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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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an dem mir wirklich viel lag, Dougie. Und dann hab ich’s vermasselt. Ich wollte nicht, dass du diese Geschichte über mich hörst und mich einfach abschreibst. Ich wollte, dass du die Wahrheit erfährst und mir glaubst.«
    »Mit dem Glauben hab ich nichts mehr am Hut, Hugh. Den ganzen Mist hab ich aufgegeben.«
    Einen Augenblick lang zeigten seine Augen und der Mund Spuren des alten Hugh. »Du Protestantensau! Hab ja immer schon gesagt, dass deine Religion nichts taugt.«
    Ich grinste und zuckte die Achseln. »Hab ihm jedenfalls genügend Gelegenheiten gegeben, mir seine Existenz zu beweisen. Aber es gibt einfach zu viel ... zu viel Scheiße auf der Welt, Hugh.«
    »Man hätte dich zu einem guten Katholiken erziehen sollen. Da stellt sich nämlich gar nicht die Frage, ob man glaubt oder nicht.«
    »Selbst jetzt nicht?«
    »Selbst jetzt nicht. Hin und wieder besucht mich ein Priester. Von meiner Kirche. Und das hilft mir sogar.«
    »Vielleicht war ich einfach zu lange bei der Polizei. Ohne Beweise glaub ich gar nichts mehr.«
    »Ist schon in Ordnung, Alter. Außerdem ...«
    »Was?«
    »Du hast doch so ’ne tolle Uniausbildung und warst ’ne große Nummer bei der Polizei. Ich muss einen Sherlock auf diesen Fall ansetzen. Ich dachte, vielleicht hättest du ’n paar Ideen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Uns bleibt nicht mehr besonders viel Zeit.«
    » Uns? Mir jedenfalls bestimmt nicht.«
    Ich sah ihm lange und gründlich in die blauen Augen und fragte mich dabei, ob ich so viel Edelmut besaß, kostbare Zeit auf eine hoffnungslose Ermittlung zu verschwenden. Dazu noch für einen Mann, den ich all die Jahre verabscheut hatte. »Wieso sollte ich?«, fragte ich und meinte damit: Wieso soll ich das ausgerechnet für dich tun? Er las meine Gedanken.
    »Tu’s nicht für mich, Douglas Brodie. Und nicht mal für Rory, obwohl das als Grund schon ausreichen würde. Aber dieser Wahnsinnige wird wieder zuschlagen. Wird sich einen weiteren kleinen Jungen schnappen ...«
    Als ich ging, wrang Hugh die Hände und nickte immer wieder ein. Nach seinen Erzählungen trug ich jetzt eine Last mit mir herum, die ich nur zu gerne wieder abgeschüttelt hätte. Wieso sollte ich die unbequemen Fragen stellen, wenn es niemand sonst tat? Schließlich führte ich ein eigenes Leben, das ganz gewiss nicht darin bestand, in Glasgow auf Gespensterjagd zu gehen. Nicht nur wegen der Reise fühlte ich mich schmutzig, sondern auch, weil mich wieder mal entsetzliche Dinge konfrontierten. Wie schon so oft in meinem Leben.
    Ich ließ das Gefängnis hinter mir und machte mich auf den Weg zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Dort bestieg ich die hochherrschaftliche »Coronation«, kletterte die Treppe zum Raucherabteil hinauf und fischte eine Zigarette aus der Tasche, denn die brauchte ich jetzt unbedingt. Als ich im Stadtzentrum ankam, war die Luft im Oberdeck völlig stickig und blau gefärbt, weil fast alle Fahrgäste dort qualmten. Die meisten waren ältere Männer, die gerade ihre Rente abgeholt hatten und sich jetzt auf dem Heimweg befanden. Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Zigarette und überlegte, wo zum Teufel ich mit meinen Ermittlungen anfangen sollte, falls ich mich überhaupt darauf einließ. Aber vor allem beschäftigte mich die Frage, warum ich mich überhaupt mit einem derart hoffnungslosen Fall befassen sollte. Wieso ausgerechnet ich? Als ich aus dem Fenster sah, bemerkte ich zwei kleine Jungs, die im Dreck mit Murmeln spielten. Die grauen Hemden hingen ihnen weit über die Hosen und ihre nackten Füße waren schmutzig.
    Freunde fürs Leben, Dougie? Freunde fürs Leben, Shug.

7
    Es nieselte, als der Zug in Kilmarnock eintraf. Den feinen Regen in Westschottland nimmt man anfangs kaum wahr, aber mit der Zeit wird man davon so klitschnass, als wäre man in einen Fluss gefallen. Ich holte meine wasserdichte Regenjacke, eine Mackintosh, aus dem Koffer und zog sie an. Die Straße nach Bonnyton war mir auf schmerzliche Weise vertraut, wirkte jedoch schäbiger als früher, und der Sandstein kam mir dunkler vor. Vielleicht lag es aber auch nur am Regen. Ich spürte, wie sich in mir mal wieder eine trübsinnige Stimmung ausbreitete, und versuchte, dagegen anzukämpfen, weil ich mir die Heimkehr nicht vermiesen lassen wollte. Aber als ich den Hügel hinaufging, verlangsamten sich meine Schritte so, als bestünde der Regen aus Blei. Unter der Eisenbahnbrücke blieb ich stehen und rauchte, bis ich mich wieder im Griff hatte.
    Diesmal war es eine

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