Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Kommunikation. Im Gegenteil. Es hatte richtig Geld gekostet. Was? Markus ließ den Löffel sinken und befahl seinem Rechner, die Protokolle der letzten vierundzwanzig Stunden anzuzeigen.
Tatsächlich.
Da waren, mitten in der Nacht, einige Dinge geschehen. Markus Hataka hatte versucht, Jana Hakon ausfindig zu machen. Seine Zunge war ungelenk und seine Ausdrucksweise mangelhaft gewesen, der Rechner hatte ihn dennoch verstanden. Mist. So ein verdammter Mist. Es war nicht besonders klug, was er da getan hatte.
»Vadammomal«, hörte Markus seine besoffene Stimme sagen, und der Rechner hatte ein paar erstaunte Fragezeichen an den unergründlichen Ausspruch gehängt.
Markus dachte kurz darüber nach, ob eine solche Anfrage und der darauffolgende Befehl, irgendwo auf Penta IV eine Frau von Galdäa ausfindig zu machen, für Jana eventuell von Nachteil sein könnte. Irgendwo in den Kommunikationssystemen auf der Werkwelt kreiste womöglich ein Programm, das versuchte, eine Nachricht an Jana Hakon loszuwerden. Während er darüber grübelte, fischte er, ohne es zu merken, die letzten Bohnen aus der Schüssel. Ein Glühen aus wohligem Schmerz erfüllte seinen Mund und seinen Magen. Dann erst kam Markus auf die Idee, nach neuen Nachrichten zu schauen. Es waren welche da. Genau eine. Er stellte die Schüssel beiseite und spielte die Nachricht ab. Das war merkwürdigerweise gar nicht so einfach. Sein eigener Rechner verlangte plötzlich eine volle Identifikation, vergewisserte sich genau, dass es wirklich Markus Hataka war, der vor der Bildwand saß, und dass er allein war. Was soll denn das, wollte Markus schon fragen, als die Prozedur vorüber war.
Da war die Nachricht. Keine karitative Kommunikation, sondern mit klarem Ton und bestechend scharfem Bild.
Eine Frau. Elegant, großgewachsen, gutproportioniert; sie trug einen dunklen Overall aus derbem Stoff. Um den Hals hatte sie ein leuchtendblaues Tuch geschlungen. Sie sah sehr ernst aus. Ihre kurzgeschnittenen Haare waren von dunklem Stahlgrau, in den Winkeln ihrer leicht mandelförmigen Augen entsprangen Dutzende feiner Fältchen. Vom rechten Ohr fehlte ein Stück. Die Augen der Dame waren dunkel. Sie schaute vorwurfsvoll und rückte mit einer unbewussten Bewegung irgendetwas an ihrer Montur zurecht, das verdächtig nach einer Waffe aussah. Einer seltsamen Waffe. Kein Standardgerät des Flottenkommandos, sondern gerundet, organisch, seltsam, fremdartig. Bedrohlich, das war das Wort.
»Wer immer Sie sind«, sagte die Frau, »es könnte zu spät sein, wenn Sie diese Aufzeichnung zu Gesicht bekommen. Es handelt sich um eine begrenzte Datei – Sie können sie nur ein einziges Mal abspielen. Versuchen Sie, sich zu merken, was ich Ihnen sage.«
Markus klimperte mit den Augen und spürte, wie sich das warme Chili in seinem Bauch in einen fettigen kalten Klumpen Angst verwandelte. Wahrscheinlich hatte er Mist gebaut in der letzten Nacht. Irgendetwas hatte diese Datei mit seinem Rechner angestellt. Die meisten sonst erleuchteten Tasten waren dunkel, und auf Zwischenfragen gab die Maschine keine Antwort.
Die strenge grauhaarige Frau verströmte ein Flair von Kommandos, Gehorsam und Gefahr; kurz, sie wirkte wie eine merkwürdige Personifikation von Militär. Markus mochte Militär nicht. Erst recht, wenn es so überwältigend auftrat wie diese Dame auf der Bildwand. Sie rasselte ein paar Zahlen herunter und befahl, dass er sich die zu merken hätte.
»Sie haben eine Dummheit gemacht«, sagte sie, »und gewisse Namen, die man besser nicht erwähnen sollte, in das Netz gegeben. Damit Sie sich eine Vorstellung machen können, welche das sind: Einer bezeichnet eine Person, der andere einen Planeten. Wie ich darauf komme? Es gibt im Netz sogenannte Fischer. Das sind Programme, die die Kommunikation auf gewisse Worte abhorchen und es ihrem Auftraggeber melden, wenn sie erfolgreich waren. Ich kann nur hoffen, Sie verstehen das.«
Markus hatte davon gehört, dass solche Dinge möglich waren. Sein Interesse hatte das Thema nicht geweckt. Die Datensicherheit im Netz wurde garantiert, das reichte. Nun, sagte er sich, es reicht eben offenbar nicht. Zumindest nicht für diese Frau.
»Die Person«, sagte die Dame mit dem militärischen Flair, »um die es uns beiden geht, befindet sich in relativer Sicherheit. Der Anruf, den Sie gemacht haben, trug nicht dazu bei, die Gegenseite zu verwirren. Eher im Gegenteil. Bitte begreifen Sie: Bei diesem Spiel gibt es eine Gegenseite. Ich wiederhole:
Weitere Kostenlose Bücher