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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Pascoe in Schritt und sagte: »Roche gehört zum Stab des Hafenadmirals. Er wird nie befördert werden, denn er taugt zu nichts. Aber er ist ein gefährlicher Mann. Hat er Sie beleidigt?«
    »Darüber kann ich nicht sprechen, Sir.«
    Clinton erinnerte sich an Herricks Gesichtsausdruck und dachte sich sein Teil.

Noch drei Minuten zu leben
    Bolitho stand unschlüssig auf dem hübschen kleinen Platz und studierte das Haus. Er war von seiner derzeitigen Unterkunft zu Fuß hierhergekommen, aus verschiedenen Gründen: einmal, um sein lädiertes Bein zu trainieren, zum anderen, um sich in Ruhe auf das vorzubereiten, was er sagen wollte.
    Er hatte Browne gefragt, ob dieser Belinda Laidlaw gesehen hätte, als er den Brief abgab, aber Browne hatte den Kopf geschüttelt. »Nur einen Diener, Sir. Es war so finster wie in einem Grab.«
    Bolitho konnte Brownes kurze Beschreibung jetzt verstehen. Das Haus war äußerlich ein Ebenbild seines Nachbarn: groß, elegant und wohlproportioniert. Aber das war auch die einzige Ähnlichkeit. Es sah kalt und abweisend aus und machte den Eindruck, als beobachtete es ihn, wie auch der ganze Platz den Atem anzuhalten schien, um zu beobachten, was ein Besucher hier wolle. Nach seinem Spaziergang, vorbei am geschäftigen und lauten Treiben der vielen Läden und Weinhandlungen, fühlte sich Bolitho weniger selbstsicher.
    Aber das war lachhaft. Er ging die wenigen Stufen hinauf und griff nach dem Glockenzug, aber die Tür öffnete sich vor ihm wie durch Zauberei. Ein griesgrämig aussehender Diener musterte ihn neugierig.
    »Sir?«
    Bolitho war nicht in der Stimmung für längere Erklärungen. Er löste seinen Umhang am Hals und übergab ihn dem Diener, anschließend auch den Hut.
    »Mein Name ist Richard Bolitho. Mrs. Laidlaw erwartet mich.«
    Als er seine Erscheinung in einem großen gerahmten Spiegel überprüfte, sah Bolitho, daß der Diener sich in einen Seitengang der Eingangshalle zurückzog und dabei ehrfürchtig über Hut und Mantel zum Besucher zurückschaute. Bolitho schloß daraus, daß sich nur selten ein Gast hierher verirrte, und ganz gewiß kein Flaggoffizier. Er strich seinen Uniformrock glatt und wandte sich dem Raum zu. Alles darin sah alt und gediegen aus. Es mußte Leuten gehört haben, die schon lange tot waren, dachte er.
    Der Diener kam mit leeren Händen zurück. Bolitho bemühte sich, gleichmütig zu bleiben und seine Erleichterung zu verbergen. Er hatte befürchtet, Belinda würde ablehnen, ihn zu empfangen, und sei es nur, um neue Verwirrung zu vermeiden.
    Der Diener sagte kläglich: »Hier entlang, Sir.«
    Sie kamen zu einer Doppeltür aus schönem, eingelegtem Holz. Der Diener öffnete feierlich beide Flügel und schloß sie, nachdem Bolitho eingetreten war, lautlos hinter ihm.
    Der Raum war ebenfalls sehr groß und mit schweren Möbeln ausgestattet. An den Wänden hingen imposante Gemälde, durchweg Porträts hoher Richter.
    In einem vergoldeten Sessel neben dem Kamin saß die Frau des Richters. Sie mußte es wohl sein, dachte Bolitho grimmig, denn sie war so imposant und gut gepolstert wie ihre Möbel. Ihr blasses Gesicht drückte deutlich Mißfallen aus.
    In ihrer Nähe, mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem Schoß, saß Mrs. Belinda Laidlaw. Sie trug ein schlichtes taubenblaues Kleid, das einer Uniform ähnelte, und sah ihn so ruhig an, als ob ein Zeichen von Gemütsbewegung oder gar Freude das Haus erschüttern würde.
    Bolitho sagte: »Ich bin vorübergehend in London, Ma’am.« Er sah die Richtersgattin an, seine Worte waren aber an die junge Frau gerichtet. »Ich bat darum, Sie aufsuchen zu dürfen, denn in meinem Beruf weiß man nie, wann man das nächste Mal wieder an Land kommt.«
    Es klang schwerfällig und hochtrabend, ganz dem Raum entsprechend. Vielleicht hatte er diese Wirkung auf Besucher, überlegte Bolitho.
    Der Arm der alten Dame tauchte aus ihren Gewandfalten auf und dirigierte Bolitho auf einen unbequem aussehenden Stuhl ihr gegenüber. Sie bediente sich dazu eines dünnen schwarzes Stockes ähnlich dem, den Major Clinton immer trug.
    Von seinem Platz aus blickte Bolitho durch ein paar Fenster, hinter denen weder Häuser noch Bäume zu sehen waren. Vo r diesem hellen Hintergrund konnte er die junge Frau nur wie eine Silhouette wahrnehmen, ohne ihr Gesicht oder gar seinen Ausdruck zu erkennen.
    Die Frau des Richters sagte: »Wir werden gleich Tee bekommen, Herr…«, sie schaute auf Bolithos Schulterstücke, »Kapitän, ist das richtig?«
    Die

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