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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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erklärte Brögger. »Er ist ein bissel überspannt, müssen Sie wissen. Sieht immer Teufelchen mit haarigen Geheimnissen. Schluckt die falschen Chemikalien. Und er hat eine richtig schlimme Profilneurose. Muss sich bedeutender machen, als er ist. Muss recht haben. Er hat einiges hinter sich, was seine Schwäche erklärt.«
    Michael sah seinen Gastgeber fragend an.
    »Nein, mit der Galdäa-Sache hat das nichts zu tun. Die Geschichte mit Galdäa hat niemandem gefallen. Mir auch nicht.«
    Brögger schlürfte geräuschvoll seinen Tee, der tatsächlich leicht dampfte, selbst in dieser Hitze. Von der spiegelglatten Fläche des Sees starteten ein paar Wasservögel und verschwanden mit klatschenden Schwingen. Wohin die wohl fliegen, überlegte Michael, gibt es denn so große Habitate, dass man Vögel darin frei herumfliegen lassen kann? Zugvögel? Verbringen die den Sommer vielleicht in kühleren Gegenden? Flattern sie durch Atibon Legba auf der Suche nach besserem Wetter? Oder hat man extra für die Insassen solcher Edel-Habitate mechanische Vögel konstruiert? Michael stellte sich das vor, von winzigen Rechnern gesteuerte Flamingos, die immer in Richtung einer nie untergehenden Sonne flogen und am Ende ihres Weges von einem Förderband wieder zum Start zurückgebracht wurden.
    »Sie wissen, dass ich die Pannen mit den Sonden verantworten musste?«, fragte Dan Brögger.
    »Ja ... Hat es denn Pannen gegeben?«
    Brögger lachte. »Natürlich. Wir hatten damals ungefähr zweihundertfünfzig Planeten zu beschicken. Mit den verschiedensten Sachen. Teilweise völlig verrücktes Zeug. Manchmal war kein einziger Posten auf der Liste, den wir hätten erklären können. Sendungen für die verschiedensten Adressaten. Für Menschenkolonien, alteingesessene, frisch gegründete und wiederentdeckte. Für karnesische Kolonien, für einige Planetenforts. Hin und wieder sogar für Utragenorius. Und für Niedrige-Ebenen-Zivilisationen, wie wir sie nannten. Manchmal erfuhren wir erst nach Jahren, dass eine Welt auf unserer Kundenliste längst unbewohnt war, aufgegeben oder ausgestorben. Selbst jetzt muss es einige Planeten geben, die von unseren Lieferungen umkreist werden. Es gibt niemanden, der sie abruft. Oder keinen Platz, um zu landen.«
    Dan Brögger hielt inne, musterte Michaels Gesichtsausdruck und grinste. Dann schlürfte er wieder heißen Tee.
    »Die Pannen«, erinnerte ihn Michael.
    »Ja. Natürlich. Überall geht mal was daneben. Nicht alle Sendungen kommen an. Nicht genau dort, wo sie hinsollen. Manchmal gehen welche komplett verloren. Die übrigen haben eine gewisse Streuung.« Brögger beobachtete genau, wie sich der Flüssigkeitsspiegel in seiner Tasse verringerte, während er trank. »Es war ein Wunder, dass die Sonden meistens beim richtigen Planeten aufsprangen. Es gab so viele davon. Nun obendrein noch zu erwarten, sie sollten immer in dem zuständigen Zwergstaat landen, ist ein bisschen viel verlangt. Von A. L. aus sehen all diese Welten aus wie Punkte im Universum, und all diese kleinen Ländchen wie Fliegenschisse. So kommt es zu kleinen Betriebsunfällen. Hin und wieder, das bleibt nicht aus. Und wer kriegt deswegen die Schelte auf sein gramgebeugtes Haupt? – Der Instrukteur! In diesem Fall ich.«
    Dan Brögger schluckte den übriggebliebenen Tee hinunter und goss aus der dampfenden Kanne neuen nach. Das Ding hatte im Boden ein eingebautes Heizelement, um das Getränk glühend heiß zu halten.
    »Es hat doch sicherlich Vorschläge gegeben, das Adressensystem zu verbessern«, sagte Michael. Auf der Außenhaut seines Kokons aus chemischer Glückseligkeit flackerten Bilder von herumirrenden Sonden: Behälter ergossen ihren Inhalt in die Atmosphäre irgendwelcher Welten, und beim Verglühen zeichnete das Zeug bunte Spuren an den Himmel. Wilde, speerschwingende Kreaturen holten Lasergewehre und planetenbrechende Bomben aus verrosteten Sonden, spielten mit tausendadrigen Netzzugängen und mit Landau-Feldern, die Gebirge einebnen konnten. Andere Behälter kreisten um Eisplaneten, Jahrtausend um Jahrtausend, während die winzige Sonne langsam erkaltete. Vielleicht begegnete einer von ihnen dabei einem verschollenen Piloten? Vielleicht irrte Tasso durchs All und klopfte bei stummen Sonden an, die auf einen Landecode warteten, der niemals eingehen würde? Nichts davon konnte Michael nahegehen.
    »Sicher gab es allerlei Vorschläge«, sagte Dan Brögger. »Hat es immer gegeben. Und die wurden alle geprüft, das kann ich Ihnen

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