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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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vielbewanderten Pfad.›
    Es gab jetzt junge Frühlingsmorgen mit glücklichen Hunden überall; da vergaß ich den Pfad des Buddhismus und war einfach fröhlich, sah mich nach neuen, kleinen Vögeln um, die noch kein Sommerfett angesetzt hatten; die Hunde gähnten und verschlangen fast mein Dharma; das Gras wogte, Hühner gackerten. Frühlingsnächte, Dhyana-Übungen unter dem bewölkten Mond. Ich sah die Wahrheit: «Hier, dies, ist Es . Die Welt, wie sie ist, ist der Himmel, ich suche einen Himmel außerhalb dessen, was da ist, nur diese arme, erbärmliche Welt, die ist der Himmel. Ach, wenn ich Erkenntnis erlangen könnte, wenn ich mich selbst vergessen und meine Meditationen dem Befreien, dem Erwachen und der Seligkeit aller lebenden Geschöpfe weihen könnte, würde ich erkennen, dass das, was da ist, Ekstase ist.»
    Lange Nachmittage, an denen ich nur auf dem Stroh saß, bis ich vom ‹Nichts-Denken› müde war und einfach einschlief und kleine blitzartige Träume hatte, wie einmal, als ich träumte, ich wäre auf einer Art grauem, geisterhaftem Dachboden und hievte Koffer mit grauem Fleisch hoch, die meine Mutter mir hochreichte, und ich jammerte gereizt: «Ich will nicht wieder runterkommen –» (… die Arbeit dieser Welt zu tun.) Ich hatte das Gefühl, ein leeres Wesen zu sein, berufen, für alle Zeiten die Ekstase der Reinheit zu genießen.
    Tag um Tag verstrich, ich hatte meine Overalls an, kämmte mir nicht die Haare, rasierte mich nicht oft, ging nur mit Hunden und Katzen um, ich führte wieder das glückliche Leben der Kindheit. Zwischendurch schrieb ich und erhielt für den kommenden Sommer eine Anstellung als Brandwächter für den U. S. Forest Service auf dem Desolation Peak in den High Cascades im Bundesstaat Washington. Ich nahm mir vor, mich im März nach Japhys Hütte aufzumachen, um für den Job im Sommer näher an Washington zu sein.
    Sonntagnachmittags wollte meine Familie immer, dass ich mit ausfuhr, aber ich blieb lieber allein zu Haus, und sie wurden böse und sagten: «Was ist überhaupt mit ihm los?», und ich hörte, wie sie in der Küche über die Nichtsnutzigkeit meines ‹Buddhismus› diskutierten, dann stiegen sie alle in den Wagen und fuhren weg, und ich ging in die Küche und sang: «Die Tische sind leer, alles ist ausgeflogen» auf die Melodie von Frank Sinatras ‹You’re Learning the Blues›. Ich war albern und ausgelassen wie ein kleiner Junge. Am Sonntagnachmittag ging ich dann mit den Hunden in meinen Wald und setzte mich hin und streckte die Hände aus mit den Handflächen nach oben und empfing mit offenen Händen die Sonne, die auf den Handflächen brannte. «Nirwana ist die Bewegung der Pfote», sagte ich, da das Erste, was ich sah, als ich nach der Meditation die Augen öffnete, Bobs Pfote war, die sich im Gras bewegte, während er träumte. Dann ging ich auf meinem klaren, reinen, fleißig bewanderten Pfad zum Haus zurück und wartete bis zur Nacht, wenn ich wieder die zahllosen Buddhas sehen würde, die sich in der mondhellen Luft verbargen. Aber meine friedliche Gelassenheit wurde schließlich durch einen seltsamen Streit mit meinem Schwager gestört; er fing an, es mir übel zu nehmen, dass ich Bob, den Hund, losmachte und mit in den Wald nahm. «Ich hab zu viel Geld in dem Hund stecken, um ihn von seiner Kette losbinden zu lassen.»
    Ich sagte: «Was würdest du sagen, wenn du an eine Kette gelegt wärst und den ganzen Tag heulen würdest wie der Hund?»
    Er antwortete: «Das ist doch nicht meine Sache»; und meine Schwester sagte: «Und mir ist es egal.»
    Ich wurde so wütend, dass ich raus in den Wald stampfte, es war Sonntagnachmittag, und beschloss, ohne Essen bis Mitternacht da sitzen zu bleiben und wiederzukommen und in der Nacht meine Sachen zu packen und wegzugehen. Aber nach ein paar Stunden rief mich meine Mutter von der hinteren Veranda zum Abendbrot, ich wollte nicht hören; schließlich kam der kleine Lou zu meinem Baum raus und bat mich zurückzukehren.
    Ich hatte Frösche in dem kleinen Bach, die immer zu den merkwürdigsten Zeiten quakten und wie aus Absicht meine Meditationen unterbrachen, einmal quakte ein Frosch um zwölf Uhr mittags dreimal hintereinander und war dann für den Rest des Tages still, als wollte er mir das ‹Dreifache Fahrzeug› zur Erlösung erläutern. Nun quakte der Frosch einmal. Ich fühlte, dass es ein Zeichen war und ‹Ein-Fahrzeug-des-Erbarmens› bedeutete, und ging zurück mit dem Entschluss, das Ganze nicht

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