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Gassen der Nacht

Gassen der Nacht

Titel: Gassen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fiel, und brachte den Rest der Stufenleiter hinter mich. Dunkelheit hüllte mich ein.
    Durch kein Fenster drang Licht, denn die Scheiben waren durch Vorhänge verdeckt.
    Langsam wie eine Schildkröte kroch ich in den Raum. Ich richtete mich auf. Das Licht hatte ich ausgeschaltet. Im Dunkeln blieb ich stehen und ließ die Atmosphäre auf mich wirken.
    War sie normal oder nicht?
    Zunächst einmal sehr muffig. Es roch nach altem Staub, nach Vergangenheit, nach Dingen, die jemand abgestellt und dann vergessen hatte. Nicht einmal unnormal.
    Aber da war noch etwas, das mich störte. Ich konnte nicht sagen, was mir dieses Gefühl eingab. Wieder einmal fühlte ich mich beobachtet. Unheimliche Augen hielten ihre düsteren Blicke auf mich gerichtet. Die Dunkelheit verwandelte sich in schwarzes Eis, das über meinen Körper kroch und mich frösteln ließ.
    Dieser Raum barg ein Geheimnis. In der Dunkelheit war es gut verborgen, und mir blieb nichts anderes übrig, als abermals die Lampe einzuschalten, um herauszufinden, was mich da auf eine latente Art und Weise bedrohte.
    Das Licht schnitt in die tiefe Schwärze. Meine Schuhe hatten Staub aufgewirbelt. Seine unzähligen Partikel tanzten im Lichtstrahl der Lampe, der jetzt im Uhrzeigersinn wanderte -und die Gegenstände erfaßte, die hier aufgebaut worden waren.
    Ich hielt den Atem an.
    Das konnte nicht wahr sein, das war unmöglich. Nein, das… Vor mir standen Figuren.
    Daß es mehrere waren, sah ich an den Schatten, die genau die Figur einrahmten, die voll von meinem Lichtstrahl getroffen worden war. Es war eine Person, die ich kannte und die ich nie im Leben hier vermutet hätte. Kara, die Schöne aus dem Totenreich!
    Wie vom Blitz getroffen war ich stehengeblieben. Ich merkte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Adrenalinstöße putschten durch meinen Körper, die Kälte auf meinem Rücken blieb, und ich schaute direkt in das angeleuchtete Gesicht Karas, Ich sah die feinen Züge, das schwarze Haar, ihr langes Gewand, ich sah auch das Schwert mit der goldenen Klinge.
    Mein Gott, wie war das nur möglich?
    Im Hals spürte ich ein Kratzen. Meine Gedanken wirbelten wie die Staubpartikel, und ich hatte das Gefühl, vor der Lösung zu stehen, wobei ich nur mehr zuzupacken brauchte, um sie zu begreifen. Das war nicht möglich. Es gab noch eine Wand, die mich blockierte. Ich kam einfach nicht durch.
    Dafür bewegte ich meine Hand nach rechts. Andere Figuren, auch alle in Lebensgröße standen dort.
    Und wieder erwischte mich die Überraschung, als ich das Skelett des Schwarzen Todes sah, den Myxin, den kleinen Magier, den Eisernen Engel ebenfalls, zudem andere Gestalten, die ich nicht kannte. Manche sahen aus wie Phantasiegeschöpfe von Comiczeichnungen, halb Mensch, halb Tier, böse Mutationen eben.
    Aber auch Krieger, die sich aufrecht dem Bösen entgegenstemmten. Ich sah Zauberer und gefährliche Hexen, denn zwei Drittel der Zimmerwände wurden von diesem atlantischen Sammelsurium eingenommen.
    Das war ein Hammer. Damit hatte ich nicht gerechnet. Atlantis hier oben auf dem Dachboden, ein Querschnitt durch diesen Kontinent. Woher hatte Temple das gehabt?
    War es sein Bruder, der Seefahrer, gewesen, durch den er an diese rätselhaften Souvenirs gekommen war? Es mußte einfach so gewesen sein, denn Eric Temple hatte ja auch den Spiegel von einer seiner Reisen mitgebracht.
    In mir drängte sich der Wunsch auf, ihn zu sprechen. Mich interessierte natürlich brennend, wo er all diese Gegenstände gefunden und wer sie hergestellt hatte. Waren sie so alt wie Atlantis, oder hatte sie jemand nachgebildet? Anhand von alten Skizzen oder irgendwelcher Eingebungen. Bisher hatte ich noch nicht festgestellt, aus welch einem Material die Figuren bestanden. Ich trat sehr dicht an sie heran und suchte mir den Schwarzen Tod aus.
    Er war mein erster Supergegner gewesen. Durch die Macht meines Bumerangs schließlich hatte ich ihn vernichten können. Noch nie war es mir gelungen, so dicht vor ihm zu stehen, ohne daß sich dabei die unterschiedlichsten Gefühle entluden.
    Selbst als Figur strömte er noch etwas von seiner grauenhaften Kraft aus. Dieser häßliche schwarze Schädel, gegen den ich klopfte und damit den Beweis hatte, daß er aus Holz bestand. Das schloß ich aus dem dumpfen Echo.
    Er war einfach abstoßend, und selbst auf seine Sense hatte der Künstler nicht verzichtet.
    Mir erschienen die Figuren so, als würden sie nur darauf warten, so schnell wie möglich erwachen zu können.

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