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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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die Parks und über den Golfplatz der Gemeinde und zermarterte mir das Hirn, ob ich im Fall Hugh Donovan irgendetwas übersehen hatte.
    In all diesen Tagen kam ich mir nutzlos und wie ein Versager vor. Abgesehen davon, dass ich mir Abend für Abend Sams Kriegsberichterstattung anhörte und sie mit Zigaretten sowie Fish and Chips versorgte, war ich keine große Hilfe für sie. Um einen klaren Kopf für den nächsten Verhandlungstag zu behalten, hatte sie den Scotch von ihrer Getränkekarte gestrichen. Zur moralischen Unterstützung blieb ich ebenfalls enthaltsam.
    Selbst in der zweiten Woche, in der sich das Gericht zur Beratung zurückzog und wir uns in einer Art Schwebezustand befanden, verzichteten wir auf alkoholische Genüsse – vielleicht aus Achtung vor dem Mann, dessen Leben jetzt am seidenen Faden hing.
    Mehrmals besuchten wir Hugh, hatten einander aber nicht viel zu sagen. Er schien besser drauf zu sein als wir. Vielleicht hätte sein Arzt uns auch ein paar Stimmungsaufheller verschreiben sollen.
    Sam gewöhnte sich an, mich auf meinen Spaziergängen zu begleiten, und setzte sich im Botanischen Garten neben mich auf die Bank, um den Weinranken beim Wachsen zuzusehen.
    Einmal fuhren wir mit dem Zug an die Küste und wanderten zwischen Troon und Irvine über die menschenleeren Sanddünen von Barassie Beach. Ich breitete meinen Regenmantel auf dem feuchten Sand aus, und wir setzten uns hin, um auf den Umriss der Insel Arran hinauszustarren.
    »Mein Vater und ich sind früher oft hierhergefahren. Das machten viele Bergarbeiter, um sich eine Abwechslung zum Alltag zu gönnen.« Ich deutete auf den blaugrauen Himmel über uns. »Und bei solchen Ausflügen haben wir immer davon gesprochen, uns einen Hund anzuschaffen.«
    »Wann ist Ihr Vater gestorben?«
    »1930. Das war mein erstes Jahr in Glasgow.«
    »War es ein Unfall? Er war doch noch nicht besonders alt, oder?«
    »Er war gerade 50 geworden. Nein, es war kein Unfall. Es sei denn, man bezeichnet es als Unfall, wenn man im Krieg zufällig zu viel Gas einatmet. Und nach Jahren als Grubenarbeiter rein zufällig an einer Staublunge krepiert.«
    »Tut mir leid. Wie haben Sie’s durch die Studienjahre geschafft?«
    »Sie meinen wegen des niedrigen Lohns und der niedrigen Rente von Bergarbeitern? Mit Stipendien. Allerdings hätte ich das Studium schon im ersten Jahr abgebrochen, wenn mir mein Vater nicht das Versprechen abgenommen hätte, die Ausbildung durchzuziehen.«
    Wir schwiegen eine Weile, lauschten den Rufen der Kiebitze und sahen den Möwen zu, wie sie sich in die Luft emporschwangen oder kopfüber aufs Meer hinunterstießen.
    »Ihnen blieb auch nicht großartig eine andere Wahl, was?«
    »Sie meinen, weil ich Jura studiert habe?« Sie lachte. »Mein Vater hat mich keineswegs dazu gedrängt, sondern sogar versucht, es mir auszureden. Er meinte, die Gerichtsbarkeit sei auf Frauen noch nicht vorbereitet. Und damit hatte er recht.«
    »Bedauern Sie Ihre Entscheidung?«
    »Meinen Sie wegen des Verzichts auf einen Ehemann, Kinder und den ganzen häuslichen Segen?«
    »Entschuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Schon in Ordnung. Ja, hin und wieder bedauere ich es. Früher gab’s mal einen Mann in meinem Leben. Er war Rechtsanwalt wie ich, wurde aber zur Marine einberufen. Sein erster Einsatz bestand darin, dem Konvoi nach Murmansk Geleitschutz zu geben. Ihn hat allerdings niemand beschützt. Sein Schiff wurde torpediert. Ich habe lange auf seine Heimkehr gewartet. Bis heute weiß man nicht genau, ob er bei diesem Einsatz umgekommen ist. Insgeheim hoffe ich, dass irgendeine dicke russische Frau ihn aufgesammelt hat und jetzt nicht mehr ziehen lässt, bevor er eine neue Rote Armee für sie zeugt.«
    Fast hätte ich Sam zum Besuch bei meiner Mutter mitgenommen, aber beide Frauen hätten in diese Begegnung allzu viel hineininterpretiert. Vielleicht schämte ich mich in Anbetracht von Sams Palast aber auch für die winzige Wohnung meiner Mutter. Ich hoffte, dass es nicht zutraf – über solche Dinge war ich doch eigentlich längst hinweg.
    Als der gefürchtete Freitag anbrach, der Tag der Urteilsverkündung im Berufungsverfahren Donovan, begleitete ich Sam in den Gerichtssaal, musste mich aber selbstverständlich mit einem Platz auf der überfüllten Publikumsempore begnügen. Man hatte Hugh aus seiner Zelle in Barlinnie hergekarrt, damit er im Gerichtssaal erfuhr, was ihm blühte. Als er hereingeführt wurde, brach Unruhe im Auditorium aus. Er

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