Garp und wie er die Welt sah
man
sei ein ernsthafterer Schriftsteller, als man ist.« Und er wollte seiner Mutter
kein Buch widmen, weil er es nicht leiden konnte, dass alle möglichen Leute,
»den Namen Jenny Fields als Freifahrtschein benutzten«, wie er sich ausdrückte.
Helen kam selbstverständlich nicht in Frage, und Garp empfand eine gewisse
Scham darüber, dass er es nicht fertigbrachte, Duncan ein Buch zu widmen, das
er ihm nicht zu lesen geben würde. Der Junge war noch nicht alt genug. Als
Vater empfand er einen gewissen Widerwillen, etwas geschrieben zu haben, das er
seinen Kindern zu lesen verbieten würde.
Den Fletchers, das wusste er,
wäre bei einem ihnen als Paar gewidmeten Buch unbehaglich zumute; und ein Buch
Alice allein zu widmen, könnte Harry kränken.
»Nicht mir «,
sagte John Wolf. »Dieses nicht.«
»An Sie habe ich gar nicht
gedacht«, log Garp.
»Wie wäre es mit Roberta
Muldoon?«, fragte John Wolf.
»Das Buch hat absolut nichts mit
Roberta zu tun «, sagte Garp. Obwohl er wusste, dass
Roberta wenigstens nichts gegen die Widmung einzuwenden gehabt hätte. Wie
sonderbar, ein Buch zu schreiben, das sich kein Mensch richtig gern widmen
lassen würde!
»Vielleicht werde ich es den
Ellen-Jamesianerinnen widmen«, sagte Garp bitter.
[627] »Bringen Sie sich nicht selbst
in Schwierigkeiten«, sagte John Wolf. »Das wäre einfach dumm.«
Garp zog ein beleidigtes Gesicht.
Für Mrs.
Ralph?,
dachte er. Aber er wusste
immer noch nicht ihren richtigen Namen. Da war noch Helens Vater – sein guter
alter Ringertrainer, Ernie Holm –, aber Ernie würde die Geste nicht verstehen;
es war kein Buch, das Ernie gefallen würde. Garp hoffte sogar, dass Ernie es
nicht lesen würde. Wie sonderbar, ein Buch zu schreiben, von dem man hoffte,
dass irgendwer es nicht las!
Für Fat
Stew,
dachte er.
Für
Michael Milton
Zum
Gedenken an Bonkers
Er wusste nicht mehr weiter.
Ihm fiel niemand ein.
»Ich kenne da jemanden«, sagte
John Wolf. »Ich könnte sie fragen, ob sie etwas dagegen hätte.«
»Sehr komisch«, sagte Garp.
Aber John Wolf dachte an Jillsy
Sloper, die Person, die dafür verantwortlich war, dass dieses Buch von Garp
überhaupt veröffentlicht wurde.
»Sie ist eine ganz besondere
Frau, die das Buch liebt «, erzählte er Garp. »Sie
sagte, es sei so ›wahr‹.«
[628] Garp erwärmte sich für die
Idee.
»Ich habe ihr das Manuskript über
ein Wochenende zum Lesen gegeben«, sagte John Wolf, »und sie konnte es nicht
aus der Hand legen.«
»Warum haben Sie ihr das
Manuskript gegeben?«, fragte Garp.
»Sie schien genau die Richtige dafür zu sein«, sagte John Wolf. Ein guter
Verleger möchte seine Geheimnisse nicht mit jedermann teilen.
»Also gut«, sagte Garp. »Es wirkt
so nackt, wenn kein Name davorsteht. Sagen Sie ihr,
ich würde mich freuen. Ist sie eine enge Freundin von
Ihnen?«, fragte Garp. Sein Verleger zwinkerte ihm zu, und Garp nickte.
»Was bedeutet das überhaupt?«,
fragte Jillsy Sloper John Wolf misstrauisch. »Was heißt das, er möchte mir
dieses schreckliche Buch ›widmen‹?«
»Es heißt, dass Ihre Reaktion
wertvoll für ihn war«, sagte John Wolf. »Er findet, das Buch sei fast im
Hinblick auf Sie geschrieben worden.«
»Um Gottes willen«, sagte Jillsy.
»Im Hinblick auf mich? Was heißt das nun wieder?«
»Ich habe ihm erzählt, wie Sie
auf sein Buch reagiert haben«, sagte John Wolf, »und er findet, Sie seien das
perfekte Publikum, nehme ich an.«
»Das perfekte Publikum?«, fragte
Jillsy. »Um Gottes willen, er ist tatsächlich verrückt,
oder?«
»Er hat sonst niemanden, dem er
es widmen kann«, gab John Wolf zu.
»So ungefähr, wie wenn man sich
einen Trauzeugen von der Straße holt?«, fragte Jillsy Sloper.
[629] »So ungefähr«, vermutete John
Wolf.
»Es heißt nicht, dass ich das
Buch billige ?«, fragte Jillsy.
»Um Gottes willen, nein«, sagte
John Wolf.
»Um Gottes willen, nein, hm?«,
sagte Jillsy.
»Niemand wird Ihnen für
irgendetwas in dem Buch die Schuld geben, wenn Sie das meinen«, sagte John
Wolf.
»Na gut«, sagte Jillsy.
John Wolf zeigte Jillsy, wo die
Widmung stehen würde; er zeigte ihr andere Widmungen in anderen Büchern. Jillsy
Sloper fand sie alle ganz hübsch, und sie nickte mit dem Kopf, nun doch ganz
angetan von der Idee.
»Noch etwas«, sagte sie. »Muss
ich ihn womöglich kennenlernen ?«
»Um Gottes willen, nein«, sagte
John Wolf, und so willigte Jillsy ein.
Fehlte nur noch ein weiterer
Geniestreich, um Bensenhaver und wie er
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