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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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auseinanderzusetzen, schon gar nicht einem so hinterhältigen Mistkerl wie Hugh Donovan zuliebe. Innerlich kochend vor Wut stand ich auf. Ich war bedient.
    »Soll ich vielleicht an einem Tag wiederkommen, an dem Sie bessere Laune haben?«
    Sie wurde so rot, dass ihre blassen Wangen und der Hals regelrecht zu glühen schienen. Nervös rieb sie sich über die Nasenwurzel, an der die Brille eine Druckstelle hinterlassen hatte. »Sie sind sehr empfindlich.«
    »Ich verbringe meine Zeit nicht gerne mit Leuten, bei denen ich nicht willkommen bin.«
    »Tut mir leid. Entschuldigen Sie. Setzen Sie sich doch bitte wieder.« Sie holte tief Luft und legte ihre Hände flach auf den Tisch, als müsste sie ihren müden Körper abstützen. »Ich hätte nicht so unhöflich sein dürfen. Es war zwar Hughs Idee, Sie in die Angelegenheit einzubeziehen, aber ich freue mich, dass Sie gekommen sind. Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende. Sie sind quasi meine letzte Hoffnung.« Ein reumütiges Lächeln folgte ihren Worten.
    »Dann muss es ja wirklich schlimm stehen, wie?«, flötete ich.
    Sie überging meinen Sarkasmus. »Das heißt, sofern Sie mir überhaupt helfen möchten.«
    Ich zuckte die Achseln und nahm wieder Platz. »Verraten Sie mir, was ich tun kann.«
    Sie klopfte auf die Akte. »In zwei Wochen findet das Berufungsverfahren statt. Und ich habe rein gar nichts in der Hand.«
    »In zwei Wochen schon?!«
    »Na ja, es war nicht gerade leicht, Sie ausfindig zu machen.«
    »Welche Chancen bestehen denn überhaupt? Ich meine, welche Voraussetzungen müssen für eine Berufung erfüllt sein?«
    Sie streckte drei Finger hoch. »Erstens muss in juristischer Hinsicht etwas falsch gehandhabt worden sein. Zweitens könnte der Urteilsspruch der Geschworenen vernunftwidrig oder auf Basis nicht ausreichender Beweise gefällt worden sein. Drittens gibt es die Möglichkeit eines Justizirrtums. Im Moment sehe ich aber keine Ansatzpunkte, um eine dieser drei Begründungen ins Feld zu führen.«
    »Sie halten Hugh Donovan also für den Täter?«
    Sie lehnte sich zurück. »Das tut hier nichts zur Sache. Ich bin Anwältin. Meine Aufgabe ist es, ihn zu verteidigen.«
    »Aber vor Gericht wirken Sie doch sicher ein bisschen überzeugender und resoluter, wenn Sie einen Klienten tatsächlich für unschuldig halten, oder nicht?«
    Erneut errötete sie. Vermutlich war diese Eigenschaft bei einer Anwältin ebenso kontraproduktiv wie bei einem Pokerspieler.
    »Ich habe mein gesamtes Know-how in diesen Fall investiert, Brodie. Wirklich alles. Niemand hätte mehr für ihn tun können.«
    »Aber trotzdem ist es Ihnen nicht gelungen, einen Freispruch zu erwirken!«
    »Bin nahe dran gewesen!«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Haben Sie nicht davon gehört? Es war kein einstimmiges Urteil, sondern lediglich eine Mehrheitsentscheidung.«
    »Eine Mehrheitsentscheidung?« Das verblüffte mich.
    »Ich dachte, Sie waren für die Polizei in Glasgow tätig? Das hier ist Schottland. Die Gruppe der Geschworenen besteht aus 15 Männern und Frauen, die nach dem Zufallsprinzip aus der Öffentlichkeit ausgewählt werden. Bei Abstimmungen gelangt man aufgrund der ungeraden Zahl also stets zu einem Ergebnis. Selbst wenn es nicht immer die gewünschte Tendenz besitzt.«
    Das hatte ich völlig vergessen; ich war zu lange fort gewesen. »Und wie verteilten sich die Stimmen?«
    »Wir werden nie erfahren, ob es 14 zu eins oder acht zu sieben stand. Das Gericht rückt diese Information nicht heraus.«
    Nun war ich vollends geplättet. »Aber man kann doch einen Mann sicher nicht aufhängen, wenn ihn acht Geschworene für schuldig halten und sieben für unschuldig, oder doch?«
    »Oh doch, das kann man, das tut man, und sie werden es bei Hugh Donovan auch durchziehen. Es sei denn, wir können irgendwelche neuen Fakten herbeischaffen.« Offenbar wartete sie auf eine rettende Eingebung von mir.
    »Hätten Sie vielleicht eine Tasse Tee für mich?«, erkundigte ich mich stattdessen.
    »Mal sehen, ob ich den schlafenden Drachen da draußen aufscheuchen kann.« Sie stand auf und ging hinaus. Ich hörte einen kurzen, scharf geführten Wortwechsel, dann war sie wieder da.
    »Tee kommt – irgendwann. Ich hoffe, Sie sind nicht allergisch gegen Strychnin. Also, wo waren wir stehen geblieben?«
    »Auch auf die Gefahr hin, Sie tödlich zu langweilen: Darf ich Sie nochmals fragen, ob Sie glauben, dass er’s getan hat? Ich habe Hugh seit unserer gemeinsamen Schulzeit nicht mehr gesehen. Zuletzt

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