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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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Bei diesem Spiel gibt es eine Gegenseite. Ich weiß nicht genau, wer das ist. Noch nicht. Ich weiß, dass es unklug ist, diesen Leuten das winzigste Zipfelchen Information zu geben. Ich wiederhole: Bei diesem Spiel gibt es eine Gegenseite. Und ich gehöre mit Sicherheit nicht dazu.«
    Markus war es nicht klar gewesen, dass er an einem Spiel teilnahm. Was für ein Spiel? Was bedeutete der unheilvolle Unterton in den Worten dieser Dame? Was hatte das mit Jana zu tun? Was für eine Gegenseite?
    »Und«, fuhr die Frau fort, »das Spiel ist gefährlich. Die Gegenseite ist skrupellos. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass Ihr Leben in Gefahr ist. Aus diesem Grund ändern Sie sofort Ihr Leben, wenn Sie es behalten wollen. Verlassen Sie die Wohnung. Gehen Sie an einen Ort, an dem man Sie nicht kennt und wo es viele andere Menschen gibt. Am besten gehen Sie so rasch wie möglich weg. Ich finde Sie, wenn ich Sie brauche. Vor allem, wenn die Person, an der uns beiden gelegen ist, endlich auf dem Planeten eintrifft, auf dem Sie sich befinden.«
    Markus starrte auf die Bildwand und spürte, dass sein Unterkiefer nach unten gesackt war. In was war er da hineingeraten? In was war Jana hineingeraten? Es summte die gespannte Saite. Er kritzelte die Zahlen, die ihm die Dame nannte, auf den Ausdruck mit Janas körnigem Gesicht, den er aus der Hemdtasche gezogen hatte. Es war nichts anderes zum Schreiben da als der Rand dieses Blattes. Und es war irgendwie passend. Geheimnisvolle Codes neben dem rätselhafterweise aus der Vergangenheit emporgestiegenen Gesicht Janas.
    Die unbekannte Frau war fertig mit ihren Ausführungen. Sie hatte alles bestimmt und ruhig, ganz unaufgeregt dargelegt. So stellte sich Markus die letzte Besprechung vor einem tödlichen Einsatz vor. Soldaten beim ultimativen Befehlsempfang, im Bewusstsein der Tatsache, in den nächsten Stunden sterben zu müssen. Sekunden, ehe alles aus den Luken sprang, mitten hinein ins Chaos. Markus hasste alles, was militärisch war. Karolus hatte das auch getan. Mit einer Mischung aus Angst und Faszination starrte Markus die Bildwand an.
    Die Übertragung brach nicht ab, obwohl die Botschaft zu Ende war. Die Frau blickte ihn zehn Sekunden lang an. Sie sagte nichts mehr, da war nur dieser Blick. Natürlich war sich Markus darüber im Klaren, dass sie ihn nicht sehen konnte. Das war eine Aufzeichnung. Dennoch hatte er das Gefühl, jemand starre ihn mahnend an. Leiste dir keinen Unsinn, sagte der Blick, sonst mache ich dir Beine. Dieser Frau war das zuzutrauen, wusste Markus. Die hatte bestimmt schon vielen Leuten Beine gemacht.
    Die Projektion erlosch, die Nachricht war zu Ende. Im Rechner allerdings löste das hektische Betriebsamkeit aus. Irgendwelche Programme hatten sich selbst geladen und blockierten für Sekunden alle Tasten und Schalter; elektronische Derwische fegten durch die Speicher und änderten Daten, löschten Protokolle und schrieben Listen um. Am Schluss verschwand alles wie durch Geisterhand. Die Begrüßungsfloskeln schauten unschuldig in die Welt, als wäre nichts geschehen.
    Markus rief vorsichtig die Protokoll-Liste der Kommunikation auf. Soweit es diese Aufzeichnungen anging, hatte er niemals eine Nachricht von jener Dame auf Penta IV erhalten. O nein. Er hatte nie eine abgespielt. Es war nicht einmal mehr der leere Platz im Speicher auszumachen, von dem die Nachricht sich wieder gelöscht hatte. Sogar das Datum der zuletzt geänderten Speicherplätze war gefälscht worden. Markus schaute genauer nach und entdeckte, dass sein besoffener Anruf auf Penta IV ebenso wie der Suchbefehl, den er gegeben hatte, verschwunden war. Stattdessen war da ein Gespräch mit einer Seelenklempner-Nummer verzeichnet. Er hatte nachts einen dieser kostenpflichtigen Schütten-Sie-uns-Ihr-Herz-aus-Psychos in Anspruch genommen. Sogar das Honorar des Dienstes war abgebucht. Markus schüttelte den Kopf. Und ich könnte wetten, dachte er, dass das Geld bereits bei denen auf dem Konto ist. Die Frau ist von einer beängstigenden Gründlichkeit.
    In diesem Fall, ging ihm auf, sollte er ihre Warnung, so irre sie klingen mochte, besser ernst nehmen. Das hier ging weit über das Niveau eines gelungenen Scherzes hinaus. Wer Software derart souverän manipulieren konnte, der verwandelte Rechner in Waffen. Die Zahl der Gesetze, die übertreten worden waren, mochte Markus sich gar nicht ausmalen.
    Es konnte kaum so dringend sein, dass er in genau dieser Sekunde aufspringen und davonrennen müsste.

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