Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
mich soeben verhalten hatte. „Ich habe meine Mom abgewürgt.“
„Oh Mann“, meinte William und schüttelte den Kopf.
Ich ließ das Telefon auf den Tisch fallen. „Es ist immer das Gleiche“, sagte ich. „Ich weiß nicht, wie meine Mutter das macht, aber ich habe stets diesen Ehrgeiz, erwachsen zu sein, und am Ende benehme ich mich dann doch wie eine Siebzehnjährige.“
„Was wollte sie denn?“
Obwohl ich mir nicht sicher war, dass William in dem dämmrigen Licht etwas erkennen konnte, verdrehte ich die Augen. „Sie hat mir eine Predigt gehalten, dass man an Beziehungen arbeiten muss.“
William lachte leise auf. „Stimmt ja auch, aber bei Sebastian und dir hat man das Gefühl, dass zu eurer Beziehung auch noch Zombies gehören ... und Voodoo-Königinnen, Vatikan-Attentäter, tote Exfrauen und, und, und ..."
Ich trank einen Schluck und dachte über Williams Worte nach. Er hatte mit seiner Beobachtung völlig recht. Sebastian und ich stolperten ständig von einer übernatürlichen Krise in die nächste, weshalb uns gar keine Zeit blieb, eine normale Beziehung zu führen. „Kein Wunder, dass ich kaum was über ihn weiß“, sagte ich mehr zu mir selbst. „Wann haben wir denn schon mal Zeit zum Reden?“
„Was?“, rief William, um Garth Brooks zu übertönen, der seinen Song Friends in Low Places zum Besten gab. „Hast du gerade gesagt, du kennst Sebastian nicht?“
„Parrish hat neulich davon gesprochen, und das läuft mir seitdem nach“, räumte ich ein. Mein Finger zeichnete das Etikett auf der Flasche nach. „Ich schätze, Sebastian hat im Zweiten Weltkrieg auf der falschen Seite gekämpft.“
„War er in Mussolinis Armee?“
„Nein, in Hitlers Armee.“
William zog die Brauen zusammen. „Worauf genau willst du eigentlich hinaus? War Sebastian ein Nazi?“
„Er sagt, er war es nicht, und ich glaube ihm.“
Er schaute in seine Coke, als fürchtete er, jemand habe ihm was untergemischt. „Und wo liegt dann das Problem?“
„Na ja, ich habe dadurch erkannt, wie wenig ich eigentlich über Sebastian weiß. Ich habe keine Ahnung, wer er ist, welche Dinge ihm wichtig sind ...“
„Was?“ Er legte seine Hand ans Ohr. Wir saßen nicht so weit voneinander entfernt, aber die Musik war laut genug, um eine Unterhaltung schwierig zu machen. Allmählich begann ich, daran zu zweifeln, dass wir hier richtig waren. Ein Country-Abend war ganz sicher nichts, was Parrish ansprechen konnte.
Ich stand auf. „Ich sollte mich auf den Heimweg machen.“
„Der Druck deiner Mutter?“
„Irgendwie schon“, gab ich zu. „Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Parrish heute hier aufkreuzen wird.“
„Machst du Witze?“, fragte William mich. „Er ist doch reingekommen, als du die Getränke geholt hast.“
„Was?“
William zeigte auf die Tanzfläche. „Da vorne ist er.“
Ich bemühte mich, der Richtung zu folgen, in die er zeigte. Danach dauerte es erst mal eine Weile, bis mir klar wurde, dass der Kerl mit Pferdeschwanz und schwarzem Stetson, der mit einem großen Schnauzbartträger mit weißem Cowboyhut und weißer Weste tanzte, tatsächlich Daniel Parrish war.
Ehe mir klar war, was ich eigentlich tat, stand ich da und bat darum, den Tanz übernehmen zu dürfen. Der Weißhut sah mich an, als hätte ich einen Witz gerissen. Parrish lächelte ihn entschuldigend an und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was den Weißhut erröten ließ. Er räumte daraufhin das Feld und ließ mich übernehmen.
„Sollte ich dich fragen, was du dem Mann gerade gesagt hast?“
„Nichts, was ich in Gegenwart einer Lady wiederholen würde“, säuselte er.
So seltsam das auch war, machte es mich doch an. Noch seltsamer war, dass Parrish in seiner Cowboy-Aufmachung völlig natürlich wirkte. Mit einem Finger strich ich über den
Hutrand. „Warst du jemals ein Cowboy?“
„Zu viel Sonne“, verneinte er kopfschüttelnd, dann beugte er sich vor und flüsterte mir ins Ohr: „Aber sie schmecken gut. Und wenn sie nachts ums Lagerfeuer herum schlafen, kann man sich wunderbar den einen oder anderen aussuchen. Die gute alte Zeit fehlt mir, das war wie ein All-You-Can-Eat-Buffet.“
Ich gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
Er wirbelte mich herum. Ich hatte keine Ahnung, wie man Two Step tanzte, also versuchte ich, mich möglichst passend zum Beat zu bewegen. „Verrätst du mir, was dich heute Abend hierher verschlagen hat?“
„Ich war auf der Suche nach dir“, antwortete ich.
„Und ich hatte schon
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