Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gassen der Nacht

Gassen der Nacht

Titel: Gassen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatte, der mich im Kreuzzimmer hatte niederschlagen wollen. Ich schüttelte ihn durch, wuchtete ihn vor.
    Er prallte mit dem Rücken gegen den schweren Standspiegel. Nur mühsam konnte er sich fangen. Jedenfalls stand er im Licht, konnte sehen und entdeckte die Beretta in meiner rechten Hand, deren Mündung direkt auf seine Brust zielte.
    Ich starrte ihn an.
    Sein Haar war rötlich. Es wuchs wie wildes Sauerkraut auf seinem Schädel und ging an den Seiten des Kopfes über in einen sehr dichten Bart. Er trug eine dunkle Hose und eine nach Mottenpulver stinkende Stoffjacke. Der Blick seiner kleinen Augen war ängstlich und tückisch zugleich. Die in die Stirn fallenden Haare waren schweißverklebt. Ich nickte ihm zu. »Das war der zweite Angriff auf einen Polizeibeamten. Es summiert sich, Meister!«
    »Leck mich!«
    »Darauf verzichte ich gern. Wer sind Sie?«
    »Ein Stück Teufel!«
    Ich lachte. »So sehen Sie auch aus. Ich kann ja raten. Vielleicht heißen Sie Eric Temple?«
    Er sagte nichts. Doch seine Reaktion - das Zucken der Augenlider - ließ darauf schließen, daß ich ins Schwarze getroffen hatte. Was mich wiederum freute, denn gerade an ihn, den Beschaffer des Spiegels, hatte ich einige spezielle Fragen.
    »Das nenne ich Bruderliebe, Temple, alle Achtung.«
    Er versuchte es noch einmal. »Wieso sagen Sie das? Was bedeutet dieser Quatsch?«
    »Das ist ganz einfach, Eric. Walt verkaufte die Dinge, die Sie ihm besorgt hatten.«
    Er stritt es nicht ab, schaute zu Boden, schluckte und hob die Schultern. Wir beide standen inmitten dieses grotesken Ladens und belauerten uns. Es war etwas passiert, das stimmte. Ich wußte auch, daß ich mich nicht zu lange hier aufhalten durfte, aber ich mußte Eric Temple zum Reden bringen, nicht zuletzt wegen der Statuen, die er wahrscheinlich ebenfalls mitgebracht hatte. Ich sah einfach keine andere Möglichkeit, die Wahrheit zu erfahren. Das meiste hier war auf Eric Temples Mist gewachsen. Er hatte das Grauen ins Haus geholt.
    »Nichts«, flüsterte er, »nichts ist strafbar. Ich habe für diese Andenken bezahlt. Sie sind sogar verzollt worden! Was also wollen Sie von mir?«
    »Im Prinzip haben Sie recht, Mr. Temple. Nur gibt es da einige Dinge, die mich stören. Da wäre zunächst der Tod Ihres Bruders.«
    »Ja, er war schlimm. Einfach furchtbar und ungeheuerlich.«
    »Stimmt.«
    »Aber ich habe es nicht getan!« schrie er.
    »Okay, das glaube ich Ihnen sogar. Keine Frage. Nur sind Sie indirekt daran beteiligt.«
    Er grinste kalt. »Können Sie mir das genauer erklären, Mister?«
    »Ich versuche es. Durch Ihre Souvenirs hat Ihr Bruder sein Leben verloren. Sie haben einen Fuchs oder sogar mehrere Füchse in den Hühnerstall gesteckt. Sie haben etwas unvorstellbar Schreckliches hergeholt, Mr. Temple, und Sie haben es meiner Ansicht nach systematisch vorbereitet. Der Spiegel, der sich hinter Ihnen befindet, ist nicht normal.«
    »Er sieht aber…«
    »Lassen Sie mich ausreden. Ob er normal aussieht oder nicht, das ist kein Thema. Es geht einzig und allein darum, was sich in ihm verbirgt, Mr. Temple. Er ist gefährlich, er hat das Böse gespeichert. Spiegel waren schon immer etwas Geheimnisvolles. Als es sie noch nicht gab, da benutzte man die Seen, Teiche und Flüsse als Spiegel. Aber ich will nicht abschweifen und auch nicht über seine Funktion in bezug zum Satan sprechen. Dieser Spiegel hat mit der Hölle nichts zu tun, sondern mit einer mystischen Vergangenheit.«
    »Sie sprechen in Rätseln, Mister… ähm, wie war gleich noch Ihr Name?«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    »Na gut, Sinclair. Was ist denn diese mystische Vergangenheit oder so ähnlich?«
    »Atlantis!«
    Diese Antwort traf ihn. Ich sah, wie er schluckte und gleichzeitig zusammenzuckte. Sein Blick wurde seltsam starr. Er preßte die Lippen zusammen, ließ sich Zeit, um nach einer Antwort zu suchen. Schließlich hob er die Schultern.
    »Es tut mir leid. Ich kenne kein Atlantis.«
    »Sie lügen schlecht. Woher haben Sie denn dann diesen Spiegel?«
    »Aus dem Orient.«
    »Genauer.«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Schön, Mr. Temple. Reden wir von den Figuren, die eine Etage höher ihren Platz gefunden haben. Stammen die aus dem Orient? Oder haben Sie die woanders erworben?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, was die Figuren darstellen? Oder wen sie zeigen?«
    »Irgendwelche Typen aus dem Orient.«
    Die Antwort war mir zu schnell gekommen. Ich war davon überzeugt, daß er mehr wußte. »Atlantis«, sagte ich leise. »Auch sie

Weitere Kostenlose Bücher