Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller
Frau gestorben war. Mehr weiß ich auch nicht.«
»Ich nehme an, Pater Cassidy ist früher als die Slatterys nach Glasgow gezogen. Wissen Sie, ob es ihm zu schaffen gemacht hat, als diese später dort auftauchten?«
»Ich glaube, es hat ihn überrascht. Sie suchten ihn in seiner Gemeinde auf. Es war eine schwierige Zeit für ihn.«
»Wieso denn das? Was ist in Belfast vorgefallen?«
»Ich weiß nichts Näheres, Brodie. Meiner Meinung nach habe ich Ihnen jetzt alles gesagt, was für Sie eine Rolle spielen könnte.«
»Noch etwas, Connor. Hatte Pater Cassidy jemals etwas mit der IRA zu tun?«
»Wieso fragen Sie das?«
»Nur so ins Blaue. Man hat die beiden Slatterys vor dem Krieg wegen Verbindungen zur Republikanischen Armee vor Gericht gebracht. Man konnte ihnen aber nichts nachweisen.«
»Sie waren sicher nicht mehr involviert als jeder andere von uns Nordiren«, erklärte der Priester mit schwankender Stimme. »Selbstverständlich sind die IRA-Leute größtenteils Katholiken. Aber das macht noch lange nicht jeden Priester zu ihrem Verbündeten.«
»Schon gar nicht, weil sich die IRA doch mit den Nazis verbündet hat, stimmt’s, Pater?«
Langes Schweigen. Schließlich räusperte er sich. »Was werden Sie jetzt unternehmen?«
»Mich auf die Suche nach den Slatterys machen, weil ich annehme, dass sie es waren, die Patrick Cassidy ermordet haben. Dieser Mord ist vermutlich einer der Schlüssel zu dieser ganzen entsetzlichen Geschichte.«
»Ich wünsche Ihnen jedenfalls alles Gute, Brodie.«
Ich fragte mich, ob das ehrlich gemeint war. Nachdem wir uns voneinander verabschiedet hatten, kochte ich mir einen Tee. Ich musste verarbeiten, was er mir erzählt und nicht erzählt hatte.
Da Sam um 17 Uhr immer noch nicht wieder aufgetaucht war, verließ ich das Haus, ging zu unserem Italiener an der Ecke, einem Imbiss, und bestellte mir als frühes Abendessen eine Pastete. Ich vertilgte die noch glühend heiße Köstlichkeit am Tisch und trank dazu ein Glas Tizer-Limo. Danach warf ich einen Blick in Sams Garage und stellte fest, dass sie den Wagen genommen hatte. Um 19 Uhr tigerte ich unruhig in der Küche auf und ab. Ich hatte keine Möglichkeit, Sam zu kontaktieren, und sie hatte sich nicht gemeldet – es sei denn ausgerechnet während meines kurzen Abstechers zum Italiener. Da sie die Nachricht an mich vor elf Uhr geschrieben hatte, war sie seit mindestens acht Stunden unterwegs. Viel zu lange für eine simple Besprechung. Schließlich tat ich, was ich schon vor Stunden hätte tun sollen, und fuhr mit der Straßenbahn ins Zentrum.
Das Hotel Royal Crown war ein majestätisches Sandsteingebäude in der Nähe der Sauchiehall Street. Als ich darauf zuging, musterte ich die wenigen parkenden Wagen vor dem Eingang und entdeckte sofort den Riley von Sam. Er war abgeschlossen, die Motorhaube seit Stunden kalt. Keine Spur von Sam. Danach sah ich mich im Hotel um, das über ein weitläufiges Foyer mit dicken Teppichen und prächtigen Blumengestecken verfügte. Linker Hand befand sich eine Sitzgruppe mit gepolsterten Ledersesseln und niedrigen Tischen. Keine Sam in Sicht. Ich beschloss, mich an die Dame an der Rezeption zu wenden.
»Guten Abend, Sir. Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie freundlich.
»Ich suche nach einer Freundin, Miss Samantha Campbell.«
»Ist sie Gast bei uns?«
»Nein, sie hat sich hier nur mit jemandem getroffen. Mit Richter Allardyce.«
»Ja, stimmt, der Richter ist bei uns zu Gast. Er hat für heute eine Suite gebucht, für sich und seinen Diener. Allerdings weiß ich nicht, ob er heute Besuch empfangen hat. Warten Sie, ich frage bei Stanley, unserem Portier, nach.« Auf ihr Klingeln tauchte ein Mann mittleren Alters mit eng sitzender Uniform auf, die den mageren Brustkorb betonte. Sein Haar hatte er mit Gel zurückgekämmt und in der Mitte gescheitelt.
»Ja, Sir?«
Ich erklärte ihm die Situation. Gleich darauf erhellte sich seine Miene. »Ja, ich erinnere mich an die Dame, Sir. Eine Rechtsanwältin, nicht wahr? Soweit ich weiß, hatte sie einen Termin mit dem Oberrichter.« Er zwinkerte mir zu, um zu zeigen, welche Bedeutung dieses Hotel hatte, dessen Glanz auch auf ihn abfärbte, wenn derart wichtige Persönlichkeiten hier derart wichtige Besprechungen abhielten.
»Eine elegante Dame mit blonden Haaren. Hab sie zum Zimmer 301 gebracht, das ist eines unserer schönsten. Mit großem Salon, außerdem liegt es schön ruhig nach hinten raus. Sehr gut geeignet für diskrete
Weitere Kostenlose Bücher