
    »Gehen wir«, sagte sie, und als Lucas zögerte, setzte sie mit grimmigem Lächeln hinzu: »Wir haben zu tun. Das da wird jemand aufsammeln. Früher oder später.«
    Henning Lucas war nicht sicher, ob sie die Überreste seines teuren Spielzeugs oder die Körper der zusammengeschlagenen Leibwächter meinte. Im Grunde genommen war dies eine Information, auf die er gut verzichten konnte. Er schluckte alle Bemerkungen hinunter, die ihm vielleicht über die Lippen gekommen wären, und folgte dem energischen Kopfnicken der Frau zum Haus hinauf. Es war nicht gut Kirschen essen mit so jemandem, und er öffnete brav sein Haus mit Fingerabdruck und Passwort.
    Jana war nicht sicher, wie es weitergehen sollte, wenn sie in das Haus eingedrungen war. Sollte sie sich alles aneignen, was halbwegs versprach, nützlich zu sein, und dann so schnell es ging verschwinden? Den alten Mann auf den Kopf hauen, dass er ebenfalls für eine Weile schlafen würde? Oder wäre es nützlicher, Henning Lucas samt seinem Haus für einige Zeit als Ausgangsbasis für weitere Aktivitäten zu benutzen? Würde sie den Mann am Ende umbringen, um spurlos verschwinden zu können? Was war mit den beiden Bewusstlosen im Vorgarten?
    Nein, dachte Jana, kein Gemetzel. Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt will keine drei Leichen zurücklassen, wenn sie dieser Welt endlich entkommen kann. Wir müssen eine andere Lösung finden. Und wir müssen sie schnell finden. In dieser Nacht. Ja. Und wenn wir zum äußersten Mittel greifen müssen, werden wir es tun, selbst wenn uns diese spezielle Art von Gewalt zuwider ist.
    Da war es wieder. Sie hatte von sich selbst – von den verschiedenen Aspekten ihres Ichs – gedacht wie von verschiedenen Personen. Als ob Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt und Veruca Salt und Jana Hakon nicht letzten Endes ein und dasselbe wären. Es war nicht das erste Mal, dass Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt davon überrascht wurde, dass ihre künstlich geschaffenen Personen, nur Einbildungen für die Außenwelt, ein eigenes Leben und sogar eine eigene Meinung entwickelten. Die Regeln des Ordens boten für solche Fälle keine Hilfe an, derlei passierte denen vom T‘Arastoydt nicht. Und sie hatte keine Zeit, sich um Jana und

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