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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Kaddok, »die Rädchen von Angst und Wahnsinn. Die Kreuzerleute mögen keine verzwickten Symphonien hören und keine dickleibigen alten Bücher lesen ... trotzdem sind sie weder dumm noch phantasielos, im Gegensatz zu dem, was die Schöngeister auf Penta-der-Uni-Welt glauben wollen. Auch wenn es unter meinen Leuten viele gibt, die sich keinesfalls als achter an einen Tisch setzen würden, selbst zu ihren besten Freunden. Meine Leute sind nicht dumm. Sie kennen die Baupläne. Und sie wissen, was passiert, wenn irgendwann einmal diese Babys hier gezündet werden.«
    Endlich ließ Kaddok seine Pranken von den tödlichen Stäben und legte die Hände sorgsam in den Schoß wie zwei schlafende Haustiere. Er blickte Veruca Salt direkt ins Gesicht, und seine Stimme wurde schneller. Was er jetzt sagte, war alles andere als ein spontaner Einfall.
    »Meine Leute stellen sich vor, wie das ist, wenn diese ganz spezielle Arbeit gebraucht wird. Benutzt. Was geschieht, wenn diese Dinger zur Detonation gebracht werden müssen. Was geschieht, wenn Wände schwanken und sich biegen, wenn hochfestes, armdickes Panzermaterial sich wellt und von einer plötzlich einsetzenden Kraft wie Stroh zerknüllt wird; wenn unsere Installationen Menschen und Möbel zerquetschen. Hart arbeitende Kreuzerleute denken daran, wie alle Lichter ausgehen. Und wie stählerne Träger aus dem einen Segment in ein anderes rasen, zwei Meter breit und einen halben Meter hoch, geplant und dringend notwendig und absolut tödlich. Sie malen es sich aus, wie solche Dinger menschliche Körper durchschlagen, als wären es Papierblätter, und Leute an kalten grauen Stahl nageln. Die Rädchen im Kopf arbeiten und arbeiten, wenn meine Leute längst in der Freizeit sind, in irgendeiner der lausigen Kuppeln da unten oder auf der Werft. Sie denken daran, so wie andere Leute an den Fluch der Acht denken mögen. Viele versuchen, das Uhrwerk anzuhalten, mit Pillen oder Spritzen. Manchmal beruhigt sich jemand zu Tode. Wer normal weiterlebt, weiter arbeitet, in dessen Kopf drehen sich die Rädchen weiter und weiter. Und früher oder später dreht sich eines der Rädchen eine Umdrehung zu weit.«
    Kaddoks Stimme brach und versagte; Jana starrte den Riesen verblüfft an. Er wirkte hilflos. Das passte überhaupt nicht zu dem Bild, das sie sich von dem knallharten Vorarbeiter gemacht hatte.
    »Theta-Missionen gibt es offiziell überhaupt nicht«, sagte er. »Die Geschäftsleitung von Die Neue Wohlfahrt zieht sofort jeden aus dem Verkehr, der es wagt, diesen Begriff in den Mund zu nehmen. Unter uns wissen wir, was es damit auf sich hat. Jeder, der solche Arbeit wie diese hier getan hat, muss mit dem Gedanken leben lernen, dass er für Tod und Verstümmelung und Leid verantwortlich ist. Und der eine oder andere kommt nicht damit klar.«
    »Die Rädchen kommen aus dem Tritt«, sagte Veruca Salt leise.
    »Genauso ist es.«
    »Und wie genau sieht das aus, wenn so ein Rädchen aus seinem Takt gerät? Ein Fehler, von dem nur ein Lichtblitz übrig bleibt und überhaupt kein Beweismaterial?«
    »Vielleicht«, sagte der Karnese unglücklich, »vielleicht manchmal. Hin und wieder allerdings passiert Schlimmeres. Dann tickt nicht nur ein Rädchen falsch, dann fliegt das komplette Werk in Fetzen.«
    Jana sagte nichts. Sie hatte keine Ahnung, was sie hätte entgegnen sollen. Für sie – Veruca Salt – klang das alles nach purem Irrsinn, etwa so, wie wenn die Goldenen anfingen, sich ins Weltenkreuzergeschäft zu drängen. Für Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt und ihre Erinnerungen an die Gefechte mit der Armorica klang es nach Feuer und Wut und Stahl.
    »Beim letzten Mal – nur als Beispiel – ist jemand mit einem starken Schweißgerät durch die Baustelle geflogen und hat auf alles gefeuert, was sich bewegte. Hinterher bewegte sich nichts mehr – unsere Schweißgeräte haben eine Menge Energie. Ein anderer Typ hat mit scharfen Messern so lange um sich geschlagen und geschnitten, bis man ihn über den Haufen schoss. Da waren einundzwanzig Leute gestorben. Ein dritter hat versucht, die Abgase startender Schiffe in die Belüftung zu leiten. Viel hat nicht gefehlt, dann hätte mehrere tausend Grad heißer Wind die Leute im Schlaf überrascht.«
    Jetzt verstand Jana endlich. Sie hatte darüber gelesen, dass Menschen oft nicht in der Lage waren, ihre Konflikte mit sich selbst auszutragen. Dass sie gern den idiotischen Fehler begingen, allen Müll in ihrer Seele zu begraben, bis die nichts

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