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Gassen der Nacht

Gassen der Nacht

Titel: Gassen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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um nicht näher an den Spiegel herantreten zu müssen. Dann pfiff er durch die Zähne. Dieses Geräusch endete in einem langen Staunen. »Ohhh, verflucht, das ist doch nicht wahr! Das habe ich geträumt!«
    »Haben Sie nicht.«
    »Das Kreuz ist in Ihrer Hand, aber nicht im Spiegel. Nein, ich sehe es nicht.«
    »Stimmt genau.«
    Erst sagte er nichts. Dann aber: »Scheiße, wieso das denn? Was ist damit passiert?«
    Ich bewegte das Kreuz, auf der Spiegelfläche bewegte sich nur meine Faust.
    »Eine Antwort, Sinclair.«
    »Ray, Sie sehen meine Hand ohne Kreuz. Eine Tatsache, keine Spekulation. Ich will Ihnen den Grund dafür nennen. Der Spiegel will nicht alles von mir, er lehnt gewisse Dinge ab. Dazu gehört eben das Kreuz.«
    »Und warum?« hauchte er.
    »Ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Ich kann es nur vermuten, Ray. Der Spiegel kann das Gefühl haben, daß dieses Kreuz sein Feind ist. Reicht das als Erklärung?«
    »Nein.«
    »Er will es nicht. Es wohnen Kräfte in ihm, die dem Spiegel nicht passen. Das ist das ganze Geheimnis.«
    Ray ging zurück. Er setzte sich wieder hin. Abermals quietschte die Sprungfeder. »Verflucht noch mal, wie wollen Sie denn das Geheimnis lüften oder es erklären?«
    Ich drehte mich um. »Das weiß ich noch nicht. Aber es wird sich schon eine Möglichkeit ergeben.«
    Er holte zweimal durch den offenen Mund Luft. »Nehmen Sie einen Hammer, und zerhacken Sie das Ding. Der Spiegel ist mir unheimlich. Er macht mir Angst.«
    »Kann ich mir vorstellen. Er ist auch mir nicht geheuer. Aber ich werde sein Geheimnis ergründen, und ich gehe davon aus, daß es noch in der folgenden Nacht geschieht.«
    »Die Sie hier verbringen wollen. Oder hat sich an Ihrem Plan etwas geändert?«
    »Nein.«
    »Viel Vergnügen«, murmelte Ralston und starrte zu Boden. Ich erinnerte ihn an sein Telefongespräch und wollte wissen, was es ergeben hatte.
    »Viel nicht.«
    »Stand etwas über den Spiegel in den Unterlagen?«
    »Das ja. Aber damit kommen wir nicht weiter. Walt Temple hat ihn von seinem Bruder Eric erhalten.«
    »Herrlich! Wo finden wir ihn?«
    »In Manila, in Frisco, in Kapstadt, in Rio…«
    »Hören Sie, was soll das?«
    »Er ist Seemann, John! Matrose oder was weiß ich. Der ist wieder auf Große Fahrt gegangen, das habe ich vorher schon herausgefunden. Er hat den Spiegel von einer seiner Reisen mitgebracht. Eigentlich völlig normal, denn wir wissen, daß Temple seinen Trödel zum Großteil von Seeleuten gekauft hat.«
    »Tja«, murmelte ich, »das ist nicht so gut.«
    »Dann wäre diese Spur damit auch hin«, erklärte Ralston.
    »Sieht so aus.«
    Er deutete auf den Spiegel. »John, ich will Ihnen keine Vorschriften machen, aber ich würde ihn zerhacken, haben Sie gehört? Ich würde ihn einfach zerhacken.«
    »Und dann?«
    »Haben wir das Problem aus der Welt geschafft. Dann wird dieser Semerias oder wie immer diese komische Bestie auch heißt, nicht mehr aus dem Spiegel klettern und killen.«
    Ich schaute ihn an.
    Sehr langsam verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln. »Richtig, Ray«, sagte ich nickend. »Fangen Sie damit an.«
    »Wie bitte?«
    »Nehmen Sie sich ein Beil oder einen Hammer und zerhacken Sie das Ding. Hart und brutal. Hämmern Sie zu. Zerstören Sie den Spiegel. Hauen Sie ihn in Scherben.«
    »Verdammt, das sagen Sie jetzt?«
    »Ja, warum?«
    Er lachte und schüttelte den Kopf. »Sie haben vorhin noch anders gesprochen, ganz anders, verstehen Sie?«
    »Kann sein, aber…«
    »Das ist Ihr Ernst, John?« Er starrte mich beinahe mit einem flammenden Blick an.
    »Ist es.«
    »Gut«, murmelte er. »Sehr gut. Ob Sie es glauben oder nicht. Ich habe mich ein wenig näher hier umgeschaut und auch einen Gegenstand gefunden, der sich eignet.«
    »Klasse. Was ist es?«
    »Ein Beil«, sagte er. »Ein altes Beil oder eine Axt. Sie verstehen schon.«
    Ich blieb gelassen. »Wenn Sie das sagen, wird es wohl die richtige Methode sein.«
    »Darauf können Sie Gift nehmen, John.« Er rieb sich die Hände, dann drehte er sich um und verschwand.
    Etwas nachdenklich blieb ich zurück und fragte mich, ob ich richtig gehandelt hatte und uns beide nicht durch die Tat in eine große Gefahr brachte.
    Was der Spiegel nicht wollte, das wollte er nicht, das lehnte er strikt ab. So gut kannte ich ihn mittlerweile. Er hatte mein Kreuz einfach ignoriert, und ich war gespannt darauf, ob es der Axt oder dem Beil genauso ergehen würde. Wenn ja, dann war es unmöglich, ihn mit körperlicher Gewalt zu

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