Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller
mittem Scheiß!«
Dann hörte ich das tiefe Knurren eines Hundes, der sich auf einen Angriff vorbereitet, und wusste, dass ich jetzt schnell handeln musste. Ich schoss ins freie Gelände hinaus, sank auf die Knie, hob die Dickson und nahm den Mann ins Visier.
Fergie war etwa sechs Meter von mir entfernt vor der Tür stehen geblieben. Wie sein toter Kumpan hatte auch er sich mit einer der von ihnen offensichtlich hoch geschätzten abgesägten Schrotflinten bewaffnet. Dermot, der den Hund am Halsband zurückhielt, hatte sich im Eingang postiert und reagierte am schnellsten. »Das ist dieser gottverdammte Brodie! Erschieß ihn!« Zugleich ließ er den angriffslustigen Köter los, der an Fergie vorbeirauschte, direkt auf mein Gesicht zu.
Den Kiefer hatte er bereits aufgerissen, um die Zähne in meine Kehle zu schlagen. Knurrend und mit angespannten Muskeln sprang mir die Bestie aus einem Abstand von nicht mal zwei Metern entgegen. Jetzt war alles andere als ein gemütliches Zielschießen auf Tontauben gefragt. Mein Schuss traf den Hund voll in den Bauch, sodass er sich mitten in der Luft drehte und als kümmerliches Bündel, alle viere von sich gestreckt, neben mir aufprallte.
Als Fergie zu feuern begann, war ich bereits zur Seite abgetaucht und spürte lediglich, wie eine Explosion aus Schrotkügelchen die Luft ringsum zerfetzte. Von der Seite aus nutzte ich den zweiten Lauf der Doppellader-Dickson, um Fergie aus dem Verkehr zu ziehen – was mir auch gelang: Er wurde nach hinten geschleudert und schlug hart auf dem Kies auf. Seine Schrotflinte segelte durch die Luft und landete unmittelbar neben ihm.
Ich ließ die leergeschossene Dickson fallen, rannte vorwärts und zog parallel meinen Webley aus dem Hosenbund, um Dermot einen Schuss zu verpassen. Doch ich verfehlte ihn. Er eilte zurück ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu. Gleich darauf hörte ich, wie hastig Schlösser zugesperrt wurden. Dermot hatte sich drinnen verschanzt und brüllte etwas, das die Frau laut schimpfend erwiderte.
Weitere Stimmen konnte ich im Haus nicht ausmachen – immer noch kein Anzeichen dafür, dass sich Gerrit dort aufhielt.
Fergie umklammerte seinen Bauch, wand sich auf dem Boden und schrie mit keuchender, erstickter Stimme. An einem Bauchschuss zu sterben ist äußerst qualvoll, aber ich nahm mir nicht die Zeit, ihn aus seinem Elend zu erlösen. Stattdessen rannte ich zur Eingangstür und warf mich mit der Schulter voll dagegen. Doch sie bestand aus zäher alter Eiche und gab nicht einen Deut nach. Auch die Schlösser hielten stand. Deshalb verstaute ich den Revolver wieder im Hosenbund, trat einen Schritt zurück, zog die angesägte Schrotflinte und nahm das Schlüsselloch ins Visier. Danach setzte die Tür meinen Tritten keinen entscheidenden Widerstand mehr entgegen. Geduckt und mit dem Kopf voran hechtete ich hindurch und rollte mich in den kleinen Flur ab.
Dermot stand am Ende eines langen Gangs und zerrte die Frau gerade in eines der Zimmer, während sie wie am Spieß schrie. Ich verzichtete darauf, auf das Traumpaar zu schießen, denn ich wollte seine Begleiterin auf keinen Fall verletzen. Dermot knallte die Tür hinter sich zu und verriegelte sie. Gleich darauf hörte ich, wie er Möbel davorrückte. Wie ein Racheengel flog ich durch den Gang und postierte mich sicherheitshalber seitlich des Durchgangs. Vielleicht war ja auch Dermot mit einer abgesägten Schrotflinte bewaffnet.
»Dermot! Sie können ebenso gut herauskommen. Sonst werde ich Sie holen! Der Frau werde ich nichts tun – es sei denn, Sie haben Samantha Campbell auch nur ein einziges Haar gekrümmt, versteht sich! In diesem Fall kann ich für nichts garantieren. Verstehen wir uns?«
Die Reaktion bestand in einem anhaltenden Schluchzen und weiterem Möbelrücken. Dann war ein neues Geräusch zu hören, als quietschte ein Scharnier. Es folgten hastige Schritte auf dem Kies. Offenbar war Dermot aus dem Fenster geklettert.
Ich spurtete durch den Gang nach draußen. Dermot war gerade dabei, den Wagen anzulassen. Als der Motor regelmäßig surrte, legte er einen Gang ein, und das Auto schoss so schnell vorwärts, dass mir Kiesel ins Gesicht flogen. Mit wachsender Geschwindigkeit raste er die lange Auffahrt entlang und auf das Holztor zur Straße zu.
Ich donnerte die Flinte auf den Boden, umfasste den Knauf des Revolvers mit beiden Händen und drückte einmal, zweimal, dreimal ab. Die Kugeln durchschlugen das Heckfenster des Fahrzeugs, richteten ansonsten
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