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Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)

Titel: Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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für viele Branchen: Zuckerindustrie, Nahrungsindustrie, Süßwarenindustrie, Softdrink-Industrie, globale Wirtschaftszweige mit gigantischen Umsätzen.
    Die Folgen davon, das ist die andere Seite. Dass die Menschen, überall auf der Welt, dick und dicker werden und krank, dass sie Medikamente brauchen, im Krankenhaus versorgt werden müssen. Ärzte, Krankenschwestern, Hospitäler, Pharmaindustrie, die Forschung in den Labors der Industrie und der Universitäten: Auch das ist ein Wirtschaftszweig von globalen Ausmaßen, mit ansehnlichen Wachstumsraten. Nicht zu vergessen das ganze System der Geldbeschaffung, die Versicherungen. Insgesamt geht es nicht um Milliarden, sondern um Billionen.
    Ganz still allerdings ist es im Zentrum des Geschehens. Dort ruht der Zucker. Doch von ihm ist im System des Süßen nirgends die Rede. Obwohl es doch auf dem weißen Pulver beruht, das System, die Gewinne, auf beiden Seiten. Der Zucker wird nicht angemessen gewürdigt, sogar verschämt verschwiegen.
    Als ob es ein Gesetz des Schweigens gäbe. Doch rein geschäftlich betrachtet, ist auch das Schweigen wichtig für beide Seiten, die der Zucker verbindet. Wenn er zu viel Aufmerksamkeit genösse, dann könnte das zum Problem werden. Wenn zum Beispiel der Verdacht immer lauter würde, dass er ein Gift ist, ein Krankheitserreger, dann wäre die Freude am Softdrink nur noch halb so groß. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite könnten jene, die schon zuckerkrank sind, den »giftigen« Zucker einfach weglassen und wären ihre Krankheit los. Er spielt mithin die tragende Rolle. Ohne ihn würde das System zusammenbrechen.
    Und doch ist auch bei Coca-Cola vom Zucker nirgends die Rede. Bei Coca-Cola ist von Lebensfreude die Rede und vom Glück. Aber nicht vom Zucker. Coca-Cola ist zweifellos das wichtigste Element im süßen System. Coca-Cola hat das große Projekt, den Zucker in die Welt zu pumpen, mit bislang unerreichter Professionalität bewältigt. Coca-Cola gilt als »wertvollste« Marke der Welt, Branchenexperten taxieren sie auf 70 Milliarden Dollar (54 Milliarden Euro).
    Coca-Cola enthält nach Firmenangaben 106 Gramm Zucker pro Liter. 1,8 Milliarden »Drinks« verkauft die Firma jeden Tag, in Dosen, Flaschen, Gläsern, darunter auch Fanta, Sprite und zuckerfreie Varianten. Nach Branchenschätzungen bringt allein die Firma Coca-Cola zehn Prozent der jährlich weltweit verzehrten Zuckermenge unter die Leute – macht 16,5 Millionen Tonnen. Coca-Cola gibt es in mehr Ländern, als die UNO Mitglieder hat. Das ist es, was die Firma »Allgegenwart« nennt. Es gibt nichts auf der Welt, was so präsent wäre wie Coca-Cola. Und die Firma ist stolz darauf, spricht von »universeller Verfügbarkeit«, sogar »unabhängig von Raum, Zeit und sozialer Stellung eines Durstlöschenden. ›Coca-Cola‹ – immer, überall und für jeden zu haben«, so jauchzte die »Jubiläumsbroschüre 125 Jahre ›Coca-Cola‹«. Motto: »125 Jahre Lebensfreude«. Die Markenstrategen jubilieren: »›Coca-Cola‹ gehört zum festen Inventar der Alltagskultur.« Der Zuckerkritiker zuckt zusammen. Coca-Cola ist sicher das wichtigste Element der »giftigen Umgebung« auf der Welt.
    Es war natürlich harte Arbeit, so weit zu kommen. »Unsere Strategie ist Allgegenwart«, verkündete der visionäre Coca-Cola-Präsident Robert Woodruff schon im Jahr 1923: Er wollte Coca-Cola »in Griffweite des Verlangens« sehen (»within an arm’s reach of desire«). Und zwar überall. »Seine Vision wurde Wirklichkeit«, freut sich Coca-Cola.
    Das ist die eine Seite: die pure Verfügbarkeit. Eine großartige Leistung. Großartiger noch ist die Leistung, das Image aufgebaut zu haben. Coca-Cola gilt ja nicht als Gift, sondern als »Qualitäts-Erfrischung« (Coca-Cola-Selbstauskunft). Und mehr noch: »›Coca-Cola‹ ist ein Lebensgefühl.«
    Stolz gibt die Firma Auskunft, wie sie das geschafft hat: Während der »arbeitsintensiven Boomjahre« nach dem letzten Krieg beispielsweise mit dem Slogan »Besser geht’s mit Coca-Cola«. Und nach den ersten Erfolgen: »Mach mal Pause – Trink Coca-Cola«. Dann: »Mach dir Freude auf«: »Die Botschaft ist eindeutig: Wer sich für Coca-Cola entscheidet, entscheidet sich für die schönen Seiten des Lebens!« Oder: »Life tastes good.« Das bedeutet: »Das Leben ist schön, genieße es!«
    Der Zucker wurde unsichtbar. Niemand denkt, wenn an Weihnachten der rote Coca-Cola-Truck im Fernsehen durch verschneite Wälder rollt, an

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