Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
Leider hatte sich die geheimnisvolle Nachricht so gründlich selbst aus dem System getilgt, dass er nicht mehr herausfinden konnte, zu welcher Zeit sie ihn erreicht hatte, vor einigen Minuten oder vor zehn Stunden. Markus schaute in seiner Neuigkeiten-Box nach. Er hatte einen Agenten ins Netz geschickt, der die Nachrichten von Penta IV auf bestimmte Stichwörter hin siebte und die interessanten Meldungen in einer Box ablegte. Natürlich war die Box voller Neuzugänge, er hatte sie in den letzten beiden Tagen nicht aufgeräumt. Markus überflog die Kurzzusammenfassungen und stockte, als er den Namen des Institutes fand. Was machte das Institut in dieser Box?
    Dann las er, was die Box gespeichert hatte. Lügen. Nichts als Lügen. Es wurde ihm ganz kalt. Die Neuigkeiten der verschiedenen Kanäle zeigten dieselben Sondersendungen mit schrecklichen Bildern, dieselben ganz offensichtlich erlogenen Geschichten. Sie handelten von gefährlichen Patienten, die sich plötzlich gegen ihre Wohltäter in einem Institut auf Penta IV gewandt und einige von ihnen umgebracht hatten. Ein bedauerlicher Zwischenfall, Berufsrisiko. Einige Kanäle scheuten – wie immer – selbst vor den grausigsten Darstellungen nicht zurück. Markus sah die leblosen Körper. Einen davon kannte er gut, vielleicht zu gut. In den toten Augen des Pflegers stand Entsetzen. Markus schluckte.
    Damals war dieser Mann der einzige Mensch gewesen, von Jana abgesehen, mit dem er hatte reden können. Sogar über Karolus hatte er mit ihm gesprochen. Und er hatte nicht nur mit ihm geredet. Hin und wieder hatte es da heiße und feuchte nächtliche Treffen gegeben, kleine sexuelle Opfer auf dem Altar der Vergangenheit. Konnte vorkommen, körperliche Anziehung ohne irgendeinen Gedanken an Partnerschaft, lediglich zerwühlte Laken und eine Menge Körpertemperatur. Und jetzt war der andere tot. Tot wie Karolus. Bloß ein kalter Haufen Fleisch, das der Gewohnheit folgend an den Knochen klebte. Markus fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Eimer Eiswasser in die Hose gegossen. War er verflucht, dass alle ein schreckliches Ende nehmen mussten, die er jemals angefasst hatte?
    Glücklicherweise war nur eine einzige Patientin bei dem Aufruhr umgekommen, logen die Nachrichtensprecher, und Markus blickte in das schlecht retuschierte Gesicht Janas. Eine ältere Aufnahme, gemacht, als sie schlief. Man hatte die Farben verändert, damit sie aussah wie tot und gestorben. Das bedauernswerte Opfer ihrer unheilbaren Krankheit, hieß es. Ein Mediziner sprach aus dem Hintergrund über die Unberechenbarkeit mancher geistigen Zustände, während die immer gleichen Bilder abliefen, ein verwüsteter Flur, still liegende Körper, das leichenblasse Gesicht. Markus verglich die Zeitangaben, rechnete nach. Jana hatte ihn angerufen, nachdem all das längst geschehen war. Angeblich geschehen war. Die Tote hatte gesprochen.
    Es war alles gelogen. Ein Lügner im hochgeschlossenen blauen Zweireiher gab ein Interview, in dem er von den langwierigen und häufigen Sitzungen berichtete, die er in der Therapie mit der verstorbenen Patientin gehabt hatte. Von der Tragik ihres unglücklichen Todes. Das Lügenspiel war dreist und überzeugend. Wer auch immer hinter alldem stecken mochte: Es waren Leute mit Verbindungen und viel Geld, gründlich vorgehend. Markus, in was bist du da hineingeraten? In eine dieser seltsamen galdäischen Sagen von Göttern, die selbst nur Marionetten weit schrecklicherer Mächte waren? In eine Schöpfer-Geschichte, die so deprimierend war wie alle anderen dieser Sorte, die ihm Ja‘ana damals erzählt hatte? Oder in eine der Legenden von den unfassbaren Intrigen und Grausamkeiten der Großen Acht, wie man sie sich auf Serafim noch heute erzählte?
    Er stand auf und wollte gehen. Irgendwohin. An einen Ort, dachte Markus, an dem man mich nicht kennt und wo es viele andere Menschen gibt. So wie es die grauhaarige Frau gesagt hat. Zum Flughafen. In die Stadt, mitten ins Nachtleben. Wieder einmal zuviel trinken. Stark bleiben, wenn irgendwo das verdammte Ycorgan auftaucht. Oder Musik machen, mit ein paar anderen Verrückten. Es gab genug Klubs, in denen sich immer jemand zum Jammen fand. Markus ließ sich die Klangfetzen und Ideen der letzten Nacht auf einen Speicherkristall überspielen, samt aller halbfertigen Teile der neuen Musik. Es war ein furchtbarer Gedanke, dass all das verloren gehen könnte. Er wollte es mit sich herumtragen. Diese Vorstudien zum Nachfolger von »Kutembea

Weitere Kostenlose Bücher