Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Galgenfrist für einen Mörder: Roman

Titel: Galgenfrist für einen Mörder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
sie wohl auch ohne Belang.«
    »Ich muss sie aber ausrichten, Sir«, beharrte der Mann. »Bin ja dafür bezahlt worden. Will’s mir mit diesem Herrn lieber nich’ verderben. Der kann eklig werden, richtig eklig … wenn Sie verstehen, was ich meine.« Er blickte zu Monk auf, und jetzt lächelte er wirklich. »Nett, dass Sie zuhören, Sir. Rettet mir vielleicht die Haut. Der Herr hat mir aufgetragen, Ihnen auszurichten, die Finger vom Fall Durban zu lassen. Was immer das is’. Wissen Sie’s?« Er zog eine Augenbraue hoch. »Doch, ja, das seh ich Ihnen an. Er hat gesagt, dass es das Beste is’, wenn die Leute glauben, was sie glauben, weil Durban getan hat, was er getan hat. Ansonsten, hat der Herr gesagt, bringt er das Ganze an die Öffentlichkeit. Er sagt, er hat alle Beweise dafür, dass Sie Durbans Stelle bei der Polizei mit allem Drum und Dran übernommen haben. Und dass dazu auch seine eigenen besonderen Interessen gehören, das heißt, das Geschäft mit den kleinen Jungs. Dass Sie einen für sich selber abgerichtet haben. Aufgeweckt und sauber ist er. Macht sich besonders gut bei bestimmten Herren mit ganz speziellen Vorlieben. Scuff, glaub ich, heißt er. Können Sie mit dem Namen was anfangen, Sir?«
    Monk überlief Eiseskälte, und er hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen. Wie widerwärtig das war! Als hätte eine verdreckte Hand alles angefasst, was schön und kostbar war, und es besudelt. Er wollte sich auf den Kerl stürzen, ihm das feixende Gesicht einschlagen, bis davon nur noch ein blutiger Brei übrig war und er nie wieder grinsen, nie wieder irgendwelche Wörter von sich geben konnte.
    Aber das wäre genau das, was dieser wollte. Und wahrscheinlich war er auch nicht unbewaffnet. Ein Angriff wäre der perfekte Vorwand, um ihm ein Messer in den Bauch zu rammen. Das gälte als Notwehr und wäre ein weiteres Beispiel für die Brutalität der Wasserpolizei. Er könnte wahrheitsgemäß darauf verweisen, er hätte Monk beschuldigt, Phillips kleine Jungen zu seiner freien Verwendung zugeführt zu haben. Wer könnte dann noch beweisen, dass das nicht stimmte?
    War das auch Durban zugemutet worden: Drohungen und Erpressung? Tu, was ich will, oder ich stelle alles Gute, was du aus Mitleid getan hast, als obszönes Verbrechen dar. Die bloße Beschuldigung wird deinen Namen beflecken. Und weil sie selbst so schmutzig sind, werden genügend Leute das glauben. Du wirst deinen Beruf nie mehr ausüben können. Damit werde ich dich zum Krüppel schlagen.
    Wenn du aber auf mich hörst und immer dann, wenn ich dich dazu auffordere, beide Augen zudrückst, werde ich stillhalten. Und hast du in diesem oder jenem Fall aus Angst vor mir weggeschaut, habe ich damit eine neue reißfeste Schnur in der Hand, mit der ich dich an mich binden kann, denn diesmal wird die Beschuldigung auf der Wahrheit beruhen. Um in Sicherheit zu bleiben, wirst du deine Pflicht vernachlässigen und dich korrumpieren lassen.
    »Ich habe Sie gehört«, knurrte Monk. »Sagen Sie Ihrem Zahlmeister, dass er sich zum Teufel scheren soll.«
    »Oh, sehr unklug, Mr. Monk, Sir. Sehr unklug.« Immer noch lächelnd, schüttelte der Mann den Kopf. »Ich würde mir das an Ihrer Stelle genau überlegen.«
    »Du wahrscheinlich schon. Aber du stehst ja offenbar zum Verkauf. Ich nicht. Sag ihm, dass er sich zum Teufel scheren soll.«
    Der Mann zögerte nur wenige Sekunden lang, dann begriff er, dass durch Bleiben nichts zu gewinnen war, wandte sich ab und entfernte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit.
    Monk kehrte umgehend in die Wache zurück. Was er jetzt zu erledigen hatte, geschah am besten sofort, bevor er Zeit fand, über diese Worte nachzudenken und Angst zu bekommen.
    Orme blickte verblüfft über seine frühe Rückkehr auf. Doch er musste Monk die Sorgen im Gesicht abgelesen haben. Er erhob sich eilig, als wolle er ihm in sein Büro folgen.
    »Ich habe Ihnen allen etwas zu sagen«, erklärte Monk klar und deutlich. »Sofort.«
    Langsam ließ sich Orme wieder auf seinen Stuhl sinken, und einer nach dem anderen hielten die übrigen Männer in ihrer Beschäftigung inne, um den Blick auf Monk zu richten.
    Jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Er räusperte sich. »Kaum war ich vor wenigen Minuten ins Freie getreten, wurde ich von einem Mann angesprochen, der mir eine Botschaft überbrachte. Er verriet mir nicht direkt, von wem sie stammte, aber es war nur zu offensichtlich, wen er meinte.« Es fiel Monk

Weitere Kostenlose Bücher