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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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versichern. Registriert, analysiert, simuliert, getestet und von mehreren unabhängigen Gremien begutachtet. Es war nichts dabei, was wir hätten gebrauchen können. Nichts, das wirklich umsetzbar gewesen wäre.«
    Brögger setzte sich auf und sah seinem Besucher ins Gesicht. Mit einer Geste, die langjähriger Gewohnheit entsprang, zog er die Ärmel seines dicken wollenen Hemdes lang. Nur ja keine Wärme verlieren.
    »Warum waren all die Ideen nicht verwendbar?«, fragte Michael.
    »Das eigentliche Problem war der Zeitfaktor, verstehen Sie? Ein neues System hätte alles lahmgelegt. Das alles war zu groß.« Dan Brögger machte eine ausgreifende Geste. »Unmöglich und unzumutbar, die Sondenverschickung für ein halbes Jahr zu unterbrechen, um das Adressensystem zu verbessern und neue Verfahren einzuführen, zu testen und in Betrieb zu nehmen. Dafür war das alles zu wichtig. Es hing eine Menge von unseren Lieferungen ab. Verstehen Sie: Ein paar Dutzend Planeten wären vielleicht ausgestorben, fünf oder zehn ganz bestimmt. Zwei oder drei Kriege irgendwo im bewohnten Kosmos wären ausgebrochen. Menschen wären umgekommen. All diese Leute hingen an einer einzigen Nabelschnur, und das waren unsere Sendungen. Ging eine von ihnen fehl, schickten wir rasch Ersatz. Es wäre Mord gewesen, für Monate nichts mehr zu schicken.« Dan Brögger ließ den letzten Rest gewärmten Tees in seine Tasse fließen und schüttelte missmutig die Kanne. Das Ding zischte leise. Leer. Der Blick in die Tülle war so vergeblich wie der Versuch, irgendein Sondensystem verbessern zu wollen.
    »Und wie war es mit den Vorschlägen von Konstral auf Galdäa?«, fragte Michael.
    »Moment.« Brögger beugte sich zu einem antik wirkenden Möbel hinüber und zog ein Terminal heraus. Michael hatte solche Konsolen bisher nur auf Abbildungen gesehen; das Neueste vom Neuen. Die Dinger waren grazil und wirkten zerbrechlich, hatten aber eine ungeheure Leistungsfähigkeit. Michael spürte den Stachel des Neids, nur von weitem. Eine solche Konsole hatte genug Kapazität, um das Netz einer Universität auf Penta V an die Wand zu spielen. Jedes Gerät war einmalig und leider äußerst kostspielig. Dieses hier war vermutlich mit Heizelementen ausgerüstet, um seinem ewig fröstelnden Besitzer die Hände wärmen zu können. Alle Konsolen dieser Art waren ihrem Besitzer buchstäblich auf den Leib geschneidert. Gegen Fremdeingriff gehärtet. Sie reagierten nicht auf Fremde, und mochte es sich um geniale Experten handeln – niemand anderes als der Besitzer konnte ihnen Befehle eingeben. Dan Brögger arbeitete einige Sekunden lang an seinem Wunder-Terminal, über das er offensichtlich direkten Zugriff zu den Archiven seines Arbeitsbereiches hatte. Keine Spur von den gemächlichen Abläufen, die Normalsterbliche wie Michael Sanderstorm auf A. L. zu erdulden hatten. Kein Netz, das an der Datenkrätze zu ersticken drohte. Es waren andere Kanäle, die für Dan Brögger offenstanden.
    »Tut mir leid«, erklärte Brögger nach kurzer Zeit, »in puncto Adressierung ist niemals ein Vorschlag von Galdäa gekommen. Würde hier stehen. Die Datenbanken vergessen nichts.«
    Michael hatte keinerlei Mühe, ganz ruhig zu bleiben. Aufregung und Wut waren auf der anderen Seite seiner chemiegetränkten Zufriedenheit zurückgeblieben. »Was passierte mit formlos eingereichten Vorschlägen?«, fragte er.
    Brögger dachte keine Sekunde nach, ehe er antwortete. »Alle Vorschläge gingen erst durch die Buchung. Mussten dort als Verwaltungsvorgang registriert werden. Wegen der Vergütung. Für den Fall, dass die Prüfung ein positives Ergebnis erbrachte.« Er lächelte Michael schelmisch an. »Die Leute wollen schließlich ihr Geld haben, wenn sie mal was Brauchbares ausgetüftelt haben. Aus dem gleichen Grund gingen alle Vorschläge und Ideen, die nicht in der vorgeschriebenen Art und Weise verfasst waren, an den Absender zurück. Zusammen mit dem entsprechenden Formblatt und einer Anleitung, wie man es richtig machen konnte. Und einem Brief, den irgendwo irgendein Rechner schrieb.«
    »Ordnung muss sein«, sagte Michael finster und schwitzte einige Sekunden still vor sich hin. Sollte er diesem netten und unverschämt vermögenden Menschen erklären, dass die Verwaltung wahrscheinlich dafür gesorgt hatte, dass ein sinnloser Krieg vom Zaun gebrochen worden war? Sollte er diesem hitzesüchtigen behaarten Kerl klarmachen, dass all das ordentliche Registrieren und Buchen zum Tod von tausend

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