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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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dass sich die Menschen in dieser Provinzstadt im Wilden Westen von Irland außerordentlich gut kleideten, doch dann riefen mir die Kirchenglocken ins Gedächtnis, dass heute Sonntag war. Der Umstand, dass ich einen großen Riley mit schottischem Nummernschild fuhr, trug mir die forschenden Blicke der Einheimischen ein. So nahe bei Lisnaskea bestand durchaus die Möglichkeit, dass sich jemand vom Slattery-Klan hier herumtrieb und mich erkannte, deshalb setzte ich meinen Hut auf und zog ihn tief in die Stirn.
    Die Gesichter der Menschen da draußen kamen mir irgendwie vertraut vor, auch wenn ich keinen von ihnen kannte. Aber diese Art von Gesichtern – so bleich und konturenlos wie Haferkekse – hatte ich während meiner Kindheit und Jugend in Westschottland hundertmal am Tag gesehen. Der Dialekt, der durch das offene Seitenfenster hereindrang, klang genauso unverständlich wie der schlimmste Slang in den Gorbals.
    Nachdem ich Enniskillen hinter mir gelassen hatte, hielt ich mich Richtung Süden und steuerte direkt auf Lisnaskea zu. Ich wartete, bis ich einen Feldweg entdeckte, bog von der Straße ab und hielt an, um mich der Stille hinzugeben – zumindest dem, was man auf dem Land als Stille definierte. Denn während ich ausstieg und den Kofferraum öffnete, zwitscherten die Vögel so laut, als ginge es um ihr Leben.
    Beim Geruch von Gras und warmer Erde fiel mir ein, wie ich vor vielen Jahren Hand in Hand mit Fiona am Kilmarnock Water, dem Flüsschen, das sich mitten durch den Ort schlängelte, spazieren gegangen war. Doch heute musste ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Ich wickelte das in ein Tuch gehüllte Bündel aus, das neben meiner Jacke im Kofferraum lag, und warf das Jagdmesser mehrmals in die Luft, um ein Gespür für seine Auswuchtung zu bekommen. Danach suchte ich mir einen etwa drei Meter entfernt stehenden Baum aus und schleuderte das Messer in dessen Richtung.
    Da es scheppernd vom Stamm abprallte, änderte ich meinen Griff und probierte es erneut. Diesmal flog es schnurgerade und ohne zu schwanken auf den Baumstamm zu und bohrte sich in die weiche Rinde. Dieses Wurfmanöver wiederholte ich so lange, bis ich mit meiner Leistung zufrieden war und das Flugverhalten verinnerlicht hatte. Danach trat ich einige Schritte zurück, warf nochmals in gleicher Körperhaltung sowie mit gleichem Schwung und traf erneut. Anschließend säuberte ich das Messer und verstaute es mit der Spitze nach unten in meiner rechten Socke. Der Stahl fühlte sich kühl an und die scharfe Klinge drückte beim Gehen gegen den Fußknöchel.
    Danach öffnete ich eine Patronenschachtel, holte die Dickson heraus, klappte ihren Kipplauf auf, steckte zwei Patronen in die Kammern und ließ den Lauf wieder einrasten. Ich hob das Gewehr an die Schulter und nahm ein paar über mir kreisende Krähen ins Visier. Am liebsten hätte ich jetzt die Präzision der Dickson getestet, wenn das auch nur ein Vorwand gewesen wäre, um wieder einmal den Rückstoß einer Waffe zu spüren und Kordit zu schnuppern. Schließlich lag es schon eine ganze Weile zurück, dass ich eine so hochwertige Waffe in den Händen gehalten hatte. Eine Zeit lang verfolgte ich damit eine Taube und brüllte peng peng!, doch das schien sie wenig zu beeindrucken. Ich verstaute das gute Stück vorübergehend im Stiefel und fütterte meine linke Jackentasche mit Gewehrpatronen, die rechte mit .455-Munition.
    Als Nächstes ließ ich die Webley aufschnappen, überzeugte mich davon, dass in jeder der sechs Revolverkammern Kugeln steckten, ließ die Trommel nur zum Spaß einmal rotieren und verstaute dann, um für böse Überraschungen gerüstet zu sein, beide Waffen vorne im Wagen: die Dickson auf dem Boden unter dem Fahrersitz, damit ich mich nur leicht vorbeugen musste, um sie mir bei Bedarf zu schnappen, die Webley im offenen Ablagefach unter dem Lenkrad, sodass ihr vulkanisierter Griff beruhigend nah bei meiner rechten Hand auf ihren Einsatz wartete. Schließlich setzte ich mich wieder ans Steuer und fuhr dem Showdown im Wilden Westen entgegen.
    In der irischen Grafschaft Fermanagh war Lisnaskea mit knapp 3.000 Einwohnern nach Enniskillen die zweitgrößte Ortschaft. Die Bevölkerung setzte sich größtenteils aus Landarbeitern oder Steinmetzen zusammen, die den Sandstein oder Kalk bearbeiteten, der überall im Norden beim Hausbau zum Einsatz kam.
    Ich war zu dem Schluss gekommen, dass es mir nur mit Dreistigkeit gelingen würde, die Planner Farm ausfindig zu machen.

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