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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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traten ihn kräftig, um ihn wachzukriegen, beschimpften ihn als Schwein und Kinderschänder, Mistkerl und Mörder, der in der Hölle schmoren werde. Schließlich legten die Polizisten ihm Handschellen an und zerrten ihn die Treppe hinunter. Nachträglich lasen sie ihm seine Rechte vor und verhafteten ihn wegen Entführung und Mordes an Rory Hutchinson sowie der mutmaßlichen Entführung weiterer Jungen.

6
    Ich betrachtete Hugh mit einer Mischung aus Abscheu und Verzweiflung. Zu den vier vermissten Jungen konnte ich nichts sagen, aber alle Beweismittel der Welt deuteten darauf hin, dass Hugh im Drogenrausch Rory missbraucht und ermordet hatte. Zu welchem anderen Schluss konnten die Geschworenen vor Gericht gelangen?
    Meine rationale Ader fragte sich, wo Hugh den Jungen versteckt hatte, als die Polizisten seine winzige Wohnung erstmals durchsuchten. Und wieso hatten die Nachbarn nichts bemerkt oder gehört? Außerdem war Hugh, bei Gott, doch nicht pädophil und besaß eine Vorliebe für kleine Jungs, oder etwa doch? War es ein dummer Racheakt von ihm gewesen, weil Fiona einen anderen Mann geheiratet und ein Kind von ihm bekommen hatte?
    Aber das Bild des armen missbrauchten Kindes überlagerte diese rationalen Gedankengänge, und das konnte Hugh offenbar auch in meinem Gesicht lesen, während er mir die Geschichte erzählte.
    »Hab ihn nie angefasst, Dougie, das schwör ich dir bei Fionas Leben. Du kennst mich doch.«
    Ich nickte. Aber ich hatte schon einmal geglaubt, Hugh zu kennen. Wie einen Bruder. Und dann spannte er mir mein Mädchen aus und zertrampelte mein Vertrauen unter seinen Füßen. Wenn er so etwas fertigbrachte, dann konnte ich mir im zugegebenermaßen voreingenommenen Buch der Schandtaten gegen Douglas Brodie auch einen Mord als Eintrag vorstellen.
    »An was erinnerst du dich denn überhaupt noch? Was weißt du noch vom Vortag? Bis zu der Zeit, als man dich festnahm?«
    »Nicht viel. Hab das Übliche getrieben. Brauchte einen Schuss und bin in eine meiner Stammkneipen gegangen, das Mally Arms in der Nähe von Gorbals Cross. Hab dort genug für mich selbst und eine kleine Menge für den späteren Verkauf bekommen, insgesamt vielleicht genug für sechs Schuss.« Er merkte, was ich dachte. »Aber das hätte ich mir nie und nimmer auf einmal gespritzt, das tu ich nie. Immer nur so viel, dass es mich am Laufen hält und ich nicht durchdreh.« Sein armes Gesicht war wie unter dem Einfluss quälender Schmerzen verzerrt. Zum einen Teil lag das sicher an den zerstörten Nerven, zum anderen am Entzug. Ich stand auf. Er benötigte dringend Hilfe.
    »Du brauchst einen Arzt!«
    »Nein! Die knipsen mir nur die Lichter aus, das machen die hier immer. Der Doc verpasst mir eine viel zu große Dosis, damit ich nicht länger schreie und die Wärter keinen Stress mit mir haben. In den letzten zwei Tagen wollte ich die Spritze nicht bekommen. Damit ich reden und dir alles erklären kann. Und dieser Mistkerl von Arzt meinte nur: Auch gut. Für das, was du getan hast, sollst du ruhig Höllenqualen durchmachen. Aber ich hab den Jungen nie angerührt, Dougie!«, beteuerte er mit tränenüberströmtem Gesicht.
    Ich richtete den Blick eine Weile auf seine mitgenommenen Hände. Nach wie vor blickte ich überhaupt nicht durch. »Aber wieso erzählst du das alles ausgerechnet mir, Hugh? Wozu?«
    »Damit mir wenigstens irgendjemand glaubt. Wenn ich nicht mehr am Leben bin, soll jemand wissen, dass ich’s nicht getan hab. Eine Menschenseele, das reicht mir schon. Für mich ist das Leben sowieso scheiße, Dougie. Aber ich möchte nicht, dass mich alle, ausnahmslos, für den Täter halten.«
    Wir schwiegen beide, da wir an das dachten, was in einem Monat auf Hugh zukam.
    »Aber wieso ich?«, fragte ich schließlich. »Am Schluss waren wir ja wohl kaum noch die besten Freunde.«
    »Das weiß ich doch. Und auch darum geht’s mir. Früher waren wir’s – und dann hab ich mich wie ein blödes Arschloch verhalten, Dougie. Aber ich konnte mich gegenüber Fiona einfach nicht zurückhalten, das ist die reine Wahrheit. Bekam’s einfach nicht auf die Reihe. Wäre natürlich das Richtige gewesen, klar. Sie gehörte doch dir.«
    Ich hatte lange auf eine solche Entschuldigung von ihm gewartet, doch jetzt bedeutete sie mir nichts mehr. Schließlich gab es wahrlich keinen Grund, Hugh um seine derzeitige Situation zu beneiden.
    »Schnee von gestern«, wehrte ich so entschieden ab, dass ich es fast selbst glaubte.
    »Du warst der einzige Freund,

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