Garp und wie er die Welt sah
trägt, stolpert hinter seiner
Hose her und auf Mrs. Ralph zu, die den Gummibund ohne Vorwarnung
zurückschnellen lässt, sich umdreht und ins Wohnzimmer spaziert. Ihr Duft – wie
Vanillepulver in einer feuchten Papiertüte – verwirrt ihn.
Mrs. Ralph packt Duncan unter den
Achseln und hievt ihn mit ihren erstaunlich kräftigen Armen samt Schlafsack auf
das durchgesessene Sofa; Garp hilft ihr, Ralph hochzuheben, der schwerer ist.
Sie platzieren die beiden Jungs so, dass sie Fuß an Fuß daliegen, stopfen sie
tiefer in ihre Schlafsäcke und schieben ihnen Kissen unter den Kopf. Garp
schaltet den Fernsehapparat ab, während Mrs. Ralph durchs Zimmer stolpert, die
Lampen löscht und die Aschenbecher einsammelt. Sie sind wie ein Ehepaar, das
nach einer Party aufräumt. »Gute Na-a-cht!«, flüstert Mrs. Ralph dem nun
stockdunklen Wohnzimmer zu, während Garp über ein Sitzkissen stolpert und sich
dann in [391] Richtung der erleuchteten Küche tastet. »Sie können jetzt noch nicht
gehen«, zischt Mrs. Ralph ihm zu und hält ihn am Arm zurück. »Erst müssen Sie
mir noch helfen, jemanden raus zuschaffen.« Dabei
lässt sie einen Aschenbecher fallen, und als Garp sich bückt, um ihn
aufzuheben, streift er mit den Haaren eine ihrer zwischen den
auseinanderklaffenden Kimonohälften baumelnden nackten Brüste. »Das Tier hockt
oben in meinem Schlafzimmer«, erklärt sie Garp, »und will nicht gehen. Und ich schaffe es nicht allein.«
»Ein Tier?«, sagt Garp.
»Ein richtiges Miststück«, sagt
Mrs. Ralph. »Ein verdammter Freak.«
»Ein Freak?«, sagt Garp.
»Ja. Bitte, schaffen Sie ihn
fort«, fleht sie Garp an. Sie zieht wieder am Gummibund seiner Turnhose, und
dieses Mal schaut sie ungeniert hinein. »Mein Gott, Sie haben wahrhaftig nichtviel an, was?«, stellt sie fest. Und dann, in fragendem
Ton: »Frieren Sie denn nicht?« Sie legt eine Hand flach auf seinen nackten
Bauch. »Nein, frieren tun Sie nicht«, sagt sie achselzuckend.
Garp weicht einen Schritt zurück.
»Um wen handelt sich’s?« Er befürchtet schon, dass Mrs. Ralph ihn dafür einspannen
will, ihren früheren Mann aus dem Haus zu werfen.
»Kommen Sie, ich zeig’s Ihnen«,
flüstert sie und zieht ihn die Treppe hinauf und durch einen schmalen Gang
zwischen hohen Wäschestapeln und riesigen Beuteln mit Hunde- und Katzenfutter.
Kein Wunder, dass sie hier runtergefallen ist, denkt er.
[392] In Mrs. Ralphs Schlafzimmer
erblickt Garp sofort den schwarzen Labrador, der, alle viere von sich
gestreckt, auf Mrs. Ralphs wogendem Wasserbett liegt. Bei seinem Anblick wälzt
sich der Hund träge auf die Seite und wedelt mit dem Schwanz. Mrs. Ralph treibt
es mit ihrem Hund, denkt Garp, und sie kriegt ihn nicht aus ihrem Bett raus.
»Los, alter Junge«, sagt Garp. »Runter da.« Der Hund wedelt heftiger mit dem
Schwanz und pinkelt ein bisschen.
»Nicht ihn «,
sagt Mrs. Ralph und versetzt Garp einen mächtigen Schubs, worauf dieser
rücklings auf das laut schwappende Wasserbett fällt. Der große Hund leckt sein
Gesicht. Mrs. Ralph zeigt auf einen Sessel am Fußende des Bettes, aber Garp
sieht den jungen Mann zuerst in Mrs. Ralphs Frisierkommodenspiegel. Er sitzt
nackt im Sessel und kämmt das blonde Ende seines dünnen Pferdeschwanzes aus,
den er sich über die Schulter gelegt hat und mit einem von Mrs. Ralphs
Haarsprays besprüht. Sein Bauch und seine Schenkel sind genauso glänzend und
ölig wie Mrs. Ralphs Fleisch und Schamhaar, und sein junger Penis ist so dünn
und gebogen wie der Rücken eines englischen Windhundes.
»Hallo, wie geht’s?«, sagt der
Junge zu Garp.
»Danke, gut«, sagt Garp.
»Schaffen Sie ihn raus«, sagt
Mrs. Ralph.
»Ich hab versucht, sie dahin zu
bringen, dass sie einfach relaxt, verstehen Sie?«,
fragt der junge Mann Garp. »Ich versuche, sie dahin zu bringen, dass sie
irgendwie mitgeht, verstehen Sie?«
»Lassen Sie sich bloß nicht in
ein Gespräch mit ihm ein«, sagt Mrs. Ralph. »Er quatscht Sie nur voll.«
[393] »Die Menschen sind alle so
verkrampft«, sagt der Junge. Er dreht sich auf dem Sessel um, lehnt sich zurück
und legt die Füße auf das Wasserbett; der Hund leckt seine langen Zehen. Mrs.
Ralph tritt seine Füße vom Bett. »Sehen Sie, was ich meine?«, fragt der junge
Mann Garp.
»Sie möchte, dass Sie gehen«,
sagt Garp.
»Sind Sie ihr Mann?«, fragt der
Junge.
»Genau«, sagt Mrs. Ralph, »und er
wird dir deinen jämmerlichen kleinen Schwanz abschneiden, wenn du nicht machst,
dass du
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