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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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aufbewahrt hatte.
    Erfolglos probierte ich mehrere Schlüssel aus, dann gab ich auf und verschaffte mir gewaltsam Zugang zum Trophäenschrank des alten Herrn. Drinnen hingen zwei prächtige Jagdgewehre. Der Stahl der Läufe glänzte matt, und sie gingen so nahtlos in die hölzernen Schäfte über, als wären sie eine chemische Verbindung damit eingegangen. Ich hob eine der Waffen aus der Halterung und bewunderte ihr Gewicht und wie sorgfältig sie austariert war. Als ich mit der Hand den glatten Lauf bis zum Abzug entlangfuhr, fiel mir die charakteristische, leicht abgerundete Form der Patronenkammer auf, die dieses Zwölfer-Kaliber als eine Waffe aus dem Hause John Dickson & Son auswies, ohne Frage einer der besten Büchsenmacher in ganz Schottland.
    Mein Vater hatte zwar nie ein Gewehr besessen, aber wegen unserer häufigen Angelausflüge waren wir damals in einem Fachgeschäft für Jäger und Angler in Kilmarnock ein- und ausgegangen. Dort besorgten wir uns nicht nur die Utensilien für unsere Köder, sondern bestaunten heimlich auch das enorme Angebot an Jagdgewehren. Wie alle kleinen Jungen war ich von diesen Waffen fasziniert und löcherte den geduldigen Ladeninhaber mit unzähligen Fragen. Er ließ mich sogar einige der Gewehre in die Hand nehmen. Es kann durchaus sein, dass diese Kindheitserlebnisse meine Entscheidung, mich freiwillig für den Dienst bei der Armee zu melden, entscheidend beeinflusst haben.
    Es musste mehr als 20 Jahre her sein, dass der Besitzer des Geschäfts mich an den Tresen rief und mir einen langen, glänzenden Holzkasten zuschob. Einer der Besitzer der großen Stahlwerke hatte diese Spezialanfertigung in Auftrag gegeben. In der Kiste lag eine Dickson mit der typischen abgerundeten Ladevorrichtung, die sich deutlich von der vierkantigen Bauweise der englischen Hersteller Purdeys oder Hollands & Hollands abhob. Es gehe dabei nicht allein um die Ästhetik, auch wenn die Waffe so besser aussah und sich besser anfühlte, wurde mir erklärt. Die Ladevorrichtung sei so glatt wie Seide und die gebrauchten Patronenhülsen würden automatisch ausgeworfen, wenn man das Gewehr nach hinten klappte, deshalb könne man schneller als üblich nachladen.
    Als ich jetzt die Dickson anhob, spürte ich, wie sie sich an meine Schulter schmiegte und der Lauf so unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung nach oben ragte. Ich überprüfte alle Hebel und den Lauf und stellte fest, dass alles noch gut geschmiert war und reibungslos funktionierte. Auch die Stahlfedern ließen sich mühelos anziehen und wieder lösen, wie ich beim Aufklappen und anschließenden Wiedereinrasten des Gewehrs merkte. Der Abzug klickte laut: alles in Ordnung.
    Auf den Regalbrettern lagen jede Menge Schachteln mit Patronen für die beiden Dicksons und Kugeln für die Webley – den Revolver, den ich bereits an einem Mitglied der Slattery-Bande ausprobiert hatte. Von der oberen Einlage fischte ich einen Lederbeutel und füllte ihn mit Munition. Anschließend durchsuchte ich die Schubladen und fand dort ein Lederfutteral mit scharf geschliffenem Messer, das vermutlich für das Ausweiden von Jagdbeute vorgesehen war. Auch das Messer verstaute ich im Beutel. Eine alte Wasserflasche aus Armeebeständen schlang ich mir am Lederriemen über die Schulter. Danach schloss ich die zweite Dickson wieder in den Schrank ein, verließ das Zimmer, packte ein paar Sachen zusammen, sperrte das Haus ab und verstaute das Gepäck im Wagen. Es war bereits nach Mitternacht. Aber wenn ich in der Hoffnung auf einige Stunden Schlaf im Haus blieb, würden mich vermutlich schon bald heftige Schläge gegen die Eingangstür wecken. Besser, ich verlor keine weitere Zeit und machte mich sofort auf die Suche nach Sam.
    Gegen halb eins kurvte ich mit dem großen Wagen die Küstenstraße entlang und durchquerte die bescheidenen Städtchen Troon und Ayr. Meine Scheinwerfer leuchteten die stillen Straßen vor mir aus; nur ein einziges Mal kreuzten sie sich mit denen einer entgegenkommenden Limousine. Etwa eine halbe Stunde später entdeckte ich die Ausschilderung zu Culzean Castle an der Küste von South Ayrshire. Fast hätte General Eisenhower sein Quartier in dieser Burg bezogen. Als Dank für seine Verdienste im Kampf gegen Hitler – zumindest von der Zeit an, als die Yankees sich endlich in den Krieg einmischten – bot die britische Regierung ihm dort auf Lebenszeit Wohnrecht in einer Suite an.
    Um drei Uhr früh kam ich in dem winzigen Kaff Maidens weit im

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