Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
ich habe eine«, sagte Quint.
*
Wep Esperanza flog mit Trigger inzwischen Nachtstreife zwischen Oea XIII und Oea XIV. Er wurde, wie schon am Tag zuvor, von seinen Flügelmännern Gzirrhakana und Tobble begleitet. Die drei Schiffe flogen mit halber Lichtgeschwindigkeit, alle Waffensysteme waren scharf, und die Schilde aufgeladen.
Eine Galeone erschien auf dem Bildschirm.
»Habt ihr ihn?«, zischelte Gzirrhakana über Funk.
»Die Shaun Na Rryder, ein truskonisches Passagierschiff«, meldete Trigger einen Moment später. Das ID-Signal, das von der Galeone ausgestrahlt wurde, wies sie als Linienmaschine aus. »Sie ist auf dem Weg nach Oea XII. Genau nach Flugplan.«
»Frag sie mal, ob sie Begleitung wünscht«, sagte Tobble und gähnte. Er war seit zwanzig Stunden auf den Beinen und recht müde.
Esperanza ließ sich von Trigger eine Verbindung zu dem Passagierschiff herstellen. Der Erste Offizier nahm den Anruf entgegen.
»Hier spricht Esperanza vom Geschwader Quint. Wir sichern den Flugverkehr im System Oea. Wünschen Sie eine Eskorte?«
»Vielen Dank. Ich denke, das wird nicht nötig sein«, war die höfliche, aber bestimmte Antwort.
In dem Moment, in dem die Kommunikation abbrach, eröffnete die Shaun Na Rryder das Feuer auf die Söldnerschiffe. Tobbles Maschine wurde von einem Energiestrahl mittschiffs getroffen. Die Schilde flackerten einmal traurig auf und erloschen dann. Das Schiff zerplatzte in einem grünblauen Lichtblitz und versprühte einen Funkenregen auf seine beiden Begleiter.
»Unbewaffnet, ja?«, schnaubte Esperanza. »Das ist ein verdammtes Piratenschiff mit einem geklauten ID-Code!«
»Aber es liegt genau im Zeitplan –« protestierte Trigger und schlängelte sich durch das heranfauchende Feuer. Er zögerte noch, das Feuer zu erwidern. Nach seinen Informationen handelte es sich definitiv um ein Passagierschiff voller Zivilisten. Das Sperrfeuer, das ihnen entgegenschlug, sprach hingegen eine andere Sprache.
»Huch!«, machte Trigger und erzitterte unter dem Dauerbeschuss. »Noch so ein Treffer, und meine Schilde sind hin!«
»Die müssen das Schiff gekapert und umgerüstet –« schnarrte Gzirrhakana aufgeregt und verstummte mitten im Satz, als seine Schilde zusammenbrachen. Nur wenig von ihm oder seinem Kompaktschiff setzte nach dem folgenden Volltreffer den Flug fort.
»Durchstarten«, befahl Esperanza.
»Ich kann nicht«, klagte Trigger hektisch, »erstens sind meine Energiereserven inzwischen zu schwach, und zweitens –«
Das Dauerfeuer der Shaun Na Rryder endete so plötzlich, wie es begonnen hatte.
»Zweitens?«, fragte Esperanza. Er ahnte, was jetzt kommen würde. Schließlich war er mehrere Jahre selbst Pirat gewesen.
»Zweitens bin ich soeben in Schlepp genommen worden. Das Fesselfeld geht von einem kleinen Raumschiff aus, das bisher im Ortungsschatten der Shaun Na Rryder geflogen ist. Vermutlich das gleiche, das auch den Weintanker entführt hat.«
*
»Habe ich Sie da richtig verstanden?« Cartier löffelte soeben sein Dessert aus, eine fruchtig-saure Cremespeise, die er für sein Leben gerne aß.
»Ihr Können«, Quint nippte an seinem canusischen Wein, »und mein Plan. Es kann nicht schiefgehen. So kriegen wir ihn.«
»Der Trick ist uralt«, winkte Cartier ab. »Ein Frachter mit einer angeblich wahnsinnig wertvollen Ladung, die, wenn es zum Überfall kommt, sich als ein Rudel bis an die Zähne bewaffneter Söldner entpuppt?« Er gähnte theatralisch. »Das kann doch wohl unmöglich Ihr werter Ernst sein!«
»Sie haben mich nicht verstanden«, sagte Quint gefährlich langsam.
Clou sah schweigend von einem zum anderen und ließ dabei einen Bissen Speiseeis im Mund zergehen. Er hatte inzwischen eigene Überlegungen angestellt, jedoch keine große Chance gesehen, Rutherfords Versteck zu finden, geschweige denn, ihn zu fangen. Clou wünschte sich allmählich, woanders zu sein.
»Der Trick mit den bewaffneten Männern im Inneren des Frachters ist natürlich eine so offensichtliche Falle, dass ein Genie wie Rutherford sie ohne Mühe erkennt.«
»Aber …«, wandte Cartier ein.
Dann verstand er.
»Ein zweites Schiff! Die Fracht ist auf einem zweiten Schiff.«
»Im Prinzip richtig«, räumte Quint ein, »aber nicht korrekt. Es wird zwar ein zweites Schiff geben, aber das ist ebenfalls ein Ablenkungsmanöver.«
»Und die wertvolle Fracht?« Cartier hatte den Faden jetzt endgültig verloren.
»Die«, Quint nippte an seinem Wein, »ist auf einem dritten Schiff.«
Clou
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