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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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Avalokitesvara, der Bär. Wilde, kalte Nebelschwaden mit furchtgebietenden Löchern. Auf meinem Kalender hakte ich den fünfundfünfzigsten Tag ab.
    Meine Haare waren lang, meine Augen klarblau im Spiegel, meine Haut gebräunt und glücklich. Wieder die ganze Nacht Stürme mit klatschendem Regen, Herbststürme, aber ich warm wie Toast in meinem Schlafsack, träumte von langen Infanterie-Suchmärschen in den Bergen; kalter, wilder Morgen mit scharfem Wind, fliegenden Nebelschwaden, fliegenden Wolken, plötzlich hellem Sonnenschein, das altehrwürdige Licht auf Hügelflecken, und mein Feuer brauste, von drei dicken Scheiten in Gang gebracht, während ich zu meiner Freude Burnie Byers über Funk allen seinen Ausgucken Bescheid sagen hörte, sie sollten noch am selben Tag runterkommen. Die Saison war vorüber. Ich schritt im windigen Hof auf und ab mit Kaffeetasse an den Daumen gehakt und sang: «Trallala, tirallala, das Eichhörnchen sitzt im Gras.» Da war es, mein Eichhörnchen, in der hellen, klaren, windigen, sonnigen Luft auf dem Felsen und machte große Augen; wie mit gefalteten Händen saß es kerzengerade da, ein kleines Haferkorn zwischen den Pfoten; es knabberte, es flitzte davon, ein kleiner, drolliger Herrscher in seinem Reich. In der Abenddämmerung große Wolkenwand von Norden im Anzug. «Brr», sagte ich und fing an zu singen «Jahau, denn sie war mein Jahau!» und meinte damit meine Hütte, die der Wind den ganzen Sommer lang vergeblich versucht hatte wegzublasen und ich sagte «Vergeh vergeh vergeh, das was durch alles hindurch vergeht!»
    Sechzig Sonnenuntergänge hatte ich auf diesem lotrechten Berg umlaufen sehen. Die Vision von der Freiheit der Ewigkeit war mein für immer. Das Eichhörnchen lief in die Felsen, und ein Schmetterling kam heraus. So einfach war das. Vögel flogen jubilierend über die Hütte; sie hatten einen Flecken mit süßen Blaubeeren entdeckt, einen guten Kilometer lang, ganz runter bis zur Baumgrenze. Zum letzten Male ging ich an den Rand der Lightning-Schlucht, wo direkt am Abgrund der kleine Schuppen gebaut war. Hier hatte ich sechzig Tage lang jeden Tag gesessen, im Nebel oder im Mondschein oder an sonnigen Tagen oder in finstersten Nächten, und immer hatte ich die kleinen, skurril verbogenen knorrigen Bäume gesehen, die mitten in der Luft aus dem Fels herauszuwachsen schienen.
    Und plötzlich schien mir, als sähe ich ihn dastehen, den unvorstellbaren kleinen chinesischen Gammler, im Nebel, mit diesem ausdruckslosen Humor in seinem vernarbten Gesicht. Es war nicht der wirkliche Japhy der Rucksäcke und buddhistischen Studien und großen wilden Partys in Corte Madera, es war der unwirkliche Japhy meiner Träume, echter als das Leben, und er stand da und sagte nichts. «Geht weg, Diebe des Geistes!», rief er die Höhlungen der ungeheuerlichen Cascades hinab. Es war Japhy gewesen, der mir geraten hatte hierherzukommen, und obwohl er gut elftausend Kilometer weit weg in Japan war und der Meditationsglocke antwortete (eine kleine Glocke, die er später meiner Mutter mit der Post schickte, einfach weil sie meine Mutter war, ein Geschenk, um ihr Freude zu machen), war mir so, als ob er jetzt auf Desolation Peak bei den knorrigen, alten, felsigen Bäumen steht und alles, was da war, bestätigt und rechtfertigt. «Japhy», sagte ich laut, «ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden oder was in Zukunft geschehen wird, aber Desolation, Desolation, Desolation verdanke ich so viel; ewigen Dank, dass du mich zu dem Ort geführt hast, wo ich alles gelernt habe. Und nun zurück in die Städte! O Traurigkeit, und ich bin zwei Monate älter geworden, und da ist alles wieder so menschlich: Bars und Varieté-Shows und schnoddrige Liebe, alles kopfüber in der Leere, Gott segne sie, aber Japhy, du und ich, wir wissen auf ewig, o ewige Jugend, o ewige Tränen!» Unten auf dem See erschienen rosige Spiegelungen himmlischen Dunstes, und ich sagte: «Gott, ich liebe dich», und sah zum Himmel auf und meinte es wirklich ernst. «Ich habe mich in dich verliebt, Gott. Behüte uns alle, auf die eine oder andere Weise.»
    Den Kindern und den Unschuldigen ist es ganz egal, wie.
    Und da fiel mir Japhys Gewohnheit ein, sich immer auf ein Knie niederzulassen und dem Lager, das wir verließen, ein kleines Gebet zu widmen, dem in der Sierra, und den anderen in Marin, und das kleine Gebet, das er am Tage, als er auf dem Schiff abfuhr, Seans Hütte gewidmet hatte, und ich drehte mich um, als ich mit

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