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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Die Arbeit selbst war stupide. Längliche Geräte waren in vorbereitete Schächte zu stecken, wo sie an ihre Positionen tief im Innern der rippenartigen Konstruktion glitten, die ihr Rückgrat direkt unter der Schachtel an die Metallfläche drückte. Akupunkturnadeln für die Wirbelsäule eines Walfisches, dachte Jana, ehe sie sich daran erinnerte, dass Wale keine Fische sind.
    Sie konnte nicht begreifen, warum man diese Arbeit nicht von Maschinen erledigen ließ wie den Löwenanteil der Arbeit an den Weltenkreuzern. Nach einer Weile fragte sie Kaddok danach.
    »Manches muss von Menschen getan werden«, brummte der Karnese. Seine Stimme füllte den Raum mühelos aus.
    Jana blickte sich um und musterte den völlig schmucklosen Raum. »Sogar ich«, sagte sie, »könnte mit ein bisschen Mühe einen Apparat zusammenschrauben, der in der Lage ist, Dinger in Löcher zu stecken.«
    Kaddok grunzte zustimmend. Er schob wieder eine der Stangen in ihre Hülse, ganz vorsichtig. In seinen mächtigen Pranken sah das Ding aus wie ein Strohhalm. Ein Wunder, dass es nicht zerbrach. Jana dachte alarmiert an mögliche Gründe dafür, dass dieses enorme Trumm von einem Mann mit den Strohhalmen umging wie mit dem Staatsschatz. Oder wie mit einem gefährlichen Tier. Einem äußerst gefährlichen Tier. Sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Vielleicht hantierten sie hier mit Dingen, die viel bedrohlicher waren als nur irgendeine Schöpfung der Natur.
    »Was, zum Teufel, tun wir eigentlich?«, fragte Veruca Salt, und ihre Stimme konnte Besorgnis nicht verbergen.
    Der Karnese blickte nicht von seiner Arbeit auf, er betrachtete seine Hände, während er antwortete. »Wir platzieren Sprengladungen«, sagte Kaddok. »Jedes einzelne dieser Dinger hat genug Sprengkraft, um uns beide und die ganze Hütte in einzelne Atome zu zerreißen.«
    Jana trat einen weiteren Schritt zurück. Völlig sinnlos, wenn das Material wirklich so explosiv war, wie Kaddok behauptete. Leider gab es nicht den geringsten Grund für ihn, sie in diesem Punkt zu belügen.
    »Warum?«, fragte sie.
    Kaddoks Tatze schloss sich zärtlich um die nächste Stange Sprengstoff. »Es gibt Zwangslagen«, sagte er, »in denen kann man einen Weltenkreuzer nicht mehr halten. Man muss das Ding dann in seine Bestandteile zerlegen.«
    Er sah entschuldigend zu Veruca Salt hinüber, die langsam nickte. Sie hatte davon gehört. Die Segmente voneinander trennen, den großen Plan in kleine Stücke teilen. Manche von den Segmenten konnten wie plumpe Raumfahrzeuge selbstständig agieren. Kein Wunder, schließlich waren sie vor ihrem Einbau genau das gewesen: selbstständige Raumfahrzeuge. Einige Details in den Bauplänen, die in ihren Datenbanken schlummerten, wurden plötzlich klar; Widersprüche lösten sich auf. Natürlich musste man bei der Konstruktion eines Weltenkreuzers daran denken, alles schnell und effektiv wieder zu zerlegen. Es mochte Situationen geben, in denen es für einzelne, kleinere Fragmente bessere Chancen gab als für das ganze Riesenraumschiff. Situationen, in denen sich der Weltenkreuzer teilte. In Bestandteile, mit denen sich hinterher noch etwas anfangen ließ. Keine simple Selbstvernichtung. Dafür müsste man bloß die Fusionsöfen übersteuern, und der Weltenkreuzer würde in einer thermonuklearen Sonne vergehen.
    Jana starrte die Bomben an. Das war Macht; für eine halbe Sekunde fühlte sie sich, als stünde sie auf dem Schwarzen Turm, nur Zentimeter vom Abgrund entfernt.
    Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt meldete sich und erinnerte an die phantastischen Möglichkeiten einer solchen Technologie, die sorgsam und methodisch die Mittel zu ihrer eigenen Vernichtung installierte. Was wäre geschehen, wenn wir damals die Armorica dazu hätten bringen können, sich selbst in viele kleine schwache Segmente zu zerlegen? Der Code allein, abgesandt von der Oberfläche Galdäas, hätte ausgereicht, um den Krieg zu gewinnen. Nur der Code. Eine simple Abfolge aus Nullen und Einsen. Es war wie eine grelle Lampe, die in einem vorher düsteren Winkel ihres Geistes angeschaltet wurde: Wer solche Codes hatte, der hielt das Leben von Zehntausenden in der Hand. Wer solche Codes besaß, konnte im Grunde genommen nicht mehr ruhig schlafen. Wer solche Codes hatte, konnte mit Planeten politisches Pingpong spielen. So viel Macht war unanständig. Und wer es auf Die Neue Wohlfahrt wollte, der konnte darüber entscheiden, wem diese Macht in die Hände gegeben wurde, neben den

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