Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ganz oder gar nicht

Ganz oder gar nicht

Titel: Ganz oder gar nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
Vom Netzwerk:
Najib so ähnlich.
    Najib stellte Sam auf die Füße. Der Kleine bestand darauf, eine Hand von Najib und eine von Rosalind zu nehmen, und dann gingen sie alle langsam zum Haus. Es war viel zu heiß, um irgendetwas in Eile zu tun. Es war eine unglaublich felsige, unwirtliche Gegend, und die Sonne brannte erbarmungslos von einem endlos weiten, blauen Himmel.
    Rosalind sah sehr elegant aus in ihrem cremefarbenen Oberteil mit tiefem V-Ausschnitt, Sonnenbrille und lässig zurückgebundenem Haar, aber sie nahm sich vor, niemals wieder ohne Hut ins Freie zu gehen.
    Sam war der einzig Lebhafte in dieser Hitze. Aufgeregt sprang er auf und ab und zerrte an ihren Händen. Er wirkte so glücklich wie nie zuvor, hatte er doch endlich sowohl Mom als auch Dad an seiner Seite.
    Sie hatten Sam erklärt, dass Najib eine Zeit lang sein Vater sein würde. Eine bessere Lösung war Rosalind einfach nicht ein gefallen. Sie hatte Sam gefragt, ob ihm das recht sei, und er hatte überaus ernsthaft genickt.
    Aber konnte Sam das überhaupt begreifen? Wahrscheinlich hatte er nur die beiden Worte „Najib" und
    „Vater" verstanden und glaubte, was er glauben wollte.
    Rosalind seufzte schwer.
    „Was bedrückt dich?" fragte Najib leise.
    Wie rasch er immer zu spüren schien, was in ihr vorging. Das war ihr schon öfter aufgefallen. „Wie wird er es wohl verkraften, wenn du eines Tages nicht mehr da bist? Vielleicht wäre es besser, wenn du keine allzu starke Bindung zu ihm aufbaust."
    Najib schüttelte den Kopf. „Das Schlimmste für ihn wäre es doch, wenn ich ihm deswegen meine Liebe vorenthalten würde. Wenn ich nicht immer für ihn da sein kann, dann ist das doch erst recht ein Grund, ihm jetzt so viel Liebe wie möglich zu geben."
    „Aber ..."
    „Wenn du weißt, dass du eine gewisse Zeit in der Wüste überstehen musst, würdest du dich dann weigern, Wasser zu trinken, damit du dich schon im Voraus an den Wassermangel gewöhnst? Oder würdest du nicht viel eher so viel wie möglich trinken, da mit du ihn um so besser erträgst?"
    Ein Schauer überlief Rosalind, denn sie musste daran denken, wie sehr seine Worte auch auf sie zutrafen. Sollte sie ihre Gefühle für Najib unterdrücken, weil sie früher oder später ohnehin wieder ohne ihn leben musste? Oder sollte sie versuchen, den Augenblick zu nutzen, um später davon zehren zu können?
    Und, was noch wichtiger war, würde sie überhaupt die Chance dazu bekommen?
    Im Wohnbereich war es viel kühler. Die dicken Mauern und die Kuppeldächer, die Springbrunnen und Grünpflanzen, all das zusammen sorgte für ein angenehmes Klima.
    Sie wurden in einen kleinen Innenhof geführt, in dem mehrere Springbrunnen plätscherten. Ein Tisch war nach westlicher Art gedeckt, und man brachte ihnen ein leichtes Mittagessen aus Naan mit frischen Kräutern, einer Auswahl köstlicher Salate und Zitronensorbet - die traditionell orientalische Art, erschöpfte Reisende zu empfangen - und schließlich noch köstliche, in Honig getränkte Kuchen zum Dessert.
    Eine Weile aßen sie, ohne viel zu reden. Rosalind war hingeris sen von der Umgebung, von den wunderschönen Arkaden, die den gesamten Innenhof umgaben, dem herrlichen, zarten Duft, der alles zu erfüllen schien, den glitzernden Fontänen und von der attraktiven Erscheinung Najibs. Er hatte eine so starke, männliche Ausstrahlung.
    Auch Sam schwieg, völlig auf sein Zitronensorbet konzentriert. Er hatte Speisen gegessen, die ihm völlig unbekannt gewesen waren, und alles mit dem größten Appetit.
    „Er isst sonst nicht immer alles, was auf den Tisch kommt", antwortete Rosalind, als Najib deswegen eine Bemerkung machte. „Offenbar hat die abenteuerliche Reise ihn zu hungrig gemacht, um wählerisch zu sein." Sie lächelte und fügte, ohne nachzudenken, hinzu: „Vielleicht fühlt er sich hier auch heimisch."
    Najib hob eine Braue. „Dein anderer Liebhaber stammte also auch aus diesem Teil der Welt?" fragte er leise.
    „Mein anderer ...", begann Rosalind verständnislos. Dann begriff sie. Natürlich musste er so denken.
    Aber musste er es auch so ausdrücken?
    Es blieb ihr erspart, zu antworten, denn eine der Frauen erschien in diesem Moment, legte den Arm um Sam und drängte ihn, schlafen zu gehen. Als Rosalind zustimmend nickte und aufstehen wollte, sagte Najib: „Geh ruhig mit Tahira, Sam. Sie bringt dich auf dein Zimmer. Sie ist ganz lieb."
    Sam nickte gehorsam und kletterte vom Stuhl. Rosalind war fast ein wenig eifersüchtig, als sie sah, wie

Weitere Kostenlose Bücher