Garantiert gesundheitsgefährdend: Wie uns die Zucker-Mafia krank macht (German Edition)
Arzneimittel. »Für die meisten Kinder, Heranwachsenden und Jugendlichen gibt es keine sicheren Verzehrmengen.«
Eine Sprecherin von Red Bull wies die Vorwürfe zurück, kündigte Untersuchungen an. Auf Anfrage verwies die Firma auf »Sicherheitsbewertungen von Gesundheitsbehörden aus aller Welt«, die keine Bedenken ergeben hätten.
Die sehr unmittelbaren Todesfälle sind natürlich die spektakulärsten Ereignisse, wenn es um Nebenwirkungen von Energydrinks wie Red Bull geht. Doch weiter reichen vermutlich jene Effekte, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind, deren ganzes Ausmaß sich erst später, vielleicht nach Jahren, zeigt – und dann allerdings als Massenphänomen. Denn Red Bull und die anderen süßen Softdrinks finden mittlerweile massenhaft Verbreitung.
In den USA trinken nach einer Untersuchung der Universität von Miami bis zu 50 Prozent der Heranwachsenden und jungen Erwachsenen Energydrinks. Mehr als 90 Prozent der amerikanischen Kinder und Teenager konsumieren jeden Tag Softdrinks. Der durchschnittliche US-Teenager nimmt täglich 15 bis 20 Teelöffel Zucker aus Softdrinks auf. Die Verbrauchsraten haben sich binnen zehn Jahren verdoppelt.
In Deutschland trinken 14- bis 18-jährige Mädchen täglich durchschnittlich 0,25 Liter Süßgetränke, Jungs rund 0,5 Liter. In der Schweiz sind es 67 Prozent der Kinder in dieser Altersgruppe, die jede Woche Süßgetränke schlucken, 26 Prozent sogar täglich.
Selbst in Afrika sind Energydrinks überraschend weitverbreitet. Nach einer Studie aus Ghana an sieben öffentlichen Universitäten nahmen 62,2 Prozent mindestens eine Dose pro Woche zu sich. 53 Prozent der Energydrinks werden dort nach einem Training oder einem Wettbewerb getrunken.
Damit wächst natürlich auch die Bedeutung der Energydrinks als Dickmacher: »Weil das Übergewicht epidemische Ausmaße angenommen hat, wird die erhöhte Kalorienaufnahme durch Energydrinks wichtiger«, konstatierte die Studie der Universität Miami.
Die Folgen der süßen Softdrinks sind in ungezählten Studien dokumentiert: Übergewicht, Diabetes, hoher Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Herzkrankheiten. Dass die Limonaden zu mannigfaltigen gesundheitlichen Schäden führen können, gilt als gesichert; sogar die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Softdrinks daher ausdrücklich verurteilt.
Eine im Jahr 2012 veröffentlichte Studie von Forschern der Cleveland-Klinik im US-Bundesstaat Ohio und der Harvard-Universität in Boston ergab ein höheres Risiko für Schlaganfälle durch Konsum von Zuckergetränken. Studienleiter und Cleveland-Forschungsdirektor Adam Bernstein sagt: »Wir beginnen zu verstehen, dass die Aufnahme dieser Getränke eine Kettenreaktion in Gang setzt, die zu vielen Krankheiten führen kann – inklusive Schlaganfall.«
Am gravierendsten aber sind sicher die Effekte der Softdrinks als Dickmacher. Der Übergewichtsforscher George A. Bray vom Pennington Biomedical Research Center im US-Bundesstaat Louisiana ist der Ansicht, dass schon zwei kleine Dosen Softdrink verhängnisvoll sein könnten: »Die gegenwärtige Übergewichtsepidemie kann mit dem Verzehr von zwei 0,3-Liter-Dosen Softdrinks am Tag erklärt werden«, sagt er.
Softdrinks sind nach der berühmten »Framingham Studie«, benannt nach einem Ort im US-Bundesstaat Massachusetts, deren Einwohner seit Jahrzehnten auf Krankheitsrisiken untersucht werden, ein Risikofaktor für Herzprobleme und das sogenannte metabolische Syndrom, jenes Symptomenbündel aus Übergewicht und veränderten Blutwerten, das als Indikator für ein erhöhtes Risiko für weitere Leiden, darunter Diabetes, gilt. Bei Menschen, die einen oder mehr Softdrinks am Tag konsumieren, kommt das metabolische Syndrom deutlich häufiger vor.
Der Zucker spielt dabei die Hauptrolle – und Koffein kann den Effekt noch zusätzlich verstärken. Das sind also genau die Mechanismen, die zu Übergewicht, Diabetes und weiteren Krankheiten führen, jenen Problemen, die weltweit immer wichtiger werden, auch in Österreich, sogar in Salzburg, in jener Klinik, die von Red Bull gefördert wird.
»Übergewicht und Fettleibigkeit im Kindes- und Jugendalter sind ein gesellschaftliches Problem ersten Ranges«, hatte Gesundheits-Landesrätin Cornelia Schmidjell, sozusagen die Gesundheitsministerin im Lande, bei der Vorstellung der Studie gesagt, an der Forscher in ganz Europa beteiligt sind und die hier in Salzburg von dem jungen Dr. Weghuber geleitet
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